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    Stada Aktie  547  0 Kommentare Abend ohne Abend, aber mit Wasser und Müsli-Riegel

    Chaos und Spannung, aber auch ein enorm dickes Sitzfleisch erforderte der Besuch der Stada-Hauptversammlung am vergangenen Freitag in Frankfurt, die erst kurz vor Mitternacht endete. Der institutionelle Investor „Active Ownership Capital“ (AOC), der sich weit weniger aktivistisch gab, als es vorher in der Presse zu lesen war, legte in der Aussprache mehrfach die Finger in die Wunden des Aufsichtsrats, wies auf Fehler in der Vergangenheit hin, zeigte Unfähigkeiten der Stada-Verwaltung auf und sparte dabei nicht mit harten Fakten, beispielsweise bei Thema PR-Beratung. So verwunderte es die breite Masse der anwesenden Stada-Aktionäre und Aktionärs-Vertreter, dass der AR-Vorsitzende Martin Abend eine eigene PR-Agentur (mit guten Kontakten zur FAZ) beschäftigt, die neben der PR-Agentur des Vorstands für Stada (WKN 725180 / ISIN DE0007251803) arbeitet. Während der aktuelle Stada-Vorstandschef Matthias Wiedenfels und sein CFO Helmut Kraft die ihnen zugerichteten Fragen recht kurz, aber klar und deutlich beantworteten, schwamm Abend von Frage zu Frage, meist, ohne wirkliche neue Fakten zu liefern. Seine Antworten entwickelten sich für die Zuhörer, zu denen auch der Autor dieser Zeilen gehörte, immer mehr zum Langweiler. Gut, dass man diese Zeit auch zur Essensaufnahme nutzen konnte.

    Richtig spannend wurde es, als die ersten Abstimmungen nach 18 Uhr anstanden. Dabei lief es zunächst rund – in der ersten Wahlrunde. Doch Versammlungsleiterin Karin Arnold, die vom Aufsichtsrat als externe und neurale Leiterin – richtigerweise – beauftragt worden war, unterlief ein Formfehler, die eine erste lange Unterbrechung nach sich zog. So musste die erste Wahlrunde wiederholt werden. Dabei wurden alle Vorstände (auch Ex-Chef Hartmut Retzlaff) und alle Aufsichtsräte entlastet. Allerdings schmetterten die Anteilseigner ein neues Vergütungssystem für den Vorstand ab. Dies zeigte, dass die institutionellen Anteilseigner, die AOC teilweise unterstützten, gegebenenfalls Mehrheiten gegen die bisherige Stada-Verwaltung zusammenbekommen können. Bei den dann folgenden Wahlen neuer Aufsichtsratsmitglieder wurden zunächst zwei Kandidaten gewählt, die von Stada und von AOC unterstützt wurden. Als dann aber jeweils zwei Kandidaten der bisherigen Verwaltung und zwei von AOC vorgeschlagene Personen jeweils keine Mehrheit für ihre Wahl erhielten, war das Chaos perfekt. Denn Sitzungsleiterin Arnold musste zunächst juristischen Rat einholen, wie in diesem Fall weiter zu wählen sei. Dies sorgte für die nächste längere Unterbrechung.

    Letztendlich kam es dann zu Stichwahlen, wo sich ein Vertreter der alten Stada-Verwaltung und ein AOC-Kandidat gegenüberstanden. Dabei setzte sich dann – überraschend deutlich – jeweils der Stada-Kandidat durch. Dies wiederum sorgte bei der im Publikum gut erkennbaren AOC-Riege für schlechte Laune. Doch noch war die letzte Kugel nicht verschossen, wenngleich der anwesende Caterer seine Zelte vor Sitzungsende gegen 22 Uhr abbrach, aber immerhin Wasser im Tetrapak und Müsli-Riegel zurückließ. Denn es stand noch der Antrag auf Abwahl des Aufsichtsratsvorsitzenden Abend und seines Stellvertreters Carl Ferdinand Oetker an. Während sich Oetker eine breite Unterstützung der Eigner sicherte, war nach mehr als 13 Stunden Versammlungszeit das Ende von AR-Chef Abend bei Stada besiegelt. Die Anteilseigner entzogen dem Dresdner Rechtsanwalt das Vertrauen, wohl vor allem, weil er als Handlanger und Befehlsempfänger des ehemaligen Vorstands Retzlaff gilt, aber auch, weil er in der Versammlung mehrfach einen inkompetenten Eindruck hinterlassen hatte. Wie aus Gesprächen im Publikum zu entnehmen war, stimmten dabei auch mehrere alte Stada-Aktionäre und selbst treue und loyale Stada-Mitarbeiter gegen den AR Abend. Als sein Nachfolger wurde mit dem Schweizer Pharma-Top-Manager Eric Cornut ein AOC-Kandidat ins Gremium gewählt, der in einem kurzen persönlichen Gespräch mit dem Autor dieser Zeilen einen kompetenten, aber ruhigen und sachlichen Eindruck hinterließ.

    Cornut war damit der einzige echte AOC-Kandidat, dem der Einzug ins Aufsichtsgremium gelang…

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    RaumEin Beitrag von Wolfgang Raum von Plusvisionen.de

    Wolfgang Raum ist bereits seit mehr als 25 Jahren im Kapitalmarkt-Journalismus tätig, derzeit als freier Wirtschafts- und Börsenjournalist für einige Börsenbriefe und Banken-Newsletter, aber auch als Blogger. Von 2005 bis Sommer 2014 arbeitete er als Chefredakteur für das ZertifikateJournal. Zuvor verantwortete er mehr als fünf Jahre den renommierten Börsenbrief des Anlegermagazins CAPITAL, die CAPITAL Depesche. Der Derivate-Experte, zugleich Fan von Nebenwerten und Emerging Markets, ist zudem ein gern gesehener Experte bei Fernseh- und Radio-Interviews.

    Bildquellen: Wolfgang Raum / STADA Pressefoto © STADA Arzneimittel AG



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    Christoph Scherbaum M.A. und Diplom-Betriebswirt Marc Schmidt sind die Gründer von dieboersenblogger.de. Der Social-Börsenblog wurde Ende 2008 im Zeichen der Finanzkrise von den zwei Finanzjournalisten gegründet und hat sich seither fest in der Börsenmedienlandschaft etabliert. Heute schreibt ein gutes Dutzend Autoren neben Christoph Scherbaum und Marc Schmidt über Aktien, Geldanlage und Finanzen. Weitere Informationen: www.dieboersenblogger.de.
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