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    ROUNDUP/Döpfner  413  0 Kommentare Zeitung vom Papier emanzipieren

    BERLIN (dpa-AFX) - Der neue Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Mathias Döpfner, sieht die Zukunft der Branche im Digitalen. "Wir müssen es hinbekommen, die Idee der Zeitung vom Papier zu emanzipieren", sagte der Vorstandsvorsitzende des Medienhauses Axel Springer am Montag in Berlin. Das sei mit Blick auf das Jahr 2050 die historische Aufgabe für die Unternehmen.

    Beim Zeitungskongress hob der BDZV-Präsident hervor, in aufgeregten Zeiten seien unaufgeregter Journalismus, kritische Recherche und nüchterne Einordnung besonders wichtig. Nach der Silvesternacht von Köln hätten Journalisten und Verleger eine "ganz schlechte Figur" abgegeben, räumte Döpfner ein. "Reporter haben nicht gründlich genug recherchiert."

    Glaubwürdigkeit bedeute auch, die unangenehmen, vielleicht auch politisch inkorrekten Dinge beim Namen zu nennen. "Zeitungen müssen schreiben, was ist."

    Der AfD-Parteivize Alexander Gauland warf den Medien in ihrer Berichterstattung über die Flüchtlingskrise eine "Schere im Kopf" vor. In der "Flüchtlingseuphorie" hätten sich viele Journalisten auf die gute Sache gestürzt und keine Empathie für Menschen gezeigt, die Angst gehabt hätten, sagte Gauland bei einer Podiumsdiskussion. "Es fehlte die Distanz."

    Der "Bild"-Vize-Chefredakteur Politik und Wirtschaft, Nikolaus Blome, kritisierte den von Rechtspopulisten genutzten Schmähbegriff "Lügenpresse". "Das finde ich bodenlos", sagte Blome. "Natürlich machen Medien Fehler", so Blome mit Blick auf die Berichterstattung über die Silvesternacht in Köln. Aber ein Fehler oder ein Irrtum, das sei etwas anderes als eine Lüge. Er wies den Vorwurf zurück, die AfD sei totgeschwiegen worden.

    Peter Pauls, Chefredakteur des "Kölner Stadt-Anzeigers", verteidigte die Berichterstattung über die Silvesternacht, in der es zu zahlreichen Übergriffen auf Frauen kam. Die Medien hätten nicht versagt. "Wir haben von Anfang an Dinge beim Namen genannt", sagte Pauls. "Wir haben das dargestellt, was wir wussten. Das ist ganz wichtig. Wir haben aber auch das gesagt, was wir nicht wussten."

    Miriam Meckel, die Chefredakteurin der "Wirtschaftswoche", erzählte in einem Vortrag, wie Meinungen im Internet trügen können. Sie riet zur Vorsicht bei der Frage "Was sagt denn das Netz?". Dazu führte sie in einem Experiment vor, wie schnell ein falscher Eindruck entsteht: Ein paar Leute schafften es dabei, innerhalb von 40 Minuten ein schräges Twitter-Schlagwort (#linkemeerheit) in die Hitliste der 20 "Trending Topics" in Deutschland zu bringen.

    Mathias Döpfner ist beim Zeitungsverband Nachfolger des langjährigen Präsidenten Helmut Heinen. Döpfner forderte eine neue Medienpolitik in Europa, was Online-Inhalte angeht. "Wir liefern die Inhalte kostenlos - das Geld, und zwar fast hundert Prozent, verdienen andere", kritisierte Döpfner.

    Der Staat sei in der Pflicht, "der alltäglichen Enteignung von Verlagen ein Ende zu setzen". Es brauche eine europäische Lösung, die über das deutsche Recht hinausgehe, sagte Döpfner in Richtung des Kongress-Gastes Günther Oettinger, des EU-Kommissars für Digitalwirtschaft.

    Die EU-Kommission hatte kürzlich angekündigt, Verlegern mehr Rechte an Online-Inhalten geben zu wollen. Sie sollen damit eine ähnliche Stellung wie Film- oder Musikproduzenten erhalten.

    "Ihr Geschäftsmodell ist in Gefahr", sagte Oettinger in seiner Rede vor den Verlegern. Er machte sich für eine "faire Vergütung" stark. Es gebe in der Wertschöpfungskette eine Schieflage./ca/DP/tos





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