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    Binäre Optionen  13975  0 Kommentare Ein kleines Spiel in der Pause: Per Mausklick zum Totalverlust

    Finanzwetten im Netz erfreuen sich großer Beliebtheit. Nun warnt die Verbraucherzentrale vor Totalverlusten. Auch die deutsche Finanzaufsichts-Behörde hat ein Auge auf die "all-or-nothing-options". Haben Verbraucher überhaupt eine Chance? 

    Das Misstrauen gegenüber der langfristigen Entwicklung von Aktienkursen ist hoch. Was passiert jedoch innerhalb von wenigen Minuten? Es gibt nur zwei Richtungen: Entweder steigt oder fällt der Kurs. Und genau darauf können im Internet Wetten abgeschlossen werden. Auf speziellen Handelsplattformen kann der registrierte Nutzer daraufsetzen, dass z.B. der Dax in den kommenden 30 Minuten sinken wird. Tritt diese Prognose ein, dann können 40 bis 90 Prozent Rendite erzielt werden, so das "Handelsblatt". Die Kehrseite der Medaille: bei Fehlprognosen droht zumeist der Totalverlust. 

    An der Börse haben binäre Optionen 2008 Einzug gehalten. Da sie jedoch in vielen Ländern nicht den Regeln der Finanzmärkte entsprechen, gibt es zahlreiche Online-Handelsplattformen.

    Verheißungsvolles Versprechen, Millionär zu werden

    Die Plattformbetreiber von binären Optionen werben im Internet sehr aggressiv. Boris Becker, Karsten Maschmeyer und Star-Fußballclubs poppen auf. Vielleicht ist Ihnen auch schon mal ein Fenster aufgefallen, dass mit schnellen Gewinnen durch einfache Börsenspekulation wirbt. Das alles geschieht ganz einfach per Mausklick am heimischen Rechner oder von unterwegs.

    Die "Neue Züricher Zeitung" machte einen Selbsttest

    Die Versprechnungen im Internet wecken die Neugier. So machte die NZZ einen Selbstversuch und registrierte sich bei Iq Option - Startkapital 1.000 US-Dollar. Auch diese Plattform wirbt mit elf Millionen Konten 2016 und täglich drei Millionen Handelsgeschäften. Innerhalb weniger Minuten ist die Testperson mit der Funktionsweise vertraut, und kann Basiswert und Höhe des Einsatzes bestimmen. Die Option läuft nur dreißig Sekunden und nach dem ersten Erfolgserlebnis folgen Enttäuschungen - aber auch neue Hoffnungen. Kurzfazit: Ein Spielsüchtiger wäre gefangen in seiner Sucht.

    Anbieter kommen aus Zypern und Malta

    Ob Sie auf die Entwicklung von Kryptowährungen, den Euro-Dollar-Kurs oder Aktienindizes setzen wollen, bliebt Ihnen überlassen. Schulungsvideos und Finanzmarkt-Weisheiten fördern den Spieltrieb beim Nutzer. Die "NZZ" berichtet von Hinweisen darauf, dass die meisten Anbieter in Zypern registriert sind und unter wechselnden Namen ihr Unwesen treiben. Zypern und Malta bilden im europäischen Raum insofern eine Ausnahme, als dass binäre Optionen dort als Finanzinstrumente definiert sind. 

    Auch Vergleichsseiten - die dem Nutzer Orientierung geben sollen - werden von den Plattformbetreibern selbst gesteuert ("Wissen.de").

    Die Branche ist durchaus hartnäckig. So tauchen vermeintliche Nachrichtenartikel im Design von etablierten Nachrichtenportalen auf. Zudem werden Verbraucher verbotenerweise im Rahmen sogenannter Cold-Calls angerufen, wie die Verbraucherzentrale aufdeckt.

    Berühmter Fall: Banc de Binary

    2016 geriet die Banc de Binary in die Schlagzeilen. Schon der Name ist reine Suggestion, denn die Firma ist keine Bank ("Finanzmarktwelt"). Sie war 2016 Hauptsponsor des Fußballclubs FC Southampton, dem jedoch der Geldgeber zu dubios wurde und den Vertrag wieder kündigte. Auch der Offshore-Standort Belize entzog der Banc de Binary die Finanzlizenz. Und in den USA musste das Unternehmen Einbußen hinnehmen, denn es hätte US-Bürgern keine binären Optionen als Produkte anbieten dürfen. Dafür mussten Millionenstrafen gezahlt werden. Laut "Finanzmarktwelt" wird die Firmen-Website jetzt aus Bulgarien geführt und das Unternehmen ist über eine Karibik-Insel lizensiert.

    Mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Verlust

    Neben schnellen Gewinnen und Totalverlust haben sich zahlreiche Spielarten etabliert, um auch risikoaverse Anleger zu überzeugen - Verlustrückerstattung, Risikobegrenzungstools wie Early Closure und Rollover. Mit weiteren Werkzeugen versuchen die Plattformbetreiber den Spieltrieb und den Nervenkitzel zu stimulieren. 

    Wer dem Nervenkitzel nicht widerstehen kann und Beträge hat, die wirklich entbehrt werden können, der sollte nach Firmen schauen, die schon viele Jahre im Geschäft sind, nicht auf den Warnlisten der Regulierer (Finma oder Bafin) stehen, nicht in den zypriotischen Ausgleichsfonds ICF einzahlen und gegen die keine Betrugsvorwürfe zu finden sind. Auch wichtig: Wie erfolgt die Auszahlung von Gewinnen? 

    Laut einer Studie der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg haben einige Websites kein Impressum oder Kontaktangaben. So können Rückforderungen nur über den langen Rechtsweg erfolgreich sein, wie das "Handelsblatt" schreibt. Demgegenüber spricht der "Focus" davon, dass bei binären Optionen der Laie neben dem Profi spielt, ohne dass Verluste drohen, die in den vollständigen wirtschaftlichen Ruin führen.

    Im Juli 2016 warnte die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde, ESMA, vor binären Optionen. Dem schloss sich die deutsche Finanzaufsichts-Behörde an. Laut "Regiotrends" gab es Beschwerden über: anyoption.de, 24option,de und option88.com. Weitere Firmen stehen unter Verdacht. Auch wenn der Handel mit binären Optionen nicht pauschal als Betrug bezeichnet werden kann, gibt es dubiose Anbieter und das Suchtpotenzial ruft Verbraucherschützer auf den Plan ("Anwalt.de"). 

     

     




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