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    AUSBLICK  443  0 Kommentare EZB dürfte stillhalten und Straffungssorgen dämpfen

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag (20. Oktober) könnte spannend werden, obwohl keine konkreten Entscheidungen erwartet werden. So dürfte sich EZB-Präsident Mario Draghi beispielsweise mit der Frage konfrontiert sehen, was an Medienberichten dran sei, dass die Notenbank über ein Auslaufen ihrer Anleihekäufe nachdenke. Ein zweites größeres Thema dürfte die absehbare Knappheit von kaufbaren Wertpapieren sein, und wie die EZB darauf reagieren will.

    Ihre Leitzinsen dürfte die Notenbank nicht verändern. Bankvolkswirte gehen in großer Mehrheit davon aus, dass der Hauptrefinanzierungssatz bei null Prozent bleibt. Der Satz für Bankeinlagen bei der EZB dürfte ebenfalls unverändert bei minus 0,4 Prozent verharren. Seitdem die Notenbank den Einlagensatz vor rund zwei Jahren in den negativen Bereich gesenkt hat, ist von einem Strafzins die Rede, den die Banken für Einlagen bei der Notenbank zu zahlen haben. Die Debatte um die Belastungen des Finanzsektors durch den Negativzins hat in den vergangenen Monaten insbesondere in Deutschland an Schärfe gewonnen.

    Bankvolkswirte erwarten auch keine wesentlichen Anpassungen des Wertpapierkaufprogramms. Nach wie vor dürfte die EZB Staatsanleihen und andere Vermögenswerte im Wert von monatlich 80 Milliarden Euro kaufen. Bislang will sie die Käufe bis mindestens März 2017 fortsetzen. Obwohl es aufgrund der Formulierung "mindestens" kein festgelegtes Enddatum gibt, rechnen Fachleute damit, dass die Notenbank die Wertpapierkäufe bald zeitlich verlängern und dies explizit ankündigen wird. Viele Analysten rechnen damit aber erst frühestens auf der übernächsten Sitzung im Dezember.

    Ein großes Thema auf der nach der Zinssitzung stattfindenden Pressekonferenz dürften Medienberichte sein, wonach es Überlegungen in der Notenbank über ein schrittweises Auslaufen der Wertpapierkäufe gibt ("Tapering"). Spekulationen auf ein absehbares Ende der Geldschwemme hatten in den vergangenen Wochen zu steigenden Marktzinsen nicht nur im Euroraum geführt. Bankvolkswirte sind aber überwiegend der Meinung, dass Überlegungen zu geringeren Anleihekäufen, sollte es sie in der EZB geben, sich auf einen fern liegenden Zeitpunkt beziehen.

    Die Volkswirte der BayernLB etwa schreiben in einem Ausblick, ein schrittweises Auslaufen der Wertpapierkäufe sei zwar grundsätzlich unabdingbar, um Schocks an den Finanzmärkten zu vermeiden. "Allerdings sind diese Ausstiegsszenarien Gedankenspiele für die weitere Zukunft." Die Experten begründen ihre Einschätzung mit der immer noch hohen Unterauslastung der Kapazitäten im Euroraum und der anhaltend schwachen Inflation. Selbst die um den Ölpreisverfall bereinigte Inflation, die Kernrate, liegt mit 0,8 Prozent deutlich unter dem Preisziel der Notenbank von knapp zwei Prozent.

    Konkrete Neuigkeiten, wie die EZB mit dem Problem absehbarer Knappheiten an Staatsanleihen umgehen will, erwartet kaum ein Volkswirt. Zwar hat EZB-Präsident Draghi bereits angekündigt, Fachgremien mit der Lösung des Problems zu beauftragen. Ergebnisse werden aber nicht vor der Dezembersitzung erwartet. Hintergrund der Problematik sind selbstauferlegte Regeln der EZB, die ihr etwa verbieten, Staatspapiere mit einer Rendite unterhalb von minus 0,4 Prozent zu erwerben. Auch sind gegenwärtig Käufe von mehr als 33 Prozent einer bestimmten Staatsanleihe nicht zulässig. Analysten erwarten, dass diese Regeln demnächst gelockert werden, um absehbaren Knappheiten insbesondere bei Bundesanleihen zu begegnen./bgf/jsl/tos





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