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Linde will 2017 operativ mehr verdienen - Fusion mit Praxair im Fokus
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der vor der Fusion mit Praxair stehende Linde-Konzern zeigt sich vorsichtig für das laufende Jahr. Die Weltwirtschaft werde in den kommenden Jahren trüb bleiben und damit auch das Wachstum der globalen Industrieproduktion, schrieb Unternehmenschef Aldo Belloni in einem Aktionärsbrief bei der Vorlage von Jahreszahlen am Donnerstag. "Davon sind wir besonders in unserem bei weitem größten Geschäftsbereich, der Gase-Division, betroffen." Zudem werde Linde mit einem hohen Kostendruck konfrontiert und müsse gegen einen "aggressiven" Wettbewerb bestehen.
Für das laufende Jahr strebt Linde beim währungsbereinigten Umsatz einen Anstieg um drei Prozent an. Allerdings sei das Marktumfeld herausfordernd und die Erlöse könnten deshalb auch bis zu drei Prozent unter dem Vorjahreswert von knapp 17 Milliarden Euro liegen. Beim operativen Gewinn (Ebitda) will die im Dax notierte Gesellschaft mindestens so viel verdienen wie im Vorjahr, peilt aber bis zu sieben Prozent mehr an. 2016 hatte der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen 4,1 Milliarden Euro betragen.
Linde steuert deshalb schon seit vielen Jahren mit Sparprogrammen gegen. Zuletzt hatte der Konzern seine Sparbemühungen noch einmal verschärft. Bis Ende 2019 sollen jährlich 550 Millionen Euro eingespart werden. Im Gegenzug fielen im laufenden Jahr Kosten in Höhe von rund 300 Millionen Euro an, in denen auch Kosten für die Fusionsverhandlungen mit dem US-Konkurrenten Praxair enthalten seien.
"Linde ist nach wie vor ein starkes Unternehmen, das gut aufgestellt ist", so Belloni. "Und in einem Bündnis mit Praxair wären wir noch besser aufgestellt." Linde und Praxair hatten im Dezember im zweiten Anlauf eine Fusion unter Gleichen angekündigt, nachdem dies im September im ersten Versuch noch gescheitert war. Den Zusammenschluss will Linde-Chef Aldo Belloni noch vor der Hauptversammlung Anfang Mai unter Dach und Fach bringen. Die Vorbereitungen für die Fusion liefen nach Plan, hieß es nun.
2016 lief es für Linde vor allem im Schlussquartal in beiden Sparten wieder besser. "Unsere Anstrengungen, Linde noch profitabler zu machen, zeigen bereits Wirkung", sagte der Linde-Chef. Im abgelaufenen Jahr ging der Umsatz dennoch um 2,3 Prozent auf knapp 17 Milliarden Euro zurück. Linde bekam in seiner größeren Sparte Gase den Preisdruck im US-Medizingeschäft zu spüren, aber auch die schwächere Nachfrage aus der verarbeitenden Industrie in Australien. Dem kleineren Anlagenbau machen zudem der niedrige Ölpreis, Überkapazitäten und die daraus resultierende Zurückhaltung von Kunden zu schaffen.
Der operative Gewinn vor Abschreibungen (Ebitda) verharrte auf 4,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 1,2 Milliarden Euro - das waren gut 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit seinen Kennzahlen traf das Unternehmen in etwa die Erwartungen der Analysten. In der Bilanz wurde allerdings die Logistiktochter Gist herausgerechnet, die Linde nun verkaufen will. Die Dividende für 2016 soll im Vergleich zum Vorjahr um gut 7 Prozent auf 3,70 Euro je Aktie steigen.
Der Linde-Fusionspartner Praxair hat 2016 mit dem starken Dollar und niedrigeren Preisen für Gas gerungen. Der Umsatz ging um zwei Prozent auf 10,5 Milliarden US-Dollar zurück, wie Praxair bereits Ende Januar mitteilte. Bereinigt um die Sondereffekte wäre der Erlös leicht gestiegen. Unter dem Strich verdiente der Gaskonzern Praxair mit 1,5 Milliarden Dollar etwas weniger als das Jahr davor. Dennoch will der Konzern die Dividende im laufenden Jahr das 24. Jahr in Folge erhöhen.
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Linde beschäftigt derzeit weltweit rund 60 000 Mitarbeiter, davon 8000 in Deutschland. Klappt der Zusammenschluss mit Praxair, dann würde ein neuer Weltmarktführer für Industriegase entstehen. Vorstandschef des neuen Konzerns soll Praxair-Chef Steve Angel werden. Den deutschen Linde-Beschäftigten garantiert Linde im Fall einer Fusion eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2021. Beobachter erwarten spürbare Auflagen der Kartellbehörden. Linde hatte seinen globalen Spitzenplatz an den französischen Rivalen Air Liquide abtreten müssen, nachdem dieser im vergangenen Jahr den US-Konkurrenten Airgas geschluckt hatte. /mne/rol/jha/