Warum Ergebnisprognosen immer weniger taugen…
Der Berichtssaison zum zweiten Quartal 2016 ist weitgehend abgeschlossen. Ein Grund einmal zurückzublicken und auf die Qualität der abgegebenen Prognosen zu schauen. Diese taugen offenbar immer seltener etwas.
Umsatz- oder Gewinnwarnungen sind nie besonders schön, aber besonders hart trifft es Aktien, wenn Unternehmen damit völlig unerwartet und gegen den Branchentrend an die Öffentlichkeit gehen. Doch selbst bei schwachen Branchen trifft es so manchen Anleger völlig überraschend. Dabei muss man zu einem gewissen Teil damit rechnen. Dass es fast jedes zehnte Unternehmen trifft, wird durch eine Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY deutlich, die veröffentlichungspflichtige Korrekturen an Gewinn- und Umsatzprognosen in den Jahren 2011 bis 2015 untersucht hat. Für die Analyse wurden alle 305 Unternehmen aus dem Prime Standard der Frankfurter Börse betrachtet.
Im ersten Halbjahr 2016 gab es demnach insgesamt 26 Gewinn- oder Umsatzwarnungen, im Vorjahreszeitraum lag die Zahl bei 25. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2011 gaben die Unternehmen gerade einmal zwölf derartige Warnungen heraus. Besonders häufig enttäuschten Groß- und Einzelhändler sowie Chemieunternehmen ihre Anleger – jedes vierte Unternehmen aus diesen beiden Branchen musste im ersten Halbjahr eine Gewinnwarnung herausgeben.
Auf der anderen Seite übertrafen im ersten Halbjahr 2016 aber auch viele Unternehmen aus dem Prime Standard ihre ursprünglichen Prognosen: Insgesamt 43 sogenannte Gewinn- oder Umsatzerwartungen (Von einer Gewinn- bzw. Umsatzerwartung ist die Rede, wenn der Gewinn bzw. der Umsatz höher ausfällt, als zuvor vom Unternehmen prognostiziert) wurden veröffentlicht – das waren zwar deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum, als 61 derartige Prognosekorrekturen veröffentlicht wurden, aber erheblich mehr als z. B. im ersten Halbjahr 2014, als es nur neun Gewinn- oder Umsatzerwartungen waren.
Besonders ärgerlich ist die Auswertung für Anleger bei den Blue Chips: Unter den verschiedenen Indizes aus dem Prime Standard erweisen sich die Prognosen der DAX-Konzerne als besonders unzuverlässig: Insgesamt 13 Prognosekorrekturen wurden im ersten Halbjahr von den 30 DAX-Unternehmen veröffentlicht. In acht Fällen korrigierten die Unternehmen ihre Erwartungen nach oben, in fünf Fällen nach unten.
Wichtig ist also sich nicht nur auf die Prognosen der Unternehmen zu verlassen, sondern auch einmal die gesamte Bandbreite der Analystenschätzungen auf sich wirken zu lassen. So absurd manche Einschätzungen manchmal erscheinen, können Sie doch als Außenseitermeinung ins Schwarze treffen. Entscheidend ist also immer die persönliche Bewertung der jeweiligen Prognosen. Am Ende gilt es bei der Aktienanlage wie sonst im Leben: Zu großen Optimisten werden öfter enttäuscht als vorsichtige Naturen.
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage
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Bildquelle: dieboersenblogger.de