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    Börsen-Zeitung  429  0 Kommentare Hoffen auf Algier, Kommentar zum Ölmarkt von Dieter Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Wenn sich am Montag und Dienstag die
    internationale Ölbranche auf dem International Energy Forum in Algier
    trifft, wird es um nicht weniger gehen als darum, wie sich der
    Ölpreis in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird. Denn im
    Rahmen der Konferenz werden sich die Energieminister der großen Öl
    produzierenden Länder treffen. Sie wollen über eine konzertierte
    Aktion zur Stützung des Ölpreises entscheiden.

    Ähnliche Verhandlungen hatte es schon im April dieses Jahres in
    Doha gegeben. Dort waren sie gescheitert, mit dem Ergebnis, dass der
    Ölpreis noch einmal kräftig nachgegeben hatte. Diesmal scheinen die
    Gespräche zwar besser vorbereitet zu sein. In den vergangenen Wochen
    hat es hinter den Kulissen bereits fieberhafte Aktivitäten gegeben,
    wobei (fast) jeder mit jedem gesprochen hat. Aber auch diesmal ist
    die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass es zur Vereinbarung eines
    Maßnahmenpakets kommt, das wirklich in der Lage wäre, den Ölpreis zu
    stützen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

    Zum einen ist der Konflikt zwischen den beiden
    Opec-Schwergewichten Saudi-Arabien und Iran immer noch ungelöst. In
    dem Streit zwischen den beiden Ländern geht es um Marktanteile. Der
    Iran, der seine Förderung seit dem Ende der Sanktionen aus dem
    Atomstreit stark ausgebaut hat, möchte wieder die Position einnehmen,
    die er vor dem Streit innehatte. Das Land hat im August schon wieder
    3,8 Mill. Barrel pro Tag (bpd) exportiert, womit das Niveau von vor
    dem Atomstreit von rund 4 Mill. bpd fast erreicht ist. Die
    Exportoffensive des Iran geht vor allem auf Kosten Saudi-Arabiens.
    Dementsprechend sind die Saudis geneigt, ihre Marktposition mit allen
    Mitteln - sprich niedrigen Preisen - zu verteidigen und den Iranern
    gegenüber keine Zugeständnisse zu machen.

    Auf der anderen Seite ist Saudi-Arabien aber auf höhere Einnahmen
    angewiesen. Das auch im eigenen Land unbeliebte Regime erkauft sich
    das Stillhalten der Bevölkerung mit teuren Subventionen, die im Zuge
    des Ölpreisverfalls zu einem hohen Haushaltsdefizit geführt haben.

    Zudem will das Land in einer großangelegten Offensive die momentan
    fast hundertprozentige Abhängigkeit der saudischen Wirtschaft von den
    Öleinnahmen verringern und das Land modernisieren. Dazu benötigt das
    Regime viel Geld. Eine Finanzierungsmaßnahme ist der geplante
    Börsengang des staatlichen Ölkonzerns Aramco. Das Aramco-IPO kann
    aber nur dann die gewünschten hohen Summen einspielen, wenn die
    Perspektive für den Ölpreis halbwegs ansprechend ist. Dies könnte die
    Kompromissbereitschaft der sunnitischen Saudis sogar mit Blick auf
    den schiitischen Erzfeind Iran deutlich vergrößern. Für eine Einigung
    hätte Saudi-Arabien aber die Kröte zu schlucken, dass der Iran erst
    ab einer Fördermenge von 4 Mill. bpd bereit ist, über eine Deckelung
    nachzudenken.

    Was den Kern der Maßnahmen betrifft, auf die sich die an diesen
    Gesprächen teilnehmenden Länder einigen könnten, so dürfte es
    lediglich um die erwähnte Deckelung und nicht etwa sogar um eine
    Reduzierung der Fördermengen gehen. Daher dürfte sich die Wirkung auf
    den Ölpreis von kurzfristigen Ausschlägen abgesehen in Grenzen halten
    - zumal die Internationale Energieagentur IEA zuletzt ihre
    Erwartungen für das globale Nachfragewachstum deutlich
    heruntergeschraubt hat. Ihre Analysten gehen jetzt erst für 2017 und
    nicht mehr für das laufende dritte Quartal 2016 von einem Abbau des
    Überangebots aus.

    Somit sind die folgenden beiden Szenarien die wahrscheinlichsten.
    So könnten einerseits die Gespräche erneut scheitern, mit dem
    Ergebnis, dass der Ölpreis abermals den Sinkflug antritt. Allerdings
    dürften die neuerlichen Verluste nicht so dramatisch ausfallen wie im
    Frühjahr. Einen Ölpreis von 30 Dollar wird die Welt wohl so schnell
    nicht wieder sehen.

    Andererseits könnte es eine mit warmen Worten formulierte
    Übereinkunft geben, mit der sich die Teilnehmer verpflichten, ihre
    Produktion nicht noch weiter zu steigern. Dies hätte zweifellos auf
    kurze Sicht einen positiven Einfluss auf den Ölpreis, der wieder über
    die Marke von 50 Dollar steigen und sich möglicherweise sogar auf 60
    Dollar zubewegen würde. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich
    der positive Effekt rasch abnutzt und dass der Ölpreis nach einem
    ersten Preissprung wieder abbröckelt. Ein wirklich nachhaltiger
    Ölpreisschub durch das Treffen wird von den wenigsten Beobachtern
    erwartet.

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