Preissprung von 2.600 Prozent!
Rekord-Geldstrafe für aggressive Preispolitik: Pfizer muss 84,2 Millionen Pfund zahlen
Der Pharmakonzern Pfizer hat den Preis des lebenswichtigen Epilepsie-Medikaments Phenytoin über Nacht um bis zu 2.600 Prozent in die Höhe getrieben. Dafür wurde ihm von der britischen Kartellbehörde eine Rekord-Geldstrafe von 84,2 Millionen Pfund auferlegt.
Es ist eigentlich nichts Neues. Wieder einmal rückt ein Pharmakonzern für seine fragwürdigen Moral- und Preisvorstellungen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Diesmal geht es nicht um Valeant oder Mylan, sondern um den amerikanischen Medikamentenhersteller Pfizer.
Weil er den Preis für das lebenswichtige Epilepsie-Medikament Phenytoin über Nacht um rund 2.600 Prozent angezogen hat, bekommt er jetzt die Quittung von der britischen Kartellbehörde CMA (Competition and Markets Authority). 84,2 Millionen Pfund (ca. 99 Millionen Euro) muss Pfizer laut "Guardian" für diesen "extraordinären Preissprung" bezahlen, der den "Nationalen Gesundheitsdienst und die Steuerzahler einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet hat".
Wo sich der Preis für eine 100-mg-Packung Phenytoin zunächst nur auf 2,83 Pfund belief, betrug er am nächsten Tag plötzlich 67,50 Pfund. Im Mai 2014 hatte Pfizer ihn dann auf 54 Pfund gesenkt. Die Gesamtausgaben des Nationalen Gesundheitsdiensts stiegen in der Folge innerhalb eines Jahres von zwei auf 50 Millionen Pfund.
In keinem anderen Land habe Pfizer so dermaßen an der Preisschraube gedreht, wie in Großbritannien, hieß es von der CMA. Auch gäbe es hierfür nicht wirklich eine Rechtfertigung, da es sich bei Phenytoin um ein Standard-Arzneimittel handelt, bei dem keine großartigen Innovationen oder Investitionen vorgenommen wurden.
Laut dem Leiter der Ermittlungen, Philip Mardsen, sei dies "die höchste Geldstrafe, die jemals von der CMA verhängt wurde und sie sendet dem Sektor eine klare Botschaft, dass wir fest entschlossen sind, diesem Treiben Einhalt zu gebieten und Verbraucher zu schützen."
Auch der Medikamentenhändler Flynn Pharma wurde mit einer Geldbuße von 5,2 Millionen Pfund (ca. 5,9 Millionen Euro) belegt. Bei Pfizer wolle man gegen das Urteil Berufung einlegen. Das Papier des Pharmaherstellers hat bislang noch keine nennenswerten Einbrüche davongetragen.