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    Börsen-Zeitung  362  0 Kommentare Berliner Duckmäuser, Kommentar zur Rentenpolitik von Stephan Lorz

    Frankfurt (ots) - Was nicht sein darf, kann auch nicht sein. Nach
    diesem Motto verfährt die Politik gerne - insbesondere in der
    Rentenpolitik. Nur einmal hatte Berlin den Mut und die Kraft
    aufgebracht, den Menschen die Wahrheit über den Zustand der
    Alterssicherungssysteme zu offenbaren und Anpassungen am Umlagesystem
    vorzunehmen: Die Beiträge wurden gedeckelt, das Rentenniveau nach
    unten geschleust und das Renteneintrittsalter auf bis zu 67 Jahre
    erhöht. Die damals handelnden Personen wurden vom Wähler aber
    abgestraft. Seither traut sich kein Politiker mehr, die älteren
    Mitbürger zu verdrießen. Unter dem Lobgesang von Sozialverbänden und
    Gewerkschaften wurden sogar viele Reformen wieder zurückgedreht.

    Dass die Alterssicherungssysteme diese Belastung bislang so gut
    verkraftet haben, ist nur der überraschend gut laufenden Konjunktur
    zu verdanken und der Tatsache, dass wir uns in einer demografischen
    Zwischenphase befinden. Die Babyboomer sind allesamt noch in Lohn und
    Brot. Das gaukelt eine heile Rentenwelt vor. Aber schon bald schlägt
    die Demografie zurück. Und es ist das Verdienst der Bundesbank, die
    ökonomischen Rahmenbedingungen ungeschönt zu benennen. Im jüngsten
    Monatsbericht fordert sie entsprechend zum Ausgleich einen Anstieg
    des Renteneintrittsalters bis 2060 auf bis zu 69 Jahre. Schließlich
    könne es doch nicht sein, dass die Menschen immer länger leben, damit
    auch immer länger Rente beziehen, die Zeit ihres Erwerbslebens aber
    zementiert und jede Debatte darüber tabuisiert wird. Ein höheres
    Renteneintrittsalter ist also gar keine Benachteiligung künftiger
    Rentner, wie stets beklagt wird. Das Verhältnis von Beitragszeiten
    und Rentenbezugszeiten bleibt schlicht konstant.

    Dass sich Politik und viele gesellschaftliche Gruppen nicht um
    Logik und Fakten scheren, musste die Bundesbank bereits einmal 2008
    und 2009 erfahren. Damals hatte sie ebenfalls eine schrittweise
    Erhöhung des Rentenzugangsalters gefordert - und wütenden Protest
    geerntet. Noch vor wenigen Monaten löste das Institut der deutschen
    Wirtschaft mit einer ähnlichen Forderung einen regelrechten Shitstorm
    aus. Auch die Bundesregierung eiert bei diesem Thema herum und
    verschließt die Augen vor der Realität. Alle ihre Vorausberechnungen
    enden konsequenterweise 2030, in jenem Jahr, auf das sich die letzte
    große Rentenreform bezieht. Das hat seinen Grund: Danach steht der
    nächste Rentenschock bevor. Hätte man bloß frühzeitig Vorbereitungen
    getroffen, wird man einst der Politik vorwerfen.

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