One day after
Waffen, Pillen, Mauer-Material: Das sind die Gewinnerbranchen nach dem Trump-Sieg
Ein Mini-Börsenchrash in Asien, ein Peso-Absturz, Turbulenzen hier und da - doch alles in allem ist die nach dem Wahlergebnis erwartete Hysterie an den Märkten weitgehend ausgeblieben. Es scheint sogar echte Gewinnerbranchen zu geben. Eine Bilanz.
Haben Anleger nach der Brexit-Erfahrung ein dickes Fell bekommen? Zwar wurden Aktien-, Devisen- und Rohstoffwerte nach gestrigem Bekanntwerden der Wahlergebnisse zunächst heftig durchgerüttelt, doch ist der allgemeine Schock an den meisten Handelsplätzen schon längst wieder verdaut. Der Dax schloss sogar mit einem Plus von 1,56 Prozent bei 10.646 Zählern.
Der Run auf den sicheren Goldhafen hielt darüber hinaus nur kurzfristig an, die frühen Vortagesgewinne von über vier Prozent sind schon längst wieder passé. Und nach kurzem Aufbäumen rutschten Euro und Schweizer Franken sogar noch unter ihr jeweiliges Ausgangsniveau. Am Ölmarkt ist nach einem anfänglichen Kurssturz ebenfalls wieder Ruhe eingekehrt. Lediglich den Peso hat's nachhaltig erwischt - von seinem zwölfprozentigen Einbruch konnte sich die mexikanische Währung bislang kaum erholen.
Es haben sich jedoch auch schon jetzt vermeintlich längerfristige Gewinnerbranchen herauskristallisiert. So hat die Unsicherheit über die zukünftige US-Außenpolitik sowie Trumps geplante Aufstockung des Militäretats für ordentlichen Auftrieb bei den Rüstungsaktien gesorgt. In seinem Wahlkampf hatte der President-elect zudem angekündigt, die europäischen Nato-Mitglieder für die Entsendung von US-Truppen zur Kasse zu bitten.
Die Papiere von Rheinmetall und der italienischen Leonardo Finmeccanica stiegen in der Folge um 4,63 beziehungsweise 8,08 Prozent (Schluss: 67,45 Euro; 11,63 Euro). Die französische Thales-Group konnte im Tagesverlauf einen Kursgewinn von 6,25 Prozent verbuchen und notierte am Ende bei 89,91 Euro. Der britische BAE-Konzern durfte sich über eine formidable Hausse von 11,07 Prozent freuen und schloss somit bei 6,82 Euro. Bei der US-amerikanischen Raytheon-Company gab es einen ebenso bedeutsamen Zugewinn von 8,47 Prozent (Schluss: 134,42 Euro), deren Konkurrent Lockheed Martin erzielte ein Plus von 7,05 Prozent (Schluss: 232,37 Euro).
Die von Hillary Clinton geplante Gesundheitsreform ist mit ihrer Wahlniederlage im Sande verlaufen. Entsprechend aufgeatmet wurde unter Pharma-Anlegern, denn damit ist die Möglichkeit einer Deckelung von Mediamentenpreisen erstmal wieder vom Tisch. Die zu den Schwergewichten zählende Bayer-Group legte eine Rally von 4,20 Prozent hin und endete damit bei 93,31 Euro. Die britischen Konkurrenten GlaxoSmithKline und AstraZeneca standen dieser Performance in nichts nach. Sie erreichten ein Plus von 5,41 und 5,69 Prozent (Schluss: 18,66 Euro / 53,58 Euro). Die Schweizer Unternehmen Novartis und Roche erzielten ein Plus von 5,50 beziehungsweise 6,16 Prozent und verabschiedeten sich bei 67,88 Euro und 221,13 Euro. Der US-Konzern Pfizer legte um 7,41 Prozent mit einem Schlusskurs von 29,56 Euro zu.
Neben Pharma- und Rüstungsaktien waren auch Papiere aus dem Baustoffsegment gefragt. Mehrmals hatte der ehemalige Bauherr Trump angekündigt, in die Infrastruktur seines Landes investieren zu wollen. Mit Blick auf sein umstrittenes Vorhaben, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten lassen zu wollen, bringt sich der Zement- und Betonhersteller HeidelbergCement (+4,67 %, Schlusskurs: 92,18 Euro) schonmal in Position. Laut "Reuters" sehe der Vorstandsvorsitzende Bernd Scheifele große Chancen für seine Firma, die für dieses Projekt nötigen Baustoffe in Texas und Arizona ausliefern zu können. Auch die Aussicht auf eine längerfristige Dollar-Aufwertung lässt auf reichlich Währungsgewinne für den deutschen Konzernchef hoffen: "Das spült ordentlich in die Kasse", sagte Scheifele am Mittwoch.
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