Made in China 2025
Protektionismus gegen den Ausverkauf deutscher Technologie?
Die Übernahme des deutschen Chip-Herstellers Aixtron ist vorerst gestoppt und auch beim geplanten Kauf der Osram-Lampensparte Ledvance müssen die chinesischen Interessen einen Rückschlag einstecken. Sehr zum Missfallen des chinesischen Botschafters in Deutschland, Shi Mingde, der die „zunehmenden protektionistischen Tendenzen in Deutschland“ kritisiert. „Deutschland sendet derzeit die falschen Signale nach China und an die Außenwelt. Außerhalb Deutschlands fragt man sich, ob hier der Handelsprotektionismus dabei ist, sein Haupt zu heben.“
„So sollte man einen Partner nicht behandeln“
Mit nur 0,3 Prozent würden Chinas Investitionen einen „verschwindend geringen“ Anteil der Investitionen des Auslands in Deutschland ausmachen. Das entspreche nur einem Zehntel der deutschen Investitionen in China. „Da ist es unverständlich, dass die chinesische Investitionstätigkeit in Deutschland bereits in ihrer Startphase auf Beschränkungen trifft. Das ist ganz offensichtlich nicht hilfreich für eine gesunde Weiterentwicklung der Wirtschafts- und Investitionszusammenarbeit der beiden Länder“, warnt der Botschafter in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.).
Peking fühle sich vom Verhalten der Bundesregierung gegenüber chinesischen Investoren düpiert: „Zwischen China und Deutschland besteht eine ‚umfassende strategische Partnerschaft‘. Deshalb sollten beide Seiten ihre Probleme mittels Konsultationen und Gesprächen lösen und nicht ohne vorherige Gespräche mit der anderen Seite einseitig vollendete Tatsachen schaffen oder einseitig Maßnahmen ergreifen. So sollte man einen Partner nicht behandeln. Wir hoffen auch, dass die Kooperationen beider Länder von ihren Regierungen und ihren Unternehmen entschieden werden, andere politische Faktoren oder Interventionen von dritter Seite sollten hier nicht mit hereinspielen.“
Irritationen in China
Während hierzulande die Sorge reift, die Chinesen könnten durch den Aufkauf von deutscher Technologie eine Abkürzung als Wirtschaftsmacht nehmen, trommelt Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel derzeit in Peking für eine stärkere Öffnung des chinesischen Marktes für ausländische Investoren. Doch bereits zu Beginn hatten Irritationen den Besuch von Wirtschaftsminister Gabriel überschattet. Überraschend sagte Chinas Handelsminister Gao Hucheng nach einem Gespräch mit Gabriel am Dienstag in Peking seine Teilnahme an einer Sitzung des deutsch-chinesischen Wirtschaftsausschusses ab. Hintergrund sei der Widerstand in Deutschland gegen chinesische Übernahmen hiesiger Hightech-Firmen. Vizeministerin Gao Yan, die den Handelsminister in dem gemeinsamen Wirtschaftsausschuss vertrat, beklagte laut Nachrichtenagentur „dpa-AFX“ in ihrer Auftaktrede eine "investitionsfeindliche Stimmung" in Deutschland. Mit keinem Wort entschuldigte sie sich bei den Spitzen der deutschen Wirtschaft für die Abwesenheit des chinesischen Ministers. Offiziell hieß es, Handelsminister Hucheng könne nicht kommen, weil die Gespräche mit Gabriel während eines Mittagessens zu lange gedauert hätten.
Made in China 2025 - staatlich verordnete Einkaufsliste
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Doch China-Experte Sebastian Heilmann warnt vor einem systematischen Ausverkauf deutscher Hochtechnologie an die Volksrepublik. Gemeint ist das so genannte Leap-Frogging mit dem Entwicklungsstufen durch die Übernahme ausländischen Know-hows übersprungen werden können. Pekings Wirtschaftsprogramm ‚Made in China 2025‘ sehe vor, dass die Volksrepublik bis 2025 eine führende Rolle in Hochtechnologiemärkten wie Robotik, künstlicher Intelligenz, Luft- und Raumfahrt, Elektromobilität oder bei gentechnisch hergestellten Medikamenten erobere. Diese Spitzenposition könne Chinas Industrie aber aus eigenen Kräften oft nicht schnell genug erreichen, sagte Heilmann gegenüber der Wochenzeitung „Die Zeit“. (Mehr dazu hier: Eindringliche Warnung: Staat auf Einkaufstour: Ausverkauf deutscher Hochtechnologie an China)