Standort Deutschland
"Beachtliche Nachteile" - Europäische Konzernchefs fürchten Konkurrenz aus Asien
Sie strecken ihre Fühler unter anderem auch nach deutschen Unternehmen aus. In Wirtschaft und Politik mehrt sich die Sorge nach dem Ausverkauf deutscher Technologie (mehr dazu hier und hier). Doch wie steht es wirklich um die Konkurrenz aus Asien? Eine ernste Gefahr für den Standort Deutschland?
Bei europäischen Konzernchefs steigt die Sorge, von Unternehmen aus Asien überrundet zu werden. Konzerne aus China und Indien werden zurzeit als größte Konkurrenz empfunden, wie aus einer der Tageszeitung „Die Welt“ vorliegenden Studie des Forschungsinstituts The Economist Intelligence Unit (EIU) für die Bertelsmann-Stiftung hervorgeht.
„Doch auch aus Malaysia, Indonesien, Taiwan und den Philippinen wird zunehmend Innovationsdruck spürbar. Als innovativster asiatischer Wirtschaftszweig gilt dabei der IT-Sektor, gefolgt von elektronischen Ausrüstungen, medizinischen Geräten, Maschinenbau und Automobilen“, heißt es in der Studie, für die 200 Führungskräfte aus verschiedensten Branchen in mehreren europäischen Ländern befragt wurden.
Beachtliche Nachteile durch asiatischen Protektionismus
Aktuell sehen 46 Prozent der Umfrageteilnehmer asiatische Unternehmen als ernsthafte Konkurrenz – allerdings nur auf asiatischen Märkten. Global gesehen bejahten das elf Prozent der Konzernchefs.
Was asiatische Unternehmen in den Augen ihrer europäischen Wettbewerber unter anderem so schlagkräftig macht, ist die starke Unterstützung durch ihre Regierungen. Rund 70 Prozent der Befragten
gaben an, dass sie sich durch die politische Unterstützung, die asiatische Unternehmen bekommen, benachteiligt sehen.
Ein Drittel der Befragten sprach sogar von „beachtlichen Nachteilen“. Man nehme nur das Beispiel der koreanischen Werften. Immerhin rund 27 Prozent der Unternehmen rechnen damit, dass die
aufsteigende asiatische Konkurrenz sie in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnte. 61 Prozent der befragten Unternehmensführer in Europa sagten außerdem, dass sie von ihrer Regierung bisher
gar keine oder nur geringe Unterstützung erfahren. Nur 31 Prozent fühlen sich tatkräftig unterstützt.
Chinas Leap-Frogging - Staatlich verordnete Einkaufsliste?
Die Frage ist nicht leicht von der Hand zu weisen, so China-Experte Sebastian Heilmann, der vor einem systematischen Ausverkauf deutscher Hochtechnologie an die Volksrepublik warnt. Pekings Wirtschaftsprogramm ‚Made in China 2025‘ sehe vor, dass die Volksrepublik bis 2025 eine führende Rolle in Hochtechnologiemärkten wie Robotik, künstlicher Intelligenz, Luft- und Raumfahrt, Elektromobilität oder bei gentechnisch hergestellten Medikamenten erobere.
Diese Spitzenposition könne Chinas Industrie aber aus eigenen Kräften oft nicht schnell genug erreichen, sagt Heilmann. „Daher streben Regierung und Industrie ein ‚Leap-Frogging‘ an: Sie überspringen Entwicklungsstufen, indem sie ausländisches Know-how übernehmen. ‚Made in China 2025‘ lässt sich als staatlich verordnete Einkaufsliste lesen.“ Hier sei die Politik gefordert, so der 51-jährige Ökonom. (Mehr dazu hier: Eindringliche Warnung: Staat auf Einkaufstour: Ausverkauf deutscher Hochtechnologie an China)