checkAd

    Marktkommentar  102  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): Notenbanken können vorübergehend abwarten

    Es spricht leider vieles dafür, dass die Phase des billigen Geldes noch längst nicht zu Ende ist – was, erklärt Dr. Harald Preißler.

    ​Weltweit sind die Notenbanken zurückhaltender geworden, was zusätzliche monetäre Stimuli angeht. Dies spiegelt indes keinen grundlegenden Sinneswandel wider. Vielmehr ist es ein Abwarten, das sich die Währungshüter gegenwärtig leisten können.

    Über ein Ende der ultraexpansiven Massnahmen könnten die Notenbanken nur dann ernsthaft nachdenken, wenn die Inflation nachhaltig nach oben dreht. Davon sind wir aber noch weit entfernt. Somit spricht leider vieles dafür, dass die Phase des billigen Geldes noch längst nicht zu Ende ist. Die Aktienmärkte dürfte dies freuen.

    Die Angst geht um an den Finanzmärkten. Es mehren sich die Befürchtungen, die grossen Notenbanken der Welt könnten ihre monetäre Unterstützung zurückfahren. Die Anleihenmärkte kommen entsprechend rund um den Globus unter Druck und auch die Aktienmärkte verspüren ungeachtet eines freundlichen Konjunkturausblicks Gegenwind.

    In der Tat waren aus einigen Ländern entsprechende Signale zu vernehmen. Am auffälligsten fiel die Kehrtwende in Grossbritannien aus. Hatten die Währungshüter noch Mitte September eine weitere Zinssenkung in diesem Jahr für wahrscheinlich gehalten, sind sie inzwischen deutlich zurückgerudert. Die von der Bank of England prognostizierte ausgeprägte Wachstumsverlangsamung im Nachgang des Brexits ist nicht eingetreten. Folglich besteht auch kein Grund, die monetäre Schützenhilfe nochmals auszuweiten.

    Auch die Bank of Japan ist angesichts einer anziehenden Konjunkturdynamik und einer wenigstens moderat abwertenden Währung augenblicklich nicht gezwungen, weitere expansive Massnahmen zu lancieren. Die jüngsten Äusserungen des Notenbankpräsidenten deuten darüber hinaus darauf hin, dass man sich mehr Zeit lassen will, um das Inflationsziel zu erreichen. Entsprechend ist es der Geldpolitik möglich, zunächst weiter stillzuhalten.

    Darüber hinaus kann sich gegenwärtig auch die EZB Zeit lassen. Die erfreulichen Konjunkturdaten mindern den Druck, schon jetzt über den Fortgang des Anleihenkaufprogramms im März nächsten Jahres entscheiden zu müssen. Zusätzlich dreht die Headline-Inflationsrate aufgrund des Herausfallens der preisdämpfenden Basiseffekte vom Energiepreisrückgang im Vorjahr nach oben und verschafft der Notenbank damit ebenfalls Zeit.

    Bei genauerer Betrachtung spiegelt das aktuell zu beobachtende Zögern der Notenbanken aber keinen grundlegenden Sinneswandel wider, etwa eine skeptischere Beurteilung der Wirksamkeit der ultraexpansiven Geldpolitik. Vielmehr ist darin lediglich ein Abwarten zu sehen, das sich die Notenbanken angesichts einer überraschend positiven Konjunkturentwicklung und wieder nach oben drehender Teuerungsraten leisten können.

    Lesen Sie auch

    Damit die Geldpolitik aber tatsächlich über ein Ende der ultraexpansiven Massnahmen nachdenken könnte, müsste mehr passieren als ein paar Monate mit erfreulichen Konjunkturdaten und einem lediglich technisch bedingten Anstieg der Inflationsrate. Von zentraler Bedeutung wäre, dass nachhaltiger Teuerungsdruck aufkommt, der die Inflationsraten den Zielen der Währungshüter dauerhaft näher bringt. Davon ist gegenwärtig aber nichts zu sehen. In der Eurozone bewegt sich die Kerninflationsrate (bei der u.a. die Energiepreise ausgeklammert werden) weiterhin in der Mitte der seit drei Jahren bestehenden Seitwärtsspanne zwischen 0,6% und 1,1%. Sie ist damit nach wie vor weit entfernt von den knapp 2,0%, die von der EZB angestrebt werden. In Anbetracht des geringen fundamentalen Preisdrucks (u.a. schwaches Lohnwachstum, tiefe Rohstoffpreise) wird sich an dieser Seitwärtsbewegung auch so schnell nichts ändern. Der Inflationsausblick bleibt daher »enttäuschend«. Eine Fortsetzung der ultraexpansiven Geldpolitik ist mithin extrem wahrscheinlich.

    Ähnlich stellt sich die Situation in Japan dar. Nachhaltiger Teuerungsdruck ist immer noch nicht auszumachen. Das 2%-Ziel, das zuletzt vor über 20 Jahren erreicht wurde und das die BoJ sogar für längere Zeit überschreiten will, bleibt angesichts einer Kerninflationsrate von 0,0% in weiter Ferne. Folglich wird die Bank of Japan mittelfristig nicht nur ihre expansiven Massnahen im bisherigen Umfang fortführen, sondern sogar ausweiten müssen.

    Alles in allem spricht leider vieles dafür, dass die Phase des billigen Geldes noch längst nicht zu Ende ist. Zu dem »Dopingentzug« durch die Notenbanken, den die Finanzmärkte fürchten, sollte es daher nicht kommen. Die Aktienmärkte dürften somit von dieser Seite nicht auf Dauer belastet werden, sondern im Zuge der von uns prognostizierten positiven Konjunkturentwicklung weiter zulegen.



    Asset Standard
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    AssetStandard ist das führende Portal für Vermögensverwaltende Produkte in Deutschland. Auf www.assetstandard.com werden alle Daten, Dokumente und Informationen zu diesem wachsenden Marktsegment gebündelt. Einheitliche Standards ermöglichen einzigartige Vergleiche zu den Anlageprodukten. Das Portal beinhaltet umfassende Recherche-, Analyse- und Informationsmöglichkeiten bis hin zum Asset Manager eines einzelnen Produkts.
    Mehr anzeigen

    Verfasst von Asset Standard
    Marktkommentar Dr. Andreas Busch (BANTLEON): Notenbanken können vorübergehend abwarten Es spricht leider vieles dafür, dass die Phase des billigen Geldes noch längst nicht zu Ende ist – was, erklärt Dr. Harald Preißler.