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    Börsen-Zeitung: In fragwürdiger Sorglosigkeit, Marktkommentar von

    Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Egal wohin man am Freitag schaute: Sowohl an den

    Aktien- als auch an den Zins-, Devisen- und den Rohstoffmärkten

    herrschte eine fast einschläfernde Ruhe; nennenswerte Veränderungen

    waren kaum festzustellen. Eine Entwicklung war jedoch sehr

    bemerkenswert. Der Volatilitätsindex VDax New, der anhand von

    Optionen erwartete Marktschwankungen misst und damit wie ein

    Seismograf für Gelassenheit (niedrige Werte) bzw. Nervosität

    funktioniert, sank bis auf 17,73 und damit auf ein Jahrestief und auf

    den niedrigsten Stand seit August 2015. Am 16. Juni hatte der Index

    noch ein Jahreshoch von 39,23 erreicht.

    War da nichts? Haben nicht gerade die Briten für den EU-Ausstieg

    votiert, mit all den negativen Konsequenzen, die das nicht nur für

    die britische Wirtschaft haben wird? Ist die Türkei nicht gerade im

    Begriff, sich in eine sehr bedenkliche Richtung zu entwickeln, auch

    dies mit potenziell erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen nicht

    nur in dem Land? Und hat Donald Trump etwa schon irgendetwas gesagt,

    das darauf schließen ließe, dass sich die weltweit führende

    Wirtschaftsnation im Falle seines Wahlsiegs vielleicht doch nicht

    ganz so abträglich entwickeln wird, wie es seine Kampfrhetorik

    vermuten lassen könnte? Anders gefragt: Wie kann es sein, dass die

    Marktteilnehmer in diesem sehr unsicheren Umfeld so sorglos scheinen

    und der amerikanische Aktienmarkt jetzt sogar wieder auf historische

    Höchststände durchgebrochen ist?

    Notenbanken als Treiber

    Eine Erklärung ist, dass sich die Sorgen über die US-Wirtschaft,

    die durch einen deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibenden

    Arbeitsmarktbericht geschürt worden waren, sich durch den deutlich

    robuster als erwartet ausgefallenen Bericht über Juni wieder gelegt

    haben. Gleichzeitig bedeutet das Brexit-Votum zwar

    realwirtschaftliche Risiken. Es sorgt aber dafür, dass den

    Aktienmärkten ihr seit Jahren wichtigster Treibstoff - Liquidität und

    niedrige Zinsen - nicht ausgeht. Die Europäische Zentralbank und die

    Bank of Japan, so die feste Überzeugung der Marktteilnehmer, werden

    noch weitere Lockerungsmaßnahmen beschließen.

    Die Bank of England, die einst als erste große Zentralbank galt,

    die eine Leitzinserhöhung beschließen wird, dürfte auf absehbare Zeit

    nicht einmal im Traum daran denken, sondern sehr wahrscheinlich sogar

    mit einer Senkung aufwarten. Die Investmentbank Morgan Stanley glaubt

    nun, dass die US-Zentralbank Fed bis Ende 2017 stillhalten wird, und

    prognostiziert, dass amerikanische Staatsanleihen mit zehnjähriger

    Laufzeit im kommenden Jahr auf ein Rekordtief von 1% fallen werden.

    Marktteilnehmern wird daher angesichts eines immer größeren

    Anteils negative Verzinsungen aufweisender Staatsanleihen vielfach

    nichts anderes übrig bleiben, als zu Risiko-Assets wie

    Dividendentiteln und Credits zu greifen. Im Euroraum kommt jetzt

    hinzu, dass die Notenbank nun auch noch den Credit-Pool leer zu

    fischen hilft. Relativ gute Bewertungen oder ein Mangel an

    Alternativen, in den USA zudem die umfangreichen Aktienrückkäufe der

    Unternehmen sind aber letztlich keine nachhaltig solide Basis für den

    Aktienmarkt. Das ist nach wie vor die Entwicklung der

    Unternehmensgewinne.

    Anspruchsvolle Bewertung

    Aus ebendiesem Grund ist die derzeit am Markt grassierende

    Sorglosigkeit zu hinterfragen. Wie sich insbesondere der Brexit

    auswirken wird, ist derzeit nur ungefähr vorstellbar. Die Risiken für

    Konjunktur und Gewinne sind aber insgesamt gesehen auf jeden Fall

    abwärtsgerichtet, das ohnehin magere Wachstum von Wirtschaft und

    Gewinnen wird ein Stückchen weiter reduziert. Schon vor dem

    Brexit-Votum wurden die Erwartungen für das globale Wachstum Zug um

    Zug reduziert, und dieser Trend wird wohl so schnell nicht abreißen.

    Vor diesem Hintergrund werden die Erwartungen an die

    Unternehmensgewinne noch zurückzuschrauben sein. Hinzu kommt, dass

    die Bewertung des amerikanischen Aktienmarktes sehr anspruchsvoll

    geworden ist. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 notiert der

    US-Markt fast 20% über seiner mittleren historischen Bewertung, so

    die DZ Bank.

    Die Kombination aus hoher Bewertung des US-Markts, einem nur

    bescheidenen Wachstum, damit verbundenen drohenden Enttäuschungen von

    Markterwartungen sowie konjunkturellen und politischen Risiken deutet

    auf Korrekturanfälligkeit der Aktienmärkte hin und dürfte zumindest

    das Aufwärtspotenzial für die kommenden Monate begrenzen. Ein Index

    verfügt aber mit ziemlich großer Sicherheit über Aufwärtspotenzial:

    der VDax New.

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    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0

    www.boersen-zeitung.de





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