Zerstörung der Disziplin
"Helikoptergeld nährt perverse Anreize, die Wirtschaft und Gesellschaft lähmen"
Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Helikoptergeld nach Japan kommt. Damit wird der geld- und fiskalpolitische Irrsinn der vergangenen Jahre auf die Spitze getrieben. Der renommierte US-amerikanische Autor und Blogger Charles Hugh-Smith geht daher mit Helikoptergeld hart ins Gericht.
Die jüngste Rally am weltweiten Aktienmarkt beruht vor allem auf der Hoffnung, dass Japan schon bald mit Helikoptergeld starten dürfte. Wie Helikoptergeld genau funktioniert und weswegen es den Aktienmarkt kurzfristig beflügelt, können Sie in dem Beitrag „Anflug von Helikoptergeld in Japan treibt DAX & Co.“ nachlesen. „Das Problem mit Helikoptergeld ist, dass es nicht in Ordnung bringen kann, was in einer Volkswirtschaft kaputt ist – vielmehr hält es jedes ineffiziente, korrupte, aufgeblasene und nicht nachhaltige System des Status Quo aufrecht… Im Endeffekt nährt Helikoptergeld die perversen Anreize, die unsere Wirtschaft und Gesellschaft lähmen. Anstatt Prioritäten zu setzen und zentralisierte Systeme von der Korruption, den Blasen und der Bestechung zu befreien, die Vermögen absaugen und die Produktivität zerstören, ermöglicht Helikoptergeld, dass die ineffizienten, korrupten, aufgeblasenen und nicht nachhaltigen Systeme, die den Status Quo bilden, weitermachen können“, schreibt Charles Hugh-Smith. Der Autor ist für seine Novellen bekannt und startete 2005 den Finanzblog „Of Two Minds“, der seit Jahren zu den besten alternativen Finanzblogs der USA gehört.
Helikoptergeld führt zu noch mehr Schulden und noch mehr Ungleichheit
„Wegen Helikoptergeld sind keine Opfer notwendig. Unbegrenzte Summen frisch geschaffenen Geldes werden verwendet, um dieselben kaputten Systeme, die Extreme bei den Schulden und bei der Ungleichverteilung von Einkommens und Vermögen erzeugt haben, zu finanzieren. Die Liste der Dinge, die mit Helikoptergeld nicht in Ordnung gebracht werden können, ist lang: Die Demographie-Bombe in den Pensionsplänen, im Gesundheitssystem, usw.: nicht in Ordnung gebracht, (sondern) nur übertüncht“, schrieb Hugh-Smith. Das gleiche gelte für die Explosion der Studiengebühren, bei denen die Universitäten immer reicher werden, die ehemaligen Studenten aber immer gigantischere Studienkredite an der Backe haben. Oder das Gesundheitssystem, bei dem die Kosten völlig aus dem Ruder liefen, oder die stark steigenden Einnahmen der Rüstungsindustrie. „Nicht in Ordnung gebracht, nur übertüncht. Ich könnte ewig so weitermachen, aber das Bild ist offensichtlich: … aufgeblasene, gescheiterte Systeme halten die Fäulnis am Herzen der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Kultur der Nation aufrecht.“
Helikoptergeld kann keine Probleme lösen
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„Der gesamte Status Quo braucht dringend einen Neustart, aber Helikoptergeld stellt sicher, dass es keinen Druck für einen Neustart gibt. Was immer die Lobbyisten, Gauner, politischen Favoriten, Quasi-Monopolisten, bürokratischen Lehnsherren und Kartelle wollen, bekommen sie, dank des von der Notenbank geschaffenen Helikoptergeldes. Helikoptergeld zerstört die Disziplin, die davon herrührt, im Rahmen seiner Verhältnisse zu leben und es verschleiert die verheerenden Opportunitätskosten des Erhaltens eines gescheiterten Status Quo, bei dem wenige auf Kosten vieler profitieren“, so der Experte. Dass viele Industriestaaten, wie Japan, die USA, aber auch etliche Länder der Euro-Zone seit Jahren und Jahrzehnten weit über ihre Verhältnisse leben, zeigt die Explosion der Staatsschulden unmissverständlich. „Kostenloses Geld zu erzeugen, um die aufgeblasenen Bürokratien und die korrupten Kartelle zu erhalten, macht die zugrundeliegenden Probleme nur größer. Wir können Probleme nicht mit kostenlosem Geld lösen.“