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    Interviews  3843  0 Kommentare Guido Berresheim (Spirit AM): „Wir dringen in sehr spezielle Bereiche vor“

    Nischen besetzen, ohne die Volatilität aus dem Blick zu verlieren: Guido Berresheim erklärte Asset Standard, wie der Ganador – Spirit Invest funktioniert.

    Das vierköpfige Team rund um den Ganador – Spirit Invest steht für Multi-Asset aus Überzeugung. Die ehemaligen Vermögensverwalter besetzen bewusst Nischen, ohne die Volatilität aus dem Blick zu verlieren. Asset Standard hat mit Fondsmanager Guido Berresheim gesprochen.

    An wen richtet sich Ihr Ganador – Spirit Invest A?

    Berresheim: Der Fonds richtet sich ausdrücklich an Privatanleger. Ursprünglich kommen wir von Spirit Invest aus der Vermögensverwaltung. Insgesamt blickt unser vierköpfiges Kernteam auf jeweils dreißig Jahre Erfahrung in der Finanzbranche zurück. Ungefähr so lange kennen wir einander auch. Der Ganador – Spirit Invest wurde 2007 mit dem Ziel aufgelegt, die Vorteile von Mischfonds vor Einführung der Abgeltungssteuer mit unserem bereits damals bewährten Vermögensverwaltungs-Ansatz zu kombinieren. Seit jeher achten wir darauf, Portfolien breit diversifiziert aufzustellen und eine bestimmte Rendite von derzeit 4,5 bis sechs Prozent mit einem überschaubaren Risiko zu erreichen. Diese Strategie haben wir auch in den Fonds übertragen. Aus diesem Grund sind viele unserer heutigen Anteilseigner ehemalige Kunden unserer Vermögensverwaltung. Erst seit zwei bis drei Jahren sorgen die positiven Ergebnisse unseres Fonds dafür, dass es verstärkt externe Nachfrage nach unserer Lösung gibt.

    Sie haben die geringe Volatilität in Ihrem Fonds angesprochen. Liegt die Ursache dafür in Ihrem Multi-Asset-Ansatz oder nehmen Sie zusätzlich Absicherungen vor?

    Beides. In erster Linie sorgt die extrem breite Streuung für geringe Schwankungen. Der hohe Diversifikationsgrad wurde uns in der Vergangenheit teilweise sogar vorgeworfen. Die Zahlen während der letzten Jahre belegen aber, dass die vergleichsweise hohe Anzahl an Einzelpositionen gerechtfertigt ist – sowohl Risiko als auch Rendite stehen im Einklang. Dies zeigt, dass der Ganador – Spirit Invest A trotz seiner großen Diversifikation für uns gut steuerbar ist. Weiterhin hilft uns unser Risikomanagement dabei, die Volatilität zu kontrollieren. Im Jahr 2010 haben wir uns nach unseren Anfangsjahren, welche durch stärkere Schwankungen gekennzeichnet waren, dazu entschieden, ein zusätzliches Risikomanagement  zu betreiben. Seitdem halten wir immer wieder Short-Positionen auf den Aktienmarkt, die wir mittels Futures umsetzen. Dieser Ansatz hat uns beispielsweise gut durch die Turbulenzen rund um den Brexit gebracht.

    Multi-Asset bringt auch große Anforderungen an die Analyse mit sich. Wie schaffen Sie es, Unternehmensanleihen bis in den Junk-Bereich, Immobiliengesellschaften oder Wandelanleihen kontinuierlich im Blick zu haben?

    Mit unserem Ansatz dringen wir teilweise in Bereiche vor, die man ohne Umschweife als sehr speziell bezeichnen kann, da gebe ich Ihnen Recht. Ich glaube aber auch, dass genau dies einer der Gründe für unseren Erfolg ist. Corporates ohne Rating oder auch High-Yield-Papiere sind genau die Nischen, die im derzeitigen Marktumfeld noch Potenzial versprechen. Um diese verschiedenen Anlageklassen analysieren zu können, pflegen wir engen Kontakt zu Unternehmen und auch Brokern. In diesem Zusammenhang spielt uns natürlich auch unsere langjährige Erfahrung in die Karten. Oftmals ergibt sich bei der Analyse von Aktien und Corporates auch ein Synergie-Effekt. In der Regel entscheiden wir uns jedoch für ein Instrument und kaufen entweder die Aktie oder eine entsprechende Unternehmensanleihe. Trotz unseres großen Investment-Universums stellen wir fest, dass auch in speziellen Bereichen, wie beispielsweise im Nachrang- oder Distressed-Sektor, die Luft zunehmend dünner wird. Um in diesen Nischen erfolgreich zu sein, müssen Investoren alle Register ziehen.

    Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang Liquidität für Sie?

    Wir nehmen bewusst auch einige Positionen mit geringer Liquidität in Kauf. Insbesondere dann, wenn wir einen Bewertungsabschlag sehen oder wenn die Restlaufzeit so gering ist, dass wir das Liquiditätsrisiko für überschaubar halten, können sich solche Ansätze auszahlen. Auf Ebene des Gesamtportfolios hatten wir noch nie ein Liquiditätsproblem – selbst im Winter 2009 nicht. Wir sind kein Mischfonds, der Standard-Anleihen kauft. Warum sollten uns die Investoren dafür bezahlen, dass wir Anleihen im Portfolio halten, die mit negativen Zinsen behaftet sind? Dies macht keinen Sinn!

    Ihr Ganador – Spirit Invest A setzt auf verschiedene Anlageklassen. Indem Sie zusätzlich in Fonds investieren, stellen Sie sich noch breiter auf. Welche Funktion nehmen Zielfonds im Portfolio ein?

    Der Anteil umfasst derzeit lediglich vier Prozent. Die beiden Hauptpositionen sind der Squad Value und der Knösel & Ronge – Deutsche Aktien Spezial. Ersterer Fonds ist uns seit Jahren bekannt und wir stehen in einem regen Austausch mit dem Management. Im Februar 2009 bot sich uns die Chance, trotz eines bestehenden Soft-Closings in den Fonds zu investieren. Seitdem halten wir die Position. Zusätzlich hilft uns der Austausch mit dem Fondsmanagement auch bei unseren eigenen Investment-Entscheidungen. Dies gilt insbesondere auch für den auf Sondersituationen und Übernahmen spezialisierten Deutsche Aktien Spezial. Hier profitieren wir ganz entscheidend vom Know-how des Managements. Obwohl Zielfonds lediglich einen geringen Anteil des Gesamtportfolios ausmachen, erhöhen sie unseren Diversifikationsgrad zusätzlich und liefern uns darüber hinaus wertvolles Wissen in Nischenbereichen.

    Welchen Investment-Ansatz verfolgen Sie bei Aktien?

    Wir sind Value-Investoren und gehen daher Bottom-Up vor. Zentrale Kennzahlen sind für uns neben dem Kurs-Gewinn-Verhältnis auch das Wachstum, die Dividendenrendite, aber auch weichere Faktoren, wie beispielsweise die Managementqualität. Zu all diesen Faktoren machen wir uns ein individuelles Bild. Es ist nicht so, dass wir streng mathematisch vorgehen würden und eine Excel-Tabelle darüber entscheiden lassen, wie wir investieren. Obwohl wir einen Value-Ansatz verfolgen, ist nicht ausgeschlossen, dass wir einmal in einen Titel investieren, der ein KGV von 30 hat. Das kommt insbesondere dann vor, wenn die anderen Rahmenbedingungen stimmen. Wir wollen uns bei unseren Investitionsentscheidungen keine Schranken auferlegen. Auch einen Zeithorizont verfolgen wir nicht. Damit sind wir bisher sehr gut gefahren. Renk, unsere größte Position im Fonds, haben wir als Vermögensverwalter bereits 1998 gekauft. Wenn wir zufrieden sind, haben wir keinen Zeitdruck. Im Umkehrschluss sind wir aber auch nicht so stur, an einer einmal getroffenen Investment-Entscheidung festzuhalten, obwohl diese obsolet geworden ist.

    Wie schätzen Sie den Markt derzeit ein?

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    Wir befinden uns in einer schwierigen Situation. Der Pessimismus der Anleger ist groß. Dies war in der Vergangenheit zwar häufig eher ein gutes Zeichen, doch wird es spannend sein, zu sehen, wie die Notenbanken ihre Niedrigzinspolitik beenden. An eine drastische Zinswende glaube ich dennoch nicht. Dies macht es selbst in Investitionsnischen schwer, noch attraktive Kupons zu finden. Wir bleiben daher mit einer bestimmten Quote investiert und versuchen wie bisher, das Beste aus dem Markt zu machen.




    Asset Standard
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    Verfasst von Asset Standard
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