Was tun die eigentlich die ganze Zeit?
Überdruss im Überfluss: Investoren werden der "Arbeit" von Hedgefonds zunehmend müde
Hedgefonds werden per definitionem "aktiv verwaltet". Mittels riskanter Anlagestrategien sollen sie den Investoren überdurchschnittlich hohe Renditen einbringen. Das läuft seit Jahresbeginn eher schlecht als recht. Viele sind genervt von den mäßigen Performern.
"Anleger haben die Nase von Hedgefonds gründlich voll", schreibt die New Yorker Finanzexpertin Rachael Levy vom "Business Insider" und beruft sich mit ihrer Aussage auf streng geheime Unterlagen der Firma ValueAct Capital. Was das verwaltete Vermögen angeht, ist der Name auf jeden Fall noch Programm. Rund 16 Milliarden Dollar sollen die Fondsmanager unter ihren Fittichen haben.
Passivität
Anders sehe es jedoch bei der Performance und der öffentlichen Haltung aus, die weder äußerst wertvoll noch sonderlich aktiv erscheinen. Im Jahr 2015 verlor der Fonds insgesamt 2,2 Prozent an Wert, das Minus dürfte sich in diesem Jahr noch weiter fortsetzen. Das sei natürlich zu einem gewissen Teil der omnipräsenten Krisenstimmung unter den Märkten geschuldet. Zum anderen Teil kristallisiere sich aber auch eine zunehmende Passivität und fehlende Glaubwürdigkeit bei den Vermögensverwaltern heraus.
Intransparenz
So habe ValueAct - trotz enger personeller Verflechtungen - den Unterlagen zufolge angeblich nichts von der Verbindung zwischen dem kanadischen Pharmakonzern Valeant und der Online-Versandapotheke Philidor gewusst. Beide Firmen stehen seit letztem Jahr im Fokus der Ermittlungen, ihnen wird Bilanzfälschung und Versicherungsbetrug vorgeworfen. Seit 2006 hält der Hedgefonds umfangreiche Beteiligungen an Valeant, dessen Aktie im Zuge der Enthüllungen um rund 90 Prozent im Wert zurückgegangen ist.
Viele andere Hedgefonds haben sich an dem Pharmakonzern die Finger verbrannt. ValueAct hat es dagegen nicht ganz so schlimm getroffen - die Firma hatte kurz vor Bekanntwerden der Skandale Valeant-Beteiligungen im Wert von fast einer Milliarde Dollar abgestoßen. Zurecht glauben also viele: Irgendwas ist da faul.
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Rechtsstreitigkeiten
Dass der Hegdefonds wegen einer anderen Geschichte sowieso bereits vor Gericht steht, macht die Sache auch nicht besser. Vom US-Justizministerium wird ihm die Versäumnis seiner Meldepflicht über den Erwerb von Halliburton- und Baker-Hughes-Aktien vorgeworfen, beide Firmen befanden sich zu dem Zeitpunkt des Kaufs gerade in einem Fusionierungsprozess. Die Forderung lautet auf eine Vergleichszahlung von 11 Millionen Dollar - eine Info, die bei den wenigsten Anlegern für Luftsprünge sorgen dürfte.
Arroganz
Und sollten die Erfolge dann doch mal über denen der Referenzmärkte liegen, so Levy, dann würden Hedgefonds damit grundsätzlich und in jedem Fall hausieren gehen. Sind ihre Leistungen jedoch unterirdisch, so zucken die meisten Manager nur mit den Schultern und führen an, dass man sich als Hedgefonds eh nicht an irgendeinem Maßstab oder Index messen lassen müsste.
Einfallslosigkeit
Der letzte Punkt, mit dem Levy ihre These untermauert, ist die mangelnde Kreativität einiger Hedgefonds. Demnach würde ValueAct das ihm zugetraute Vermögen aktuell nur noch bei Konzernen anlegen, deren Firmenwert die drei-Milliarden-Dollar-Grenze übersteigt. Microsoft ist so ein Evergreen, nicht nur bei ValueAct, sonder auch bei 48 weiteren Fonds.
Das ist weder besonders einfallsreich noch wird es dem tieferen Sinn eines Hedgefonds in Sachen Risikoaffinität gerecht. Da steht für viele die Frage im Raum, ob sich die gleichbleibend exorbitanten Verwaltungsgebühren überhaupt noch lohnen oder ob man es nicht besser selbst mal probieren sollte.