US-Wahlkampf
Der rote Knopf - „Narzissten haben im Machtpoker schon ganze Völker geopfert“
Es wird wieder knapp im US-amerikanischen Wahlkampf. Lag die demokratische Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton zuletzt einige Punkte vor ihrem republikanischen Kontrahenten, mischt die Intervention des FBI-Direktors die US-Election noch einmal auf. In einem Umfrage des Senders ABC und der "Washington Post" liegt Donald Trump zum ersten Mal seit Mai vor Clinton. Der Republikaner kommt nach den am Dienstag veröffentlichten Zahlen mit 46 Prozent auf einen Punkt mehr als die Demokratin. Während Trumps Werte seit der neuen FBI-Veröffentlichung zu E-Mails aus Clintons Umfeld am Freitag zugenommen hätten, seien Clintons abgesunken.
Psychologen warnen vor Egozentrismus und mangelnde Impulskontrolle
Deutsche Psychologen haben erhebliche Bedenken gegen eine US-Präsidentschaft Donald Trumps geäußert. So sagte der Vize-Direktor der Uni-Klinik für Psychiatrie Göttingen, Borwin Bandelow, der Tageszeitung „Die Welt": Der Kandidat der Republikaner habe neben seinem Egozentrismus und der Sucht nach Aufmerksamkeit große Probleme damit, seine Impulse zu kontrollieren. „So jemand kann schnell den roten Knopf drücken, ohne darüber nachzudenken.“ Menschen, deren Narzissmus so ausgeprägt sei, hätten im Machtpoker auch schon ganze Völker geopfert, sagte Bandelow. „Denn es geht im Kern immer nur um eins: sie selbst.“
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John Rauthmann, Psychologe an der Humboldt-Universität zu Berlin, sagte der Zeitung: „Ich fände es sinnvoll zu klären, ob eine Person für ein solches Amt nicht nur körperlich, sondern auch geistig
in Form ist. In meinem privaten und professionellen Leben ist mir eine solch konsistent problematische Ausprägung an narzisstischen Verhaltensweisen (wie bei Trump, d. Red.) noch nicht
untergekommen.“
Etliche renommierte US-Psychologen hatten ab Herbst 2015 immer wieder vor einem Präsidenten Trump gewarnt. Der Kandidat zeige Anzeichen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, lautete ihre
nahezu einhellige Meinung. Manche sprachen von einem „klassischen“ Fall oder einem „Schulbeispiel“.