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    Kolumne  1697  0 Kommentare Leo Willert (ARTS): Klare, einfache Trading-Regeln bringen langfristig einen Mehrwert

    Moderne Analysesysteme erlauben es heute, eine Vielzahl ver­schiedener Trading-Strategien im Rahmen von Backtests auf ihre „Praxistauglichkeit“ zu prüfen.

    Die wissenschaftliche Forschung setzt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Funktionsweise, den Risikoprofilen und Strukturen der internationalen Finanzmärkte auseinander.

    Moderne Analysesysteme erlauben es heute, eine Vielzahl verschiedener Trading-Strategien im Rahmen von Backtests auf ihre „Praxistauglichkeit“ zu prüfen. Dabei geht es neben dem langfristigen Renditepotenzial vor allem auch um das maximale Verlustrisiko sowie das Verhalten der einzelnen Strategien in unter­schiedlichen Marktsituationen und die Abhängigkeit der Märkte voneinander.

    Nach wie vor ist die an Universitäten meistgelehrte Kapitalmarkttheorie Eugene Fama‘s „Effiziente Märkte Hypothese“, für die er vor wenigen Jahren den Nobelpreis erhalten hat. Sie besagt im Kern, Märkte seien „effizient“ – das heißt: der aktuelle Kurs enthält alle verfügbaren Informationen und der Markt kann nicht übertroffen werden, ohne ein zusätzliches Risiko einzugehen, daher schaffe aktives Trading auch keinen Mehrwert. Diese Theorie wird auch durch die Ergebnisse der Praxis untermauert. So geht etwa aus der S&P Dow Jones Indizes Scorecard 2014 hervor, dass es 86 Prozent der Aktienfondsmanager nicht geschafft haben, ihren Benchmark-Index zu schlagen.

    Risikomanagement ist wichtig

    Diese und noch eine Reihe anderer Argumente würden grundsätzlich für eine passive „Buy & Hold“-Strategie sprechen, wäre da nicht die Frage nach den maximalen Drawdowns und der Länge der anschließenden Erholungsphasen.

    Ein Blick auf die Risikoseite dieser Strategie zeigt: Alle wichtigen weltweiten Aktienindizes haben in den vergangenen 100 Jahren starke Einbrüche erlebt und da­nach mindestens zehn Jahre benötigt, um das vorhergehende Niveau wieder zu erreichen. Der S&P 500 verlor in den Jahren 1929 bis 1932 – Stichwort: Schwarzer Freitag – insgesamt 86,19% seines Wertes und hat in der Folge mehr als 25 Jahre gebraucht, um den Verlust wieder wett zu machen.

    Der Nikkei225 sackte nach seinem Rekordhoch im Dezember 1989 um 81,87% ab und konnte sich bis heute nicht davon erholen. Auch der Eurostoxx 50 notiert nach wie vor rund 43% unter seinem Rekordhoch aus dem Jahr 2000.

    Für den Anlagehorizont- und das Risikoprofil des durchschnittlichen Anlegers sind diese zwischenzeitlichen Verluste deutlich zu hoch und die damit verbundenen Erholungs­phasen viel zu lang. Ein aktives Fondsmanagement, das mit einem konsequenten Risikomanagement arbeitet und Verluste auf ein für den Anleger erträgliches Maß reduziert, macht aus diesem Blickwinkel auf jeden Fall Sinn

    Die Frage, ob aktives Fondsmanagement diskretionär oder quantitativ erfolgen soll, wird in der Wissenschaft ebenfalls kontroversiell diskutiert. So zeigte die bahnbrechende Arbeit von Paul Meehl, einem der führenden Psychologen des 20. Jahrhunderts, dass einfache, heuristische Modelle in fast allen Fällen zu besseren Ergebnissen kommen als Experten mit individuellen Entscheidungen. Doch die Komposition eines solchen Regelwerks ist alles andere als einfach, zeigen doch akademische Studien, dass viele Handelssignale und Indikatoren oftmals nur in einem sehr geringen Ausmaß und/oder in einem begrenzten Zeitfenster funktionieren.

    Momentum Trading ist die meistuntersuchte Handelsstrategie

    Der in den letzten 20 Jahren am häufigsten wissenschaftlich untersuchte Handelsansatz ist die Momentum-Strategie, eine seit mehr als 200 Jahren in den verschiedensten Asset-Klassen bewährte Handelsstrategie. In der Praxis spielt diese dennoch eine eher untergeordnete Rolle. Der Grund dafür: Momentum-Trading ist psychologisch schwer umzusetzen. Momentum-Trading ist Handelsansatz, der gezielt auf die stärksten Performer der jüngeren Vergangenheit setzt, da diese eine mathematisch erhöhte Wahrscheinlichkeit aufweisen, auch in näherer Zukunft zu den performancestärksten Titeln zu zählen. Da die momentumstärksten Kandidaten aber auch eine erhöhte Chance haben, in Folge zu den schwächsten Titeln zu zählen, bedienen sich momentumgetriebene Trendfolgesysteme meistens mit Stopp-Loss-Limits. Sie lassen also Gewinne laufen, während Verlust-Trades relativ rasch beendet werden und können so langfristig auch eine positive Rendite erzielen, auch wenn die Trefferquote des Handelssystems nicht einmal 50% übersteigt. Für Eugene Fama und seinen Kollegen Kenneth R. French ist Momentum die „bedeutendste Anomalie“ an den Märkten. Nun entdecken auch immer mehr Investoren dieses Thema für sich.



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