Porsche - Abgasskandal
Lenkradkennung: Illegale Manipulation der Verbrauchsangaben auch bei Porsche?
Seit mehr als einem Jahr steht der Volkswagen-Konzern im Zuge des Abgas-Skandals im Zentrum weltweiter Ermittlungen. Der Skandal zieht immer weitere Kreise und ein Ende scheint noch lange nicht in Sicht.
Im September hatte der VW-Konzern eingestanden, bei Abgas-Tests auf dem Prüfstand mithilfe einer Software die Ergebnisse für Dieselwagen manipuliert zu haben. Zu den manipulierten Diesel-Autos gesellten sich dann noch die Benziner. Und wie heute bekannt wurde, geht die EU-Kommission nun auch noch gegen Deutschland vor. Der Vorwurf: die Bundesregierung habe Volkswagen nicht für die Manipulation von Schadstoffwerten bei Dieselautos bestraft.
VW - Audi - Porsche und die Lenkradkennung
Neben den VW-Mobilien, geriet auch Audi stärker unter Druck und nun Porsche. Wie die „WirtschaftsWoche“ berichtet, untersuchen das Bundesverkehrsministerium und das Kraftfahrtbundesamt (KBA) mögliche illegale Manipulationen der Verbrauchsangaben bei Porsche-Fahrzeugen. „Das KBA prüft gegenüber Porsche den Sachverhalt bezüglich der sogenannten Lenkradkennung“, bestätigte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums gegenüber dem Wirtschaftsmagazin.
Mit Hilfe der Lenkradkennung können Fahrzeuge erkennen, ob sie sich auf der Straße oder im Testbetrieb auf einem Rollenprüfstand befinden. Auf dem Prüfstand wird das Auto beschleunigt, aber nicht gelenkt. Manipulierte Autos können dann automatisch in einen speziellen Modus schalten, in dem sie weniger Sprit verbrauchen und weniger Kohlendioxid (CO2) ausstoßen. Im Normalbetrieb sind Verbrauch und Emissionen deutlich höher. Im November hat das Bundesverkehrsministerium wegen eines solchen Verdachts bereits eine Untersuchung von Audi-Modellen in Auftrag gegeben.
Nach Informationen der „WirtschaftsWoche" haben Porsche-Insider das Ministerium auf die Spur gebracht. Die Beamten hätten Vertreter des Unternehmens zunächst befragt. Da diese offenbar nicht alle Zweifel ausräumen konnten, beauftragte das Ministerium das KBA mit einer detaillierteren Untersuchung. Porsche wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern und erklärte lediglich, dass „unsere Fahrzeuge die Anforderungen des Gesetzgebers hinsichtlich Verbrauchsangaben und Abgasemissionen, die zum Zeitpunkt der Zulassungen gültig waren, erfüllen“.
Der Hintergrund: Erst Dieselgate, dann Benzingate
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In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres verging nahezu kein Tag ohne neue Nachrichten zum VW-Abgas-Skandal. Im Zuge der weltweiten Abgasmanipulation an Millionen Volkswagen schrieben wir über Rücktritte, Betrugsermittlungen, eine Gewinnwarnung, teure Rückrufaktionen, Entschuldigungen, Transparenzoffensiven … Aber auch über die reichsten Deutschen, die Quandts, deren Vermögen in Folge des Diesel-Gate um 4,5 Milliarden Euro geschmolzen ist und das Zittern der Bundesliga vor einem Rückzug des Großsponsors Volkswagen (siehe hier und hier). Dann brachte ein Whistleblower neue VW-Enthüllungen ans Licht. Zum Dieselgate gesellte sich das Benzingate. Und die Prüfinstitute standen nun selbst auf dem Prüfstand.
Es kam wie es kommen musste: Im Oktober vergangenen Jahres musste der VW-Konzern den ersten Quartalsverlust seit über 20 Jahren verkünden. Das Dieselgate hatte dem Konzern demnach einen Verlust von 3,5 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) eingebrockt. Auch unter dem Strich war das Ergebnis mit minus 1,7 Milliarden Euro tiefrot (mehr dazu hier).