Interview mit Bert Flossbach
Moneymeets: Exklusivgespräch mit Bert Flossbach zum Amtsantritt des neuen US-Präsidenten
Am 20. Januar wird Donald Trump neuer US-Präsident. Nach seiner Wahl ging es an den amerikanischen Aktienmärkten erst einmal nach oben. Warum Fondsmanager Bert Flossbach, Gründer der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, diese Aufwärtsbewegung für nicht nachhaltig hält.
Herr Flossbach, wo wird der S&P 500 Ihrer Meinung nach in einem Jahr stehen?
Punktgenaue Prognosen für den Dax oder anderen Indices kann ich Ihnen nicht geben. Solche Vorhersagen halte ich für wenig zielführend. Ich bin Vermögensverwalter und kein Hellseher! Viel sinnvoller
ist es doch, über die Folgen aktueller Entwicklungen für die Märkte nachzudenken. Etwa über die Wahl Trumps zum US-Präsidenten.
Nach der US-Wahl im vergangenen November ging es an den US-Aktienmärkten vor allem nach oben. Wie lange hält die „Trump-Rally“ an den Börsen noch
an?
Vielleicht noch eine Weile. Die Aktienkurse steigen, weil Trump im Wahlkampf ankündigte, die Steuern zu senken und Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur zu investieren. Das würde höhere Gewinne
für die Unternehmen bedeuten. Nachhaltig ist die Börsenentwicklung unseres Erachtens aber nicht.
Wieso nicht?
Bei einem Konjunkturimpuls dürften auch die Inflationserwartungen steigen. In der Folge dürfte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins wie zuletzt im Dezember weiter erhöhen - während
andere wichtige Notenbanken wie die Europäische Zentralbank oder die Bank of Japan an ihrer Nullzinspolitik festhalten müssen.
Und dann? Was wären die Folgen?
Der US-Dollar würde aufwerten, weil Investoren aus der ganzen Welt in US-Anleihen und –Aktien investieren. Eine starke Währung kann aber zu einem Problem für die US-Wirtschaft werden, weil die
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen leidet. Der Zinsanstieg und die Aufwertung des US-Dollar haben also eine natürliche Grenze. Im schlimmsten Fall kann Amerikas Wirtschaft sogar in eine
Rezession stürzen. Darauf könnte die Fed sogar mit einem niedrigeren Leitzins reagieren. Es wäre das genaue Gegenteil ihrer jetzigen Ankündigung.