AKTIEN IM FOKUS 2
HSBC-Gewinneinbruch setzt britische Banken unter Druck
(neu: ING im letzten Absatz, Schlusskurse)
LONDON/FRANKFURT/MADRID (dpa-AFX) - Enttäuschende Geschäftszahlen haben am Dienstag für lange Gesichter bei den Aktionären der britischen Bank HSBC gesorgt. Die politischen Wirrungen, der Konzernumbau und andere Sonderfaktoren hatten das Institut im Schlussquartal 2016 unerwartet tief in die Verlustzone. Dies sorgte branchenweit für Mollstimmung. Vor allem die Aktienkurse britischer Banken fielen.
Zum Handelsschluss büßte die HSBC-Aktie 6,54 Prozent ein - damit war sie Schlusslicht im Londoner Leitindex FTSE 100 . Allerdings war das Papier in den Monaten zuvor auch sehr gut gelaufen: Zum Wochenauftakt hatte die Aktie den höchsten Stand seit August 2013 erreicht; alleine seit dem im Juni 2016 erreichten Tief stand ein Kursplus von gut 80 Prozent zu Buche.
GEWINNEINBRUCH LÄSST MARKTERWARTUNGEN SINKEN
Der Vorsteuergewinn der Briten sei im vergangenen Jahr um fast zwei Drittel eingebrochen und habe die Erwartungen verfehlt, monierte ein Händler. Verantwortlich dafür seien niedrigere Zinserträge und Gebühreneinnahmen gewesen. Gary Greenwood vom Analysehaus Shore Capital Markets zeigte sich ebenfalls enttäuscht von den Jahresresultaten.
Analyst Jason Napier von der schweizerischen Großbank UBS rechnet angesichts des "schwachen Gewinntrends" im Schlussquartal nun mit sinkenden Markterwartungen.
Da HSBC dank Spartenverkäufen und einer Verringerung der Risiken ihr Kapital deutlich aufpolstern konnte, schüttet sie weiterhin hohe Gewinnbeteiligungen an die Aktionäre aus. Zudem will die Bank den Aktienrückkauf forcieren. Auch sollen die Einsparungen etwas höher ausfallen als bislang angekündigt. Der Aktie half das freilich nicht. Die schwächeren Erträge überlagerten die angekündigten weiteren Aktienrückkäufe, sagte Goldman-Analyst Martin Leitgeb.
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Im marktbreiten Index Stoxx Europe 600 war der Subindex der Banken mit 0,94 Prozent Minus einziger Verlierer. Die Anteilscheine der heimischen HSBC-Wettbewerber Royal Bank of Scotland und Standard Chartered verloren 2,74 beziehungsweise 0,92 Prozent.
Besser hielten sich die Titel der nichtbritischen Konkurrenz. Für die Papiere der niederländischen ING und der spanischen BBVA ging es nur moderat bergab. Gleiches galt im deutschen Leitindex Dax für die Papiere der Commerzbank , während die Aktien der Deutschen Bank sogar ein Plus schafften./gl/tih/das/he
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---