Aktien Frankfurt
Zinssorgen führen zu weiteren Gewinnmitnahmen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt haben die Anleger den zweiten Tag in Folge Kasse gemacht. Der Leitindex Dax stand am Mittwochmittag 0,74 Prozent tiefer bei 10 597,90 Punkten. Am Dienstag hatte bereits ein merklich anziehender Eurokurs dem Höhenflug des hiesigen Aktienmarktes vorerst ein Ende gesetzt. Eine teurere Gemeinschaftswährung verschlechtert die Exportaussichten der deutschen Unternehmen.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab am Mittwoch um 0,41 Prozent auf 21 588,10 Punkte nach. Angesichts deutlicher Kursverluste beim Schwergewicht United Internet büßte der Technologiewerte-Index TecDax 1,47 Prozent auf 1703,29 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,58 Prozent.
US-NOTENBANKER LIEFERT HINWEIS AUF LEITZINSERHÖHUNG
Nachdem der Dax Ende Juli den Brexit-Schock überwunden und danach sogar neue Jahreshöchststände erklommen hatte, nähmen nun einige Anleger Gewinne mit, sagte Marktstratege Frank Geilfuß vom Berliner Bankhaus Löbbecke. Dabei habe ihnen die erneut aufgeflammte Zinsdebatte in den USA als willkommenen Anlass gedient. Mit Dennis Lockhart, dem Präsidenten der regionalen Notenbank von Atlanta, hatte erst am Dienstag ein weiterer amerikanischer Notenbanker einen Hinweis auf eine mögliche weitere Leitzinserhöhung in diesem Jahr geliefert.
Damit sei an der Börse erst einmal die Luft raus, fuhr Geilfuß fort. Auf lange Sicht jedoch seien die Aussichten weiter positiv, da viele Profis dem Aktienmarkt derzeit den Rücken zugekehrt hätten. Wenn sich also bald der Anlagenotstand als zu groß erweisen sollte, dürften sie wieder in Dividendentitel investieren.
LINDE NUN AM DAX-ENDE
Aktuell richten sich die Blicke der Anleger am Abend auf das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed, das nach dem Xetra-Schluss auf der Agenda steht. Sie erhoffen sich Signale für den geldpolitischen Kurs im weiteren Jahresverlauf.
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Am Dax-Ende fielen die Papiere von Linde um mehr als 4 Prozent. Sie waren am Dienstag um rund 11 Prozent in die Höhe geschnellt und hatten damit von der Hoffnung auf einen Zusammenschluss mit dem Konkurrenten Praxair profitiert. Analyst Thorsten Strauß von der NordLB sieht derzeit noch viele Unsicherheiten. Die kartellrechtlichen Probleme, die das Zusammengehen der Nummer zwei und drei auf dem Markt für Industriegase mit sich bringen würde, wären erheblich.
ANALYSTENSTUDIE BELASTET UNITED INTERNET
Im MDax gaben die Aktien des Leuchtmittelherstellers Osram um 0,76 Prozent nach und litten damit unter negativen Branchennachrichten des LED-Produzenten Cree . Cree habe in seinem vierten Geschäftsquartal bei der Bruttomarge enttäuscht und so die Gewinnerwartungen leicht verfehlt, sagte ein Börsianer. Zudem habe der Umsatzausblick die Prognosen der Analysten verfehlt. Die Cree-Aktien waren am Dienstag in nachbörslichen US-Handel um rund 8 Prozent abgesackt.
Schlusslicht im TecDax waren die Anteilsscheine von United Internet mit einem Verlust von rund 4,5 Prozent. Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe hatte seine Kaufempfehlung für die Aktien des Internet-Konzerns gestrichen. Er sorge sich zunehmend, dass das Unternehmen angesichts stärkeren Gegenwinds im operativen Geschäft die Wachstumsdynamik der vergangenen Jahre nicht aufrechterhalten könne, schrieb Analyst Wolfgang Specht./la/das
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---