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    Börsen-Zeitung  414  0 Kommentare Fair bleiben, Kommentar zum Auftritt von EZB-Chef Draghi im Bundestag von Mark Schrörs

    Frankfurt (ots) - So sehr sich die Europäische Zentralbank (EZB)
    auch bemüht, den Besuch von Notenbankchef Mario Draghi am Mittwoch im
    Bundestag herunterzuspielen - das ist ohne Frage ein ebenso
    besonderer wie heikler Termin. Das gilt erst recht nach der verbalen
    Fehde zwischen Unionspolitikern und der EZB im Frühjahr, die gar in
    CSU-Forderungen gipfelte, Draghis Nachfolger müsse ein Deutscher
    werden - und angesichts einer möglichen neuerlichen Ausweitung der
    ultralockeren Geldpolitik. Eine erneute Eskalation aber darf es nicht
    geben. Ein Showdown würde - unabhängig vom Ausgang - beiden Seiten
    immens schaden.

    Die Abgeordneten wollen Draghi in die Mangel nehmen. Das ist nicht
    nur ihr gutes Recht, sondern aktuell ihre Pflicht. Tatsächlich nimmt
    der Nutzen jeder weiteren EZB-Maßnahme ab, während die Risiken vor
    allem für die Finanzstabilität rasant steigen. Davor hat selbst
    Draghis Intimus Benoît Coeuré gewarnt. Die Zentralbank der
    Zentralbanken BIZ mahnt sogar, womöglich sei der Punkt erreicht, an
    dem die Geldpolitik mehr Schaden anrichtet als Nutzen stiftet. Die
    Kritik muss aber fair und sachlich bleiben. Debatten über die
    "richtige" Nationalität des EZB-Präsidenten sind irrwitzig.

    Die Politik, auch jene in Berlin, kann zudem nicht ihre Hände in
    Unschuld waschen. Es stünde ihr frei, Vorteile durch die
    Milliarden-Einsparungen bei der Zinslast an die um ihre
    Altersvorsorge besorgten Bürger weiterzureichen. Vor allem aber
    könnte auch Berlin aktuell einiges dafür tun, dass es der
    Euro-Wirtschaft besser geht. Das meint nicht plumpe
    schuldenfinanzierte Konjunkturpakete. Aber mehr Investitionen vor
    allem in Bildung und weitere Strukturreformen könnten für nachhaltig
    mehr Wachstum sorgen. Immer neue (Renten-)Wahlgeschenke und das
    Zurückdrehen von Reformen bewirken das genaue Gegenteil.

    Draghi seinerseits muss die Sorgen der Deutschen ernst nehmen -
    auch wenn er nicht alle versteht. Das große Misstrauen der Deutschen
    muss ihn alarmieren. Vertrauen ist das wichtigste Gut jeder
    Zentralbank. Solange sich die Wirtschaft robust zeigt und mehr
    Inflation absehbar sind, sollte die EZB nicht schon wieder die
    geldpolitische Brechstange herausholen. Insbesondere aber muss Draghi
    klar machen, dass die EZB einen Plan für den Ausstieg aus der
    beispiellosen Geldschwemme hat. An einer solchen Perspektive mangelt
    es bisher.

    Es wäre verheerend, wenn die EZB und die Geldpolitik nach oder
    neben der Flüchtlingskrise zum Wahlkampfschlager wird. Die Attacken
    von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump auf die US-Notenbank Fed
    belegen, dass davon nur eine Seite profitieren würde - die
    Populisten.

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