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     2522  0 Kommentare Volkswagen und Amazon

    Ich habe meinen Volksamazonenindex beerdigt und gestehe meinen Fehler ein. Im Jahr Oktober 1999 hatte ich gewettet, dass die Old-Economy, verkörpert durch die Volkswagen AG, sich in Zukunft besser entwickeln wird als die New-Economy in Form von Amazon.

     

    Richtig an diesem Gedanken war, dass die meisten der „gestandenen“ Unternehmen von damals auch heute noch existieren und gutes Geld verdienen, wohingegen sehr viele der Newcomer längst pleite sind.

     

    Falsch war, das auch auf die Branchenführer zu übertragen. Denn sie haben exorbitant gut performt seitdem.

     

    Die Aktie von Amazon hat sich seit 1999 in etwa verzehnfacht, wohingegen Volkswagen nicht viel mehr als eine gute Verdoppelung zustande gebracht hat.

     

    Und ich muss zugeben, seit Langem selbst Amazon-Kunde und Amazon-Aktionär zu sein, Volkswagen hingegen zu verdammen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass auch die Zulieferer-Affäre sich noch dreht. Da ist bestimmt nicht der Zulieferer dran schuld.

     

    Erinnert sich noch jemand an Herrn José Ignacio López de Arriortúa, den mit der Uhr am rechten Handgelenk und für den seine Mitarbeiter „Krieger“ waren, die Zulieferer immer weiter auszupressen? Vor dem Hintergrund der Abgas-Betrügerei würde ich einen Besen fressen, hätte es hier keine „Relópezierung“ bei VW gegeben.

     

    Was mich am meisten dabei aufbringt, ist, dass für die Zitronenquetsch-Politik der Volkswagen-Führung jetzt auch noch der Steuerzahler mit Kurzarbeitergeld einspringen muss.

     

    Doch vielleicht ist ja wirklich alles anders.

     

    Auf jeden Fall muss ja Amazon jetzt wohl wirklich richtig Steuern zahlen in der EU. Was wirklich überfällig war. Von Nettogewinnkorrekturen hört man allerdings wenig.


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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