Altersruhe und Vorsorge
Rentenlücke und Altersarmut - Ein Welle an sozialem Sprengstoff rollt auf uns zu
Viele Arbeitnehmer haben eine Vorstellung von ihre Rentenzeit - und Träume. Mit dem Segelboot über die Flüsse und Seen schippern, ein kleines Häuschen im Süden Europas, die Welt bereisen oder auch den Enkeln das eine oder andere Extra zu finanzieren. Sommer, Sonne, Strand und Meer. Das alles könnte so schön sein nach einem langen Erwerbsleben. Könnte, wohl gemerkt. Denn dunkle Wolken ziehen am Himmel auf und es donnert: Die Rentenlücke droht.
Während die jetzigen Rentner - von den Pensionären mal zu schweigen - sich zumeist noch einen ruhigen Lebensabend gönnen können, steht sehr vielen künftigen Rentnern dann das Wasser bis zum Hals. Damit sind noch nicht einmal jene Arbeitnehmer gemeint, die - als Daueraufstocker - von einem Minijob zur Minirente wechseln.
Nein, mit dem Wegfall der Betriebsrenten und der anhaltenden Niedrigzinsphase mitsamt der Verflüchtigung der Sparguthaben (man wollte es im Alter ja gemütlich haben) und der Krise bei den Versicherern (man wollte ja zusätzlich vorsorgen) droht das Schicksal vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Nicht zuletzt, weil das Renteniveau weiter sinkt und sinkt und sinkt, wird Altersarmut zum Massenphänomen. Und da war doch noch die private Vorsorge mit der Riesterrente... Tja, die hat sich mittlerweile als Flop erwiesen.
Rentenlücke und Altersarmut - Und nun?
Rund 80 Prozent des letzten Nettogehalts benötigen wir laut Sozialverband VdK in etwa, um unseren gewohnten Lebensstil beibehalten zu können. Und nun mal alle den letzten Rentenbescheid checken. Das wird bei den meisten recht mau aussehen. Was also tun?
1. Verschieben Sie einfach den Beginn Ihrer Altersauszeit und gehen weiter arbeiten - vorausgesetzt, Sie sind fit und haben Spaß an der Sache. Damit können Sie Ihre Rente gut aufpolstern und zusätzlich noch weitere Rentenentgeldpunkte ansammeln. Wie die „Welt“ berichtet, kommt für jeden Kalendermonat, der über die Regelaltersgrenze malocht wird, 0,5 Prozent als Zuschlag hinzu. Mach bei einem Jahr ein Rentenplus von 6 Prozent und bei zwei Jahren haben sich schon 12 Prozent angesammelt. Und so weiter.
2. Fulltime wollen Sie nicht, aber ein Nebenverdienst könnte drin sein? Nur zu! Wenn Sie die Regelaltersgrenze erreicht haben, können Sie so viel dazu verdienen, wie Sie wollen - ob im Minijob oder sozialversicherungspflichtig. Wie gesagt, wenn Sie Ihr rechtmäßiges Rentenalter erreicht haben. Für uns könnte das gut und gern dann bei 70 Jahren liegen… oder gar mehr. (siehe auch: Rente - Welche Rente? Vollkommen überschätzt - Wir arbeiten bis in den Tod)
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3. Wenn Sie Ihr Regelrentenalter noch nicht erreicht haben, gelten Sie als so genannter Frührentner. Da sieht die Sache schon ganz anders aus und es gibt auch Fallstricke, auf die die „Welt“ verweist: Sie dürfen maximal 450 Euro hinzuverdienen. Zwei Mal im Jahr dürfen es auch 900 Euro monatlich sein (für Urlaub und Weihnachten). Verdienen Sie mehr, wird Ihre Rente gekürzt. Und das pauschal um mindestens ein Drittel - Grenze nach oben offen. Also Vorsicht! Das gilt auch für Bezieher einer Erwerbsminderungsrente.
4. Und dann gibt es noch, wie erwähnt, die stetig wachsende Gruppe der Aufstocker - zuerst per Minijob und dann per Rente. Ein Leben als Daueraufstocker sozusagen. Für diejenigen, die nur eine Minirente beziehen, bleibt zudem der jährliche Weg zum Amt. Dort können sie Grundsicherung beantragen und ihre Renten nach den Hartz-IV-Regelsätzen aufstocken. Und ja, die Leistung muss jedes Jahr neu beantragt werden.
Wenn wir uns jetzt mal vor Augen halten, für wie viele unserer Mitmenschen ihr jetziges Gehalt nicht zum Leben reicht, da vielleicht ihre Arbeitgeber lieber den Steuerzahler für die Lohnaufstockung in die Pflicht nehmen, kommt eine ziemlich düstere Welle auf uns zu. (Lesen Sie auch: Nun ist es raus: Das war’s mit der Rente! Jedem Zweiten droht Altersarmut).