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     3257  0 Kommentare Zinsen und Inflation

    Es gilt mittlerweile als ausgemacht, dass die Fed Mitte März einen weiteren Zinsschritt unternimmt und die Zielrate in den Bereich zwischen 0,75% und einem Prozent hoch legt. Nach Taylor-Regel müsste der Leitzins in den USA irgendwo bei drei Prozent liegen. Mithin ist der Leitzins dann immer noch völlig „unterbelichtet“.


    Hierzulande ist die Inflationsrate im Februar in den Zielbereich der EZB von zwei Prozent gestiegen. In den USA lag die Inflationsrate im Januar bei 2,5%, die von der Fed besonders beachtete Kernrate der PCE-Inflation kommt auf 1,7%. In der Eurozone insgesamt ist die Teuerung den zurückliegenden Monaten ebenfalls angesprungen. Allerdings geht sie fast ausschließlich auf die gestiegenen Ölpreise zurück, die Kernrate laviert weiterhin bei unter einem Prozent dahin (Chartquelle). Vor einem Jahr lag der Ölpreis bei 30 bis 35 Dollar, aktuell notiert er um 55 Dollar. Der Energieanteil im Eurozonen-CPI hat im Vergleich zum Vorjahr um über neun Prozent verteuert.

    Jahrelang haben die Zentralbanken alles daran gesetzt, eine ausgewachsene Deflation zu vermeiden. Jetzt scheinen sie am Ziel – Inflation ist eines der zentralen Mittel im Kampf gegen die Überschuldung in der industrialisierten Welt. Sie werden nun ganz bestimmt nicht zur Tat schreiten und die Inflation mit beherzten Zinsschritten bekämpfen. Abgesehen davon, liegt es ihrer Tradition – sie laufen in aller Regel der Inflation hinterher, bis sie dann irgendwann zur Zinskeule greifen. Vielfach wird behauptet, dass sie dadurch eine Rezession erst hervorrufen. Ich glaube aber, der Fehler wird eher am Ende einer Rezession gemacht, wenn die Leitzinsen drastisch nach unten übertrieben werden, um einen Kreditimpuls zu bewirken. Alles, was dann folgt ist nur Konsequenz dieser Politik. Aber das soll hier nicht Thema sein – ich hatte mich hier mit dem Thema befasst.

    Klar ist meiner Meinung nach, dass die Zentralbanken die Inflation eben nicht beherzt bekämpfen werden, sondern sie zulassen – „zeitweilig“, wie sie sagen. Ob sie den Geist dann aber wieder zurück in die Flasche bekommen? Die Inflation ist wie auch die Deflation nicht nur ein ökonomisches Phänomen. Wenn sich beides als nicht kurzatmig erweist, verändert sich das Verhalten der Verbraucher. Und das können Zentralbanken nur sehr indirekt steuern.

    Inflation kommt Schuldnern entgegen. Schuldner profitieren dann generell von der Entwertung ihrer Kreditbeträge. Gewöhnlich steigen die Nominalzinsen mit zunehmender Inflation – die Darlehensgeber wollen schließlich einen positiven Realzins erwirtschaften. Altschuldner sind Neuschuldnern gegenüber besser gestellt durch alte, niedrigere Nominalzinsen. Neuschuldner müssen höhere Zinsen in Kauf nehmen, sie profitieren von der Inflation nur dann, wenn sie anhält.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Zinsen und Inflation Es gilt mittlerweile als ausgemacht, dass die Fed Mitte März einen weiteren Zinsschritt unternimmt und die Zielrate in den Bereich zwischen 0,75% und einem Prozent hoch legt. Nach Taylor-Regel müsste der Leitzins in den USA irgendwo bei drei …