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    Irrfahrt der Notenbanken  12056  5 Kommentare "Meister des gigantischen Gelddruckens" Japan zeigt das völlige Versagen dieses Irrsinns

    Bei seiner Wahl im Dezember 2012 hatte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe angekündigt, dass er mit massiven Konjunkturprogrammen (sprich: gigantischen Schulden) finanziert durch die Notenpresse, die Wirtschaft in Schwung bringen werde. Doch so eine Politik kann nicht funktionieren. Das hält Abe und „Strafzins“-Mario Draghi aber nicht davon ab, den Weg immer weiter zu gehen.

    Wenn gigantisches Gelddrucken funktionieren würde, müsste die japanische Wirtschaft boomen wie nie zuvor. Immerhin druckt die japanische Notenbank immer mehr Geld (dazu gleich mehr). Dass die Wirtschaft von einer deutlichen, oder gar nachhaltigen Konjunkturerholung aber weiter entfernt ist denn je, zeigen die jüngsten Wirtschaftsdaten einmal mehr unmissverständlich. So stagnierte die Wirtschaft im zweiten Quartal auf dem Niveau des Vorquartals.

    Die allzeit bullischen Volkswirte hatten ein Plus von 0,2 Prozent vorhergesagt. Woher der Optimismus der „Experten“ kommt, ist allerdings deren Geheimnis, ist die Wirtschaft in den vergangenen Jahren doch wiederholt in die Rezession abgerutscht, also zwei Quartale in Folge gegenüber dem jeweiligen Vorquartal geschrumpft. In den vergangenen fünf Quartalen hat sich jeweils ein Quartal mit leichtem Wachstum mit einem mit einer Schrumpfung der Wirtschaftsleistung abgewechselt, ehe im zweiten Quartal 2016 die Null zu Buche stand. In der Theorie dürfte das alles gar nicht möglich sein, denn die Unternehmen und die Verbraucher müssten angeblich der Geldschwemme hinterherrennen und konsumieren und investieren als gäbe es kein Morgen, weshalb die Wirtschaft boomen sollte.

    Bilanzsumme der japanischen Notenbank explodiert

    Dabei druckt die Notenbank immer astronomischere Summen. Aktuell weitet die Notenbank die Geldmengenbasis um horrende 80 Billionen Yen (792 Mrd. Dollar) pro Jahr aus. Das sind horrende 66 Mrd. Dollar pro Monat. Die Folge des Gelddruckens: Gemessen an einer jährlichen Wirtschaftsleistung von rund 500 Billionen Yen steigt die Geldmengenbasis um 16 Prozent der Wirtschaftsleistung – irre. Die Folge der Gelddruckens: die Bilanzsumme der japanischen Notenbank ist in den vergangenen zwölf Monaten um 82,5 Billionen Yen (816,8 Mrd. Dollar) nach oben geschossen. Das sind 68,1 Mrd. Dollar pro Monat. Die Bilanzsumme beläuft sich inzwischen auf horrende 85 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der EZB beläuft sich mit einem Rekord von 3,29 Billionen Euro auf „nur“ 31,4 Prozent der Wirtschaftsleistung der Euro-Zone. Die Tendenz ist allerdings stark steigend. Der Vergleichswert für die US-Notenbank: „nur“ 24,3 Prozent. Aktuell wächst die Bilanzsumme der japanischen um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr – bei einem Wirtschafts“wachstum“ von Null.

    ETF-Käufe treiben den Nikkei nach oben

    Die japanische Notenbank hat zuletzt zudem das jährliche Anleihenkaufprogramm für ETFs auf sechs Billionen Yen (59,4 Mrd. Dollar) verdoppelt. Wenn alles wie geplant läuft, wird die Notenbank Mitte 2018 für 20,5 Billionen Yen ETFs besitzen – irre! Dabei besitzt die Notenbank bereits 60 Prozent des dortigen ETF-Marktes. Mit ihren Käufen fängt die Notenbank die Verkäufe ausländischer Investoren auf, verkaufen sie doch wegen des Yen-Anstiegs kräftig japanische Aktien.

    Wenn die Notenbank ihre Pläne wie geplant umsetzt, wird sie Ende 2017 der größte Aktionär bei 55 japanischen Unternehmen sein, darunter dem weltgrößten Hersteller von Industrierobotern Fanuc und dem Zulieferer für die Halbleiterindustrie Advantest.
    Die Notenbank begründet ihre immer gigantischere Geldschwemme und den Kauf von ETFs damit, dass man die Inflation auf zwei Prozent anheizen wolle. Die Frage ist nur: Inwiefern treibt der massive Kauf von ETFs die Inflation? Das hat es nie und wird es nie tun. Der einzige Sinn und Zweck der Übung ist den Aktienmarkt nach oben zu treiben, und ihn oben zu halten, völlig unabhängig davon, dass sich die Geschäftsperspektiven für die Unternehmen aus dem Nikkei 225 wegen des steigenden Yen verschlechtern.

    Die Frage ist nicht ob, sondern wann die Geldpolitik weiter gelockert wird

    Obwohl es die Notenbank trotz des immer gigantischeren Gelddruckens nicht geschafft hat, die Wirtschaft anzukurbeln – und es auch künftig nicht schaffen wird, selbst wenn die Geldmenge um 10, 20 oder 50 Prozent pro Jahr steigen sollte -, wird die Notenbank ihren irrwitzigen Weg immer weiter gehen. Viele Experten gehen davon aus, dass die Notenbank bei der nächsten Sitzung am 21. September die Geldpolitik weiter lockern und beispielsweise die Strafzinsen von minus 0,1 Prozent auf minus 0,2 Prozent senken wird. Im „schlimmsten Fall“ muss man vielleicht bis zur übernächsten Sitzung am 1. November warten.

    Frankreich und Italien am Rande der Stagnation

    Dass das Gelddrucken nicht nur in Japan, sondern auch in der Euro-Zone überhaupt nicht funktioniert, zeigen die Wirtschaftsdaten aus Frankreich und Italien. Im zweiten Quartal hatte sowohl die französische Wirtschaft, als auch die italienische Wirtschaft stagniert. Das dürfte EZB-Chef Mario Draghi aber kaum davon abhalten, bei der nächsten Gelegenheit das Gelddruckprogramm von aktuell 80 Mrd. Euro pro Monat weiter aufzustocken und die Strafzinsen von minus 0,4 Prozent bald schon auf minus 0,5 Prozent, minus 0,75 oder minus 1,0 Prozent zu senken. Die Frage ist nur, ob man bis zur EZB-Sitzung am 8. September oder am 20. Oktober warten muss.

    Anleger sollten die Party beim DAX genießen, immerhin beruht sie ausschließlich auf der Aussicht auf Helikoptergeld in Japan und dem immer gigantischeren Gelddrucken der EZB. Dabei verschlechtern sich die Perspektiven nicht zuletzt für die DAX-Firmen, weil die Zinsen in den Industriestaaten auf immer neue Rekordtiefs sinken. Damit sinken die Zinseinnahmen der Sparer immer weiter, weshalb das Geld für den Konsum fehlt. Das belastet die Wirtschaft. Das dicke Ende dieser völlig irrwitzigen Politik der Notenbanken wird unweigerlich kommen. Anleger sollen daher die DAX-Party solange genießen, solange sie anhält. 





    wallstreetONLINE Redaktion
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