Das Dorf der letzten Widerspenstigen
Habe ich Ihnen eigentlich schon gesagt, dass meine Familie aus der Wallonie stammt? Ja, aber so genau haben Sie meine Bücher sicher nicht gelesen. Aber es stimmt: Als sie dort ihren protestantischen Glauben nicht mehr ausüben durften, sind sie ausgewandert.
Als sie nicht mehr protestieren konnten, sind sie ausgewandert.
Heute muss niemand mehr auswandern, wenn er nicht protestieren kann. Jedenfalls nicht in der EU. Und protestieren darf man sowieso. Und kann damit sogar ein Riesenabkommen wie CETA nahe an den Abgrund fahren.
Finde ich das jetzt richtig und habe ich dafür Sympathie? Widerstand ist immer immer angebracht, wenn er gerechtfertigt ist und das richtige Ziel trifft. Das dürfte hier jedoch nicht der Fall sein.
Mit hohen Standards und öffentlichen Schiedsgerichten scheint mir CETA eher ein richtiges Musterabkommen zu sein, ganz im Unterschied zu TTIP. Aber darum geht es ja gar nicht.
Es sind nur ein paar verrückte Gallier, die sich hier aufspielen und denken, sie wären Asterix und Obelix.
Als ich mir die Orte angeschaut habe, aus denen meine Familie stammt, Dour und Wasmes südwestlich von Mons im Hennegau (Hainault), habe ich nur gedacht: Hier wäre ich auch weggezogen. Sogar heute noch.
Ich hatte auch als Tourist nur einen Gedanken: Nichts wie weg hier!
Doch wenn jeder frustrierte Europäer, dem es wirtschaftlich oder mental nicht wunderprächtig geht, das gesamte System blockieren kann, könnten wir ja gleich Pegida zur EU-Institution machen.
Ich für meinen Teil schaue mir da lieber die Filme von Ken Loach an. Und kaufe US-Aktien.