Marktkommentar
Huber, Reuss & Kollegen: Marktkommentar Juli 2016
Kapitalmärkte vertragen Gegenwind überraschend gut
Trotz vieler Risiken und Gegenwinde wie Brexit, Terror und Krise der italienischen Banken ist die Stimmung an den internationalen Kapitalmärkten überraschend gut. Vor allem der Bankensektor sollte in normalen Zeiten die Risikoaversion der Marktteilnehmer erhöhen. Mehr denn je stehen Europas Finanzinstitute unter Druck: eine zu niedrige Eigenkapitalausstattung, ein gigantischer Berg an zu befürchtenden Kreditausfällen und eine aufgrund Niedrigzinsen und Regulierung schwache Ertragsaussicht haben viele Aktienkurse von Banken dramatisch einbrechen lassen. Mit einer Bilanzsumme der in Euroland beheimateten Banken von knapp 32 Billionen Euro ist das Risiko dieser Branche kaum mehr beherrschbar. Dass bis zum jetzigen Zeitpunkt nur die Bankaktionäre einen Großteil ihres Kapitals verloren haben und sich der restliche Aktienmarkt in guter Verfassung zeigt, ist nicht ganz unbegründet. Es zeigt sich vielmehr die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer, dass dieses systemische Risiko einmal mehr von der Notenbank und damit dem Steuerzahler übernommen wird. Sie wird die Branche aller Voraussicht nach weiterhin sehr zinsgünstig refinanzieren und notfalls auch die „faulen Kredite“ abkaufen. Mehr denn je scheinen sich die Finanzmärkte darauf zu verlassen, dass ihnen die Währungshüter im Falle einer Krise zu Hilfe eilen.
Groteske Auswirkungen auf die Rentenmärkte
Der massive Eingriff der Notenbanken hat an den internationalen Rentenmärkten weiterhin groteske Auswirkungen: Inzwischen ist ein großer Teil des globalen Anlageuniversums in negatives Terrain abgerutscht. Es gibt Berechnungen, wonach 30 % der weltweit ausstehenden Anleihen eine negative Rendite aufweisen. Anfang 2014 lag dieser Wert noch bei null. Wir sehen weiterhin kein Ende dieser Entwicklung. Die Kaufprogramme der Bank of Japan, der Europäischen Zentralbank und vielen anderen Notenbanken sollte diese Entwicklung eher noch verstärken.
Neue Höchstwerte an den Aktienmärkten
Die expansive Geldpolitik unterstützt weiterhin auch die Aktienmärkte. Einige Indizes markieren neue Höchstwerte, obschon der schleppende Geschäftsverlauf der Unternehmen diese Hausse nicht rechtfertigt. So sind die Profite der S&P-500-Gesellschaften seit mittlerweile vier Quartalen rückläufig. Dennoch erwarten wir in den nächsten Wochen ein positives Umfeld für die Aktienmärkte. So steigt die Geldmenge in letzter Zeit wieder sehr stark an, die US-Notenbank scheint es nun auch offiziell mit einer Zinserhöhung nicht mehr eilig zu haben und Japan legt ein gigantisches Konjunkturpaket in Höhe von über 5,5 % des Bruttoinlandsproduktes auf. Zudem gibt es immer mehr Anzeichen, dass in Reaktion auf Brexit und Terror die Austerität in Euroland beiseitegeschoben und Wachstum auf Pump wieder salonfähig wird. Zu guter Letzt deuten einige Indikatoren auf eine Erholungsbewegung in China hin. Die Summe dieser Faktoren macht einen deutlichen Einbruch der Aktienmärkte in den Sommermonaten weniger wahrscheinlich.
Rohstoffmärkte: Anleger setzen zur Absicherung auf Gold
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An den Rohstoffmärkten sollten Edelmetalle weiterhin unterstützt bleiben. Die Monetarisierung durch die Notenbanken greift immer mehr um sich. Goldanleger stocken ihre Positionen derzeit wieder deutlich auf. Die als Folge des Brexit-Votums gestiegenen politischen Risiken führen dazu, dass sich Anleger mit einem Goldinvestment gegen mögliche Turbulenzen an den Kapitalmärkten absichern wollen.