Politisch korrekt leben
Politisch korrekt ins neue Jahr
Erfahrungsbericht: Meine korrekte Woche
Erfahrungsbericht: Meine korrekte Woche
In einer Welt, wo überall Rechtspopulisten an der Macht sind oder an die Macht drängen, habe ich mir vorgenommen, ein Gegenzeichen zu setzen - und 2017 politisch korrekt zu leben, zu denken und zu sprechen. Nach einer Woche habe ich festgestellt, dass das anstrengender ist, als ich dachte. Ein Erfahrungsbericht.
Ich ändere meine spontanen Reaktionen
Das Schwierigste für mich war es, meine spontanen Reaktionen zu ändern. Nach einem Terroranschlag war ich bisher wütend und traurig. Das bin ich zwar immer noch, aber ich weiß, dass ich jetzt vor
allem meine Mitmenschen über einige wichtige Dinge aufklären muss. Also ist meine erste Reaktion jetzt, dass ich auf der Arbeit und im Freundeskreis vorsorglich alle darüber belehre: Erstens ist
nicht jeder Moslem ein Terrorist und zweitens darf man auf keinen Fall Flüchtlinge unter Generalverdacht stellen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich zwar noch nie einen Menschen getroffen, der jeden
Moslem für einen Terrorist gehalten hätte, aber da es ja immerhin sein könnte, dass jemand so etwas denkt, belehre ich vorbeugend jeden darüber, dass das nicht so ist. Worauf ich nicht
gefasst war, ist indes, wie viel Fremdenfeindlichkeit und Rassismus es in der Mitte unserer Gesellschaft gibt. Ein Bekannter von mir schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf und meinte, zwar sei
selbstverständlich nicht jeder Moslem ein Terrorist, aber die meisten Terroristen seien Moslems. Also ich finde, an solchen unsäglichen Äußerungen sieht man doch, wie viel
Aufklärungsarbeit noch gegen die Islamophobie zu leisten ist.
Mein Irrtum über Silvester in Köln
Als ich hörte, dass es diesmal an Silvester in Köln und anderen deutschen Städten ruhig blieb und es keine sexuellen Übergriffe gegen Frauen gab, war ich im ersten Moment richtig erleichtert. (Obwohl ich natürlich gleichzeitig dachte, dass es Alltagssexismus und Frauenfeindlichkeit überall und täglich in Deutschland gibt - man muss ja nur mal die sexistische Werbung anschauen, die Minister Maas doch eigentlich längst verbieten wollte.) Im zweiten Moment wurde mir klar, was der Preis für diese Ruhe in der Silvesternacht war: Die Polizei in Köln hatte in rassistischer Weise Nordafrikaner willkürlich schikaniert und kontrolliert. Das war mir zuerst gar nicht bewusst gewesen, aber als Simone Peter von den Grünen dann so mutig den Alltagsrassismus der Polizei anprangerte, schämte ich mich richtig, dass ich mich zunächst ganz naiv über eine ruhige Silvesternacht gefreut hatte.
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