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    Draghi bleibt hart  1984  0 Kommentare Basta! Ein Kommentar zur EZB von Mark Schrörs

    Frankfurt (ots) - EZB-Präsident Mario Draghi hat im Grunde genau
    das geliefert, was zu erwarten war: Zwar hat er die bessere Lage in
    Euroland mit Blick auf Wachstum und Inflation gewürdigt. Zugleich
    trat er aber beim Wachstum auf die Euphoriebremse und spielte den
    jüngsten, rasanten Inflationsanstieg herunter - auch mit dem Ziel,
    jegliche Debatte über ein vorzeitiges Ende der ultralockeren
    Geldpolitik im Keim zu ersticken. Alt-Kanzler Gerhard Schröder hätte
    an dieser Stelle wohl noch sein legendäres "Basta!" hinzugefügt.

    Draghis Argumentation ist einerseits verständlich: Nach Jahren, in
    denen das Wachstum enttäuscht hat und die Inflation immer wieder
    hinter den EZB-Prognosen und vor allem weit hinter dem EZB-Ziel von
    knapp 2 Prozent zurückgeblieben ist, will die Europäische
    Zentralbank(EZB) keine überbordenden Erwartungen wecken und nicht zu
    früh den Sieg verkünden. Sie fürchtet zudem einen voreiligen Exit
    etwa aus dem Wertpapierkaufprogramm (Quantitative Easing, QE) - zumal
    kaum noch Handlungsspielraum bestünde, sollte es große Rückschläge
    geben.

    Andererseits aber ist diese Argumentation fragwürdig, wenn nun
    etwa die stabil niedrige Kerninflation (ohne Energie und
    Lebensmittel) nahe 1 Prozent herausgestellt wird, um die kräftig
    anziehende Gesamtrate zu relativieren - schließlich war die stabile
    Kernrate von 1 Prozent auch kein Argument gegen QE & Co., als die
    Gesamtrate um und unter null lag. Die Argumentation ist grenzwertig,
    wenn sie allein die politischen Risiken adressiert - schließlich
    läuft das schnell auf eine politisch motivierte Geldpolitik hinaus.
    Sie ist kontraproduktiv, wenn sie selbst Pessimismus bei den
    Wirtschaftsakteuren schürt - schließlich befördert das etwa den
    Attentismus bei den Investitionen. Und sie ist gefährlich, wenn
    dadurch der richtige Zeitpunkt für den Exit verpasst wird -
    schließlich birgt das mindestens so große Gefahren wie ein zu früher
    Ausstieg.

    Die EZB darf sich die Argumente nicht stets gerade so
    zurechtlegen, wie es ihr in den (ultralockeren) Kram passt. Auch wenn
    die teilweise aufgekommene Inflationshysterie in Deutschland ebenso
    übertrieben ist wie die Deflationsängste der EZB anno 2016 - der
    Inflations- und Wachstumsausblick spricht dafür, den Ausstieg jetzt
    einzuläuten oder zumindest vorzubereiten. Das gilt umso mehr, als es
    beim Ausstieg aus QE noch mehr als bei einer Leitzinswende darauf
    ankommt, plötzliche Kurswechsel zu vermeiden. Die Art, wie Draghi
    aber schon jede Frage nach einer weiteren QE-Reduzierung noch 2017
    als "Luxusproblem" abkanzelt und jede Diskussion über den Ausstieg
    abbügelt, ist da - gelinde gesagt - höchst irritierend.

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    Draghi bleibt hart Basta! Ein Kommentar zur EZB von Mark Schrörs EZB-Präsident Mario Draghi hat im Grunde genau das geliefert, was zu erwarten war: Zwar hat er die bessere Lage in Euroland mit Blick auf Wachstum und Inflation gewürdigt. Zugleich trat er aber beim Wachstum auf die Euphoriebremse und spielte den jüngsten, rasanten Inflationsanstieg herunter.

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