Aktien Europa
"Macht es Sinn, eine Rückkehr zur Normalität in Betracht zu ziehen?"
Die Krisen der vergangenen Jahre haben unter Anlegern zu einem Anstieg der Risikoaversion geführt. Sogenannte defensive Titel sowie Titel, die von fallenden Zinsen profitieren, verzeichneten eine extreme Outperformance, während zahlreiche Zykliker deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurückblieben. Gleichzeitig war zu beobachten, dass sich die Bewertungen vieler Unternehmen immer mehr von ihren Fundamentaldaten abkoppelten. Diese Bewertungsverzerrung hat sich negativ auf den Value-Anlagestil ausgewirkt, der uns bei METROPOLE Gestion kennzeichnet. Derzeit sorgen vor allem noch die Folgen des Brexit-Votums und die Entwicklung der Zinssätze für Unsicherheit. Wir untersuchen daher die langfristigen Auswirkungen beider Faktoren auf unsere Investitionsentscheidungen genauer.
Normalität bei den meisten Unternehmen
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Die Analyse der Unternehmensergebnisse für das zweite Quartal sowie unsere persönlichen Gespräche mit den Geschäftsführungen der u.a. im Portfolio unseres paneuropäischen Aktienfonds METROPOLE Selection gehaltenen Gesellschaften haben ergeben, dass die europäischen Firmen bisher kaum durch das Ergebnis des Referendums beeinträchtigt wurden. Die in Großbritannien ansässigen Unternehmen verzeichneten im Vorfeld der Abstimmung insgesamt zwar eine leichte Abschwächung der Nachfrage, die jedoch von einer raschen Rückkehr zur Normalität gefolgt wurde. Die einzige wesentliche Konsequenz war bisher der dramatische Wertverlust des britischen Pfund, der sich in den Büchern der Unternehmen niederschlug. Es handelt sich jedoch in den meisten Fällen lediglich um einen Umtauscheffekt ohne Auswirkungen auf die Rentabilität. Zu den Unternehmen, die am stärksten von den negativen Folgen des Brexit betroffen sein könnten, zählt Marks & Spencer. Das britische Unternehmen hat jedoch bisher keine Veränderung des Kaufverhaltens seiner Kunden festgestellt. Allerdings wird sich die Abwertung des britischen Pfund spürbar bemerkbar machen, sobald die bestehenden Währungsabsicherungsgeschäfte ausgelaufen sind, da 50 Prozent seiner in Großbritannien verkauften Einzelhandelsprodukte aus dem Ausland stammen. Um sein Rentabilitätsniveau zu halten, wird M&S gezwungen sein, die höheren Importpreise auf seine Kunden abzuwälzen. M&S kann jedoch seine Preise nur dann anheben, wenn seine Konkurrenten nachziehen. Das Unternehmen unterliegt somit wie schon in den zurückliegenden Jahren den Zwängen des Wettbewerbs und muss seine Strategie und seine Restrukturierung daran ausrichten. Im Bausektor verzeichneten die britischen Unternehmen CRH, SIG und Travis Perkins nach dem Referendum keine Auftragsrückgänge. Alle der genannten Gesellschaften, mit deren Vertretern wir uns trafen, haben Restrukturierungsmaßnahmen vorbereitet, um etwaige negative Folgen des Brexit auszugleichen.