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    Marktkommentar  784  0 Kommentare Dr. Achim Hammerschmitt (Fürst Castell): Rückblick – Ausblick

    Euro- und Zinskrise sind noch nicht vorbei, bei den Unternehmen sieht es gut aus: Dr. Achim Hammerschmitt zum Jahreswechsel 2016/2017.

    Die Jahresendrallye an den Aktienmärkten ist gerade in vollem Gange, Mario Draghi hat wieder einmal die Kaufprogramme der EZB ausgedehnt. Dies war nötig, um den Italienern an die Seite zu springen, die gerade per Referendum bewiesen haben, dass sie reformunwillig sind und sich mit ihrem politischen System ihre Reformunfähigkeit erhalten wollen.

    Den Teilnehmern der Rentenmärkte bringt das in Erinnerung, dass die Rückzahlung von Anleihen nicht nur von der Rückzahlungsfähigkeit sondern auch von der Rückzahlungswilligkeit eines Staates abhängt. Ein klares Zeichen dafür, dass die Krise der Eurozone noch nicht vorbei ist und wir von einer Normalisierung der Lage und der Zinsen wie in den USA noch weit entfernt sind.

    Was dies für Anleger bedeutet, hängt auch von Wachstumsaussichten und der Profitabilität der Unternehmen ab. Und auf dieser Seite sieht es verhältnismäßig gut aus. Letztes Jahr hatte ich erwartet, dass das Wachstum in der Eurozone in der 2. Jahreshälfte 2016 abnimmt. Wir wurden aber bisher eines Besseren belehrt. Das gilt auch für China und die USA, die in unserem ökonomischen Weltbild derzeit Schlüsselpositionen besetzen. So werden wir in den USA wohl sehr nahe bei 2 % realem Wachstum für 2016 landen, was nach Befürchtungen von nur 1,6 %–1,8 % doch Entwarnung gibt. Und auch bei den Unternehmen sehen wir in Europa, Japan und USA bessere Gewinne als erwartet. Die Wildcard ist der neue Präsident der Vereinigten Staaten: Donald Trump. Was wir bisher wissen: Sein Wirtschaftsprogramm wird das Wachstum ankurbeln, was zusammen mit seinen geplanten Handelsbeschränkungen vor allem die mittleren und kleineren Unternehmen beflügeln wird. Diese Hoffnung beschwingt immer noch die Märkte weltweit und nährt die Jahresendrallye.

    Für die Aktienmärkte kann diese Erwartungshaltung noch eine ganze Weile weiter tragen, wobei der »honeymoon« nach einer Präsidentenwahl meist kurz vor der Amtseinführung beendet war. Wir glauben, dass sich erst im Laufe der Zeit herauskristallisieren wird, wie stark Trump die Handelsverflechtungen beschädigt. Für Deutschland, das nach China und Japan den drittgrößten Handelsüberschuss relativ zum US-Bruttosozialprodukt hat, und seine Unternehmen, spielt das eine nicht unwesentliche Rolle und könnte die eine oder andere Gewinnrevision auslösen.

    Die Rentenmärkte werden weiterhin von den Notenbanken dominiert. In Japan hält die BOJ die 10-jährigen Zinsen bei Null fest, in der Eurozone agiert Draghi weiter expansiv und die FED wird nach der, schon fest in den Preisen verankerten, Zinserhöhung im Dezember im nächsten Jahr mindestens zweimal die Zinsen erhöhen. Dies kann auch dadurch nötig werden, dass Trumponomics, die Wirtschaftspolitik Trumps, inhärent inflationsfördernd wirkt. Das sind per se gemischte Karten, die wir hier vor uns sehen. Wir tragen dem dadurch
    Rechnung, dass wir in den USA die Zinssensitivität unseres Anlageportfolios deutlich begrenzen und in der Eurozone dynamisch auf die Veränderungen reagieren. Man sollte sich
    aber nichts vormachen. Mit dem QE der EZB werden Zinsanstiege in den USA auch in Europa in steigenden Zinsen ihren Widerhall finden. Für uns bedeutet dies , dass wir eher niedrigere bis neutrale Zinssensitivität anstreben werden.

    Spannend sind natürlich auch die erwarteten Währungsbewegungen. So sehen wir den Dollar weiter erstarken, während Yen und Euro abwerten. Für unser Währungsmanagement
    ergeben sich dadurch Chancen, die wir, wie auch gerade in den letzten zwei Monaten geschehen, aktiv wahrnehmen werden. Die wirtschaftlichen Entwicklungen spielen sich vor dem Hintergrund einer wieder multipolar werdenden Welt ab, in der die Regionalmächte USA, Russland, China und Europa wieder mehr ihr eigenes Süppchen kochen. Mehr Rüstungsausgaben und höheres militärisches Potential werden die Folge sein. Und genau diese Entwicklungslinie stellt ein mögliches »Schwarzes Schwan-Ereignis« dar. Historisch gesehen haben ähnlich große militärische Möglichkeiten insbesondere vor dem Hintergrund eines fallenden Welthandels und aufkommenden Verteilungskampfes häufig zur Nutzung dieser geführt. Ein Beendigung des Pax Americana wäre das Ende der Friedensdividende, die wir seit Jahrzehnten vereinnahmen.

    Damit wird auch das kommende Jahr 2017 nicht arm an Herausforderungen für uns sein. Wir freuen uns, diese für Sie in unserem risikokontrollierten Anlageprozess zu begleiten und zu managen. 

    Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich gemeinsam mit dem Casteller Team ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2017.




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