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    „Sag zum Abschied leise Servus“  1709  0 Kommentare „Sag zum Abschied leise Servus“

    Lärm, Trubel, Expo Real. Auf der diesjährigen Immobilienmesse ging es hoch her. Vor allem der Trend zu immer mehr Präsentationen und Podiumsdiskussionen an den Messeständen ohne Rücksicht auf akustische Verluste führte zu einem harten Wettbewerb um den hörbarsten Vortrag.

    Von Holger Friedrichs, geschäftsführender Gesellschafter der Dr. ZitelmannPB. GmbH

    Dabei gab es genug Interessantes zu berichten und zu erfahren: etwa dass alles tatsächlich digitaler wird, wie man der gemeinsamen Studie von EY Real Estate und ZIA entnehmen konnte, die pünktlich zur Messe veröffentlicht wurde. Den Beweis dafür trat der Messeveranstalter selbst an, der mit seiner neuen verbesserten App dafür sorgte, dass man stets mobil und auf dem neuesten Nachrichtenstand war. Jedenfalls solange die Netzverbindung funktionierte.  

    Dennoch: Als Gast auf der Messe hätte man, oberflächlich betrachtet, die Bedeutung der digitalen Welt nicht zwingend bemerken müssen. Im Halbstundentakt wechselten Messebesucher und Journalisten ihre Gesprächspartner, eilten, mal mit Brezel, mal mit Wurst bewaffnet und die meiste Zeit vor Regenschauern flüchtend zwischen den sechs Hallen hin und her. So viel dann auch zum Klimawandel: In meinen vielen Jahren auf der Münchner Expo Real habe ich noch nie derartiges Hamburger Schietwetter erlebt.

    Standen also just des hanseatischen Wetters wegen Handelsthemen so hoch im Kurs? Jedenfalls zogen von den Veranstaltungen, die ich besuchen konnte, jene zu Handelsfragen, Immobilienfinanzierung und Proptech (manch ein Aussteller gab gegenüber Proptech sogar Liebeserklärungen ab) mit regelmäßig mehr als 100 Besuchern besonders viele Hörer an.  

    Und dann die Pre-Expo-Abende, die Cocktailpartys, die Expo-Breakfasts, die Expo-Lunchs, die berühmt-berüchtigten Standpartys. Am Berliner Messestand floss schon früh Bier, böse Zungen munkeln, gleich ab neune. Und da Bayern Messestandort ist, drückten die Sicherheitsleute wie jedes Jahr am Münchner Stand ein Auge zu und ließen das abendliche Treiben gewähren. Ja mei, da freilich waren die meisten Besucher schon in der City, diskutierten beim Abendessen weiter, bis dass zunehmend die nonverbale, rhythmisch-motorische Verständigung überhand gewann.

    Persönliche Kommunikation in Reinkultur, könnte man meinen. Aber mitnichten: Während der gesamten Messe wurde man erschlagen, dirigiert und getrieben von E-Mails, von Newslettern, insgesamt von einer Tag für Tag spürbar wachsenden Nachrichtenflut − die die Messebesucher im Halbstundentakt auf ihren Smartphones lasen, unvorhergesehene Kollisionen auf den proper gefüllten Gängen vorprogrammiert. Auch das war übrigens ein Ergebnis der EY Real Estate/ZIA-Studie: Mobile Arbeitsgeräte liegen bei Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft und bei Proptech-Unternehmen an Bedeutung auf Rang eins.

    Fragt sich nur, was fehlte? Und da sage ich ganz klar: das selbstfahrende Auto, das mich abholt, wenn ich die Messe wieder verlassen möchte. Denn dann müsste man weder ein bis zwei Stunden am Taxistand Schlange stehen noch den bayerisch-gemütlichen Anleitungen zum praktischen Ölsardinentum in der U2 Folge leisten. In diesem Sinne: Wir sehen uns nächstes Jahr auf ein Neues.



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