checkAd

    Forex-Report  2019  0 Kommentare Verbalakrobatik der EZB ändert sich …

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0778 (07.31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0706 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.32. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.15. EUR-CHF oszilliert bei 1.0740.

    Die Verbalakrobatik seitens der EZB ändert sich. Das hat sehr gute Gründe:

    - Die Arbeitslosigkeit ist auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2009,

    - das Wachstum des BIP reüssiert mit den höchsten Niveaus seit 2011 oberhalb der von der EZB selbst festgelegten Potentialwachstumsrate (!),

    - die strukturellen Haushaltsdefizite sind in der Eurozone bereinigt,

    - die Nord-Süd-Divergenz in der Handelsbilanz ist Geschichte

    - und das Wachstum der Eurozone basiert auf wiederkehrenden Einkommen (nicht wie in den USA und dem UK maßgeblich auf Kredit!), der besten Qualität, die Wachstum ausweisen kann.

    - Die Frühindikatoren weisen in Richtung einer Beschleunigung der Wachstumsdynamik.

    Mehr noch hat die EZB diese positiven Konjunktur- und Strukturerfolge in den letzten Jahren nicht prognostiziert und diese Chancen nicht angemessen thematisiert, sondern primär das Thema Risiken in den Vordergrund gespielt.

    Vor diesem Hintergrund ist die jetzt in zarten Ansätzen erkennbare Veränderung der Verbalakribatik als Einstieg in eine zukünftige verhaltene Zinswende auf keinen Fall als ambitioniert zu bezeichnen. Nein, ganz im Gegenteil! EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny thematisierte die Technik der absehbaren Zinswende in der Eurozone. Ob die Anleiheankäufe zuerst tangiert würden, der Einlagenzins (-0,4%) zuerst angehoben würde oder aber der Leitzins (0,00%) erhöht würde, bleibt seinen Angaben nach offen.

    Nun liefert Herr Nowontny keinen Zeitplan, es geht um die Form der Einleitung der Zinswende, ohne sich auch hier festzulegen.

    Das machen wir in diesem meinungsstarken Format des Forex Reports anders – das dürfen Sie von uns erwarten, wir erwarten es auch von uns selbst.

    Prognose:

    Die EZB wird nach den Parlamentswahlen in Frankreich im Juni dieses Jahres die Zinswende starten. Zunächst werden die Negativzinsen, die erhebliche Kollateralschäden in der europäischen Finanzarchitektur zur Folge haben, im dritten Quartal 2017 kassiert. Im vierten Quartal beginnt eine ernste Debatte über den ersten Zinsschritt, der im ersten Halbjahr 2018 auf der Agenda stehen wird. Die quantitativen Maßnahmen werden sukzessive ab 2018 verringert und maximal bis 03/2018 beibehalten. Die Verringerung kann sogar unter Umständen vorgezogen werden.

    Von der Inflationsseite kommt die EZB in Handlungszwänge.

    Laut finaler Berechnung stellte sich der Anstieg der Verbraucherpreise per Februar auf 2,0% nach zuvor 1,8% im Jahresvergleich. Per Februar 2016 lag dieser Satz noch bei -0,2%.

    Die Kerninflationsrate legte binnen Jahresfrist unwesentlich von 0,8% auf jetzt 0,9% zu. Die aktuelle Argumentation der EZB, die sich auf die Kernrate fokussiert, wirft Fragen auf. Die Politikausrichtung im Rahmen der Null- und Negativzinspolitik war kausal immer mit der Gesamtrate korreliert, nicht mit der Kernrate, die durchgehend keine Deflationsdebatte erlaubte. 

    Die aktuelle Verbalakrobatik mit der Fokussierung auf die Kernrate liefert damit eine Asymmetrie in den Grundlagen der Entscheidungsfindung im EZB-Rat. „Food for thought!“

    Während sich die EZB mit der Zinswende trotz überzeugender Konjunktur- und Strukturdaten ziert, hat der Offenmarktausschuss der Federal Reserve diese Woche einen Zinsschritt geliefert, obwohl wir mit dem schwächsten realen Wachstum seit 2011 konfrontiert sind (und per 2016 dynamisch steigender öffentlicher Verschuldung in Höhe von 5,6% des BIP als Subvention des BIP!) und sich die Dynamik weiter eintrübt, während die Preisinflation deutlich zulegt (Stagflation!).

    Wir bedienen uns der GDPNow Prognose der Federal Reserve Atlanta und erlauben uns ein leises, aber dennoch vernehmbaren „Oooops“. 0,9% annualisiert nach Prognose bei 2,3% bis 3,3 % im Januar – Gedanken schweifen in Richtung Tiger und Bettvorleger …. Kein weiterer Kommentar!

    US-Veröffentlichungen: Der Index des Philadelphia Fed Survey sank per Berichtsmonat März von extrem hohen 43,3 auf 32,8 Punkte. Die Prognose lag bei 30,0 Zählern.

    Die US-Neubaubeginne legten in der auf das Jahr hochgerechneten fassung von 1,251 auf 1,288 Millionen Objekte zu. Der Chart belegt, dass wir damit in Richtung der Niveaus des Jahres 2008 bei latent wachsender Bevölkerung vorstoßen.

    Dagegen sank der annualisierte Wert der Baugenehmigungen von 1,293 auf 1,213 Millionen. Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0350-1.0320 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

    Viel Erfolg!

     





    Folker Hellmeyer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

    *Werbelink

    Mehr anzeigen


    ANZEIGE

    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere erwerben: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    Lesen Sie das Buch von Folker Hellmeyer*

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.


    ANZEIGE

    Verfasst von Folker Hellmeyer
    Forex-Report Verbalakrobatik der EZB ändert sich … Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0778 (07.31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0706 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.32. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.15. EUR-CHF oszilliert bei 1.0740.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer