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    Wohnungsbaupolitik  1291  0 Kommentare Bedarfsgerechte Wohnformen schaffen

    Pflegebedürftige sollen nach Möglichkeit ambulant betreut werden. Das hilft sowohl den klammen Pflegekassen als auch den Senioren, die in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Doch die ambulante Versorgung ist nicht für jeden geeignet. Die Devise muss deshalb nicht "ambulant vor stationär", sondern "ambulant und stationär" lauten.

     

    Von Dr. Michael Held, geschäftsführender Gesellschafter der TERRAGON Investment GmbH

    Unter dem Motto "ambulant vor stationär" fordert die Politik derzeit, die ambulante Pflege zu stärken. Und das ist auch gut so. Denn eine Betreuung in den eigenen vier Wänden bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere die Freiheit für Senioren, soweit möglich, selbstbestimmt in vertrauter Umgebung zu bleiben und zugleich alle nötigen Pflegeleistungen zu beziehen.

    Die kosten- und personalintensive stationäre Pflege muss entlastet werden. Das Institut der Deutschen Wirtschaft prognostiziert, dass im Jahr 2030 in Deutschland rund 2,8 Millionen Menschen auf Pflege angewiesen sein werden. Dank ambulanter Pflege und einer ausreichenden Versorgung mit altersgerechtem Wohnraum könnten die deutschen Kommunen bis zum Jahr 2030 rund 600 Millionen Euro einsparen - und zwar jährlich, prognostizierte das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Jahr 2014.

    Pflege nach individuellen Bedürfnissen
    Die ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden, selbst wenn diese altersgerecht gestaltet sind, ist jedoch nicht immer und in jedem Fall realisierbar. Das liegt vor allem daran, dass Menschen sehr unterschiedlich altern. Während die einen noch weitgehend mobil sind, können andere sich nur eingeschränkt selbst versorgen. Einige sind mit zunehmendem Alter in ihrer Beweglichkeit oder körperlichen Verfassung beeinträchtigt, bei anderen nehmen die geistigen Fähigkeiten ab. Ob es körperliche oder demenzielle Erkrankungen sind - sobald der Pflegebedarf zu intensiv wird, können Senioren kein eigenständiges Leben mehr führen.

    Der Markt muss für diese unterschiedlichen Lebenssituationen im Alter differenzierte Wohn- und Betreuungsangebote bereithalten - nur so wird er dem Bedarf wirklich gerecht. Sowohl ambulante als auch stationäre Lösungen werden benötigt. Das betreute Wohnen zum Beispiel birgt das Potenzial, Senioren länger mehr Eigenständigkeit zu ermöglichen. Je nach Bedarf können Pflegedienstleistungen und andere Services hinzugezogen werden. Neben gesundheitlichen Aspekten muss der Markt auch die unterschiedlichen finanziellen Grundlagen älterer Menschen berücksichtigen, die ebenfalls eine Diversifizierung des Wohnangebots erforderlich machen. Vielfach sind Angebote, die einen längeren Verbleib in den eigenen vier Wänden ermöglichen, mit niedrigen Renteneinkünften nicht umzusetzen.

    Eine Wohnform für alle wird nicht genügen
    Die Möglichkeiten, das Angebot zu diversifizieren, sind groß. Angefangen bei altersgerechten und barrierefreien Wohnungen, die sich in ihrer Größe und Lage unterscheiden, über vielfältige Einrichtungen des betreuten Wohnens, die sich hinsichtlich der angebotenen Dienstleistungen, Ausstattung und Lage segmentieren lassen, bis hin zu verschiedenen Konzepten für stationäre Pflegeeinrichtungen, kann eine Vielzahl von Wohnformen für das Alter entwickelt werden. Dazu kommen Wohngruppen unterschiedlichster Art und Mehrgenerationenhäuser.

    Sicher ist jedoch: Das heute verfügbare Angebot an Wohnraum für Senioren wird den Bedarf der kommenden Jahre weder quantitativ noch qualitativ decken. Auch mit dem Umbau bestehenden Wohnraums wird sich die Situation nicht signifikant verbessern lassen. Stattdessen braucht es einen strukturierten und am Bedarf älterer Menschen orientierten Neubau, um die kostenintensive vollstationäre Pflege zu entlasten und die Selbstbestimmtheit älterer Menschen zu erhöhen. Projekte, die diese Ansprüche und Anforderungen berücksichtigen, werden sich erfolgreich in unterschiedlichen Preisniveaus am Markt platzieren lassen.



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