Übernahmepoker
Kaiser’s Tengelmann auf der Kippe - Aus, Zerschlagung oder Fortführung?
Wie wallstreet:online berichtete, wollen die Chefs von Kaiser’s Tengelmann und Edeka den Übernahmevertrag auflösen, wenn Konkurrent Rewe seine Klage gegen die Fusion nicht fallen lässt. Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub wolle die hohen Verluste von rund 90 Millionen Euro im Jahr bei Kaiser’s Tengelmann nicht mehr tragen und plant, zahlreiche Läden vor allem in Nordrhein-Westfalen zu schließen. Damit könnten bis zu 5000 der 16.000 Mitarbeitern ihren Job verlieren, allein 3000 in Nordrhein-Westfalen, der Rest in Berlin und dem Großraum München. Alle Augen sind nun auf den 23. September, dem Termin für die außerordentliche Aufsichtsratssitzung von Tengelmann, gerichtet.
Kurz vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann werden Forderungen der Arbeitnehmervertreter an Tengelmann-Chef Haub laut. „Statt Zerschlagungsszenarien brauchen wir ein Fortführungskonzept das trägt, bis die Gerichte entschieden haben, oder es eine Einigung aller Beteiligten gibt“, sagte Manfred Schick, Aufsichtsratsmitglied und Betriebsratsvorsitzender der wichtigen Tengelmann-Region München/Oberbayern, der „WirtschaftsWoche". Für die derzeitige Situation des Unternehmens macht Schick auch Haub verantwortlich: „Klar, trägt der Eigentümer Verantwortung für die Lage“, so Schick.
Tengelmann-Chef Haub hatte wegen des langen Tauziehens um die Fusion von Kaiser's Tengelmann mit dem Branchenprimus Edeka mehrfach mit einem Aus für seine defizitäre Supermarktkette gedroht. Doch noch ist nicht aller Tage Abend. Am heutigen Donnerstagabend ist ein Spitzentreffen der Gewerkschaft Verdi um Frank Bsirske und Stefanie Nutzenberger sowie Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub, Edeka-Chef Markus Mosa und Rewe-Chef Alain Caparros geplant, um Rettungsmöglichkeiten auszuloten.
Unvollständige Elefantenrunde: Zentrale Beteiligte fehlen bei Krisengipfel
Doch die Zweifel an den Erfolgsaussichten des Supermarkt-Gipfels wachsen. Denn: Andere zentrale Beteiligte fehlen aber am Verhandlungstisch. So wurde der Discounter Norma nach eigenen Angaben „zu diesem ‚Elefantentreffen‘ nicht eingeladen“, teilte das Unternehmen der „WirtschaftsWoche" mit. Auch die Markant AG ist nicht vertreten. Beide Unternehmen haben wie Rewe Beschwerde gegen die Ministererlaubnis von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel eingelegt.
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Rewe und Markant hatten zudem in Eilanträgen erwirkt, dass die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka vom Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) vorläufig gestoppt wurde. "Wenn Norma und Markant an ihren Klagen festhalten, bleibt es bei der vorläufigen Entscheidung des OLG Düsseldorf, die Ministererlaubnis auszusetzen - auch wenn Herr Haub sich mit Rewe auf eine Klagerücknahme einigt", sagte Daniel Zimmer, der frühere Leiter der Monopolkommission, im gegenüber dem Wirtschaftsmagazin. Um die Verfahren zu beenden, reiche es nicht aus, wenn nur einer der Beteiligten seine Klage zurückzieht, bestätigte auch ein OLG-Sprecher.