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    Börsen-Zeitung  493  0 Kommentare Leise Fed-Töne, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Die US-Notenbank Federal Reserve hat in der
    gerade abgelaufenen Handelswoche den Schlüsselzins (Fed Funds Rate)
    für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Zentralbankgeld erhöht. Er
    liegt nun in der Spanne von 0,75% bis 1%. Es war die dritte
    Leitzinsanhebung seit Ende Dezember 2015. Und der Schritt an sich
    sorgte im Markt auch für keinerlei Überraschung mehr. Schließlich war
    er seitens der Fed gut vorbereitet, d.h., die US-Notenbanker hatten
    die Märkte gut darauf eingestimmt. Die Datenlage ließ im Grunde
    genommen auch nichts anderes mehr zu. Der US-Jobmotor brummt. Die
    Arbeitslosenquote zeigt mit unter 5% den Status der Vollbeschäftigung
    an. Ein monatlicher Stellenzuwachs außerhalb der Landwirtschaft von
    mehr als 200000 ist fast schon an der Tagesordnung. Die Arbeitnehmer
    haben von der guten Konjunkturlage auch etwas, denn die Stundenlöhne
    zeigen einen aufwärtsgerichteten Trend.

    Auf dem falschen Fuß

    Der Zinsschritt an sich sorgte somit auch kaum noch für
    Gesprächsstoff am Markt. Allerdings beschäftigen sich die Analysten
    im Nachgang zur Sitzung des Offenmarktausschusses, der die
    geldpolitischen Entscheidungen trifft, mit den begleitenden Worten
    der Fed-Chefin Janet Yellen. Ihre Kommentare auf der anschließenden
    Pressekonferenz haben so manchen Marktteilnehmer wohl auf dem
    falschen Fuß erwischt. Das war auch an der ersten Marktreaktion der
    US-Staatsanleihen ablesbar - die erste Marktreaktion auf
    Konjunkturdaten oder Äußerungen von Notenbankern werden von vielen
    Akteuren als richtungsweisende Einschätzung des Marktes eingestuft -,
    die sehr deutlich ausfiel: Die Renditen der US-Staatsbonds,
    insbesondere am kurzen Laufzeitenende, fielen kräftig zurück. Die Fed
    erhöht also die Zinsen, und der Markt reagiert nicht etwa mit einer
    gleichgerichteten Bewegung, sondern genau entgegengesetzt.
    Zurückzuführen war das auf die leisen Töne, die innerhalb der Fed
    angeschlagen werden - schon wieder einmal, ist man geneigt
    hinzuzufügen.

    Yellen erklärte, dass sie zwar weiterhin davon ausgeht, dass die
    US-Wirtschaft in den nächsten Jahren in moderatem Tempo wachsen wird
    und dass sie des Weiteren erwartet, dass die Kerninflation zulegen
    wird. Zugleich hielt sie aber auch fest, dass die Geldpolitik
    weiterhin konjunkturunterstützend sein wird. Das war ein erster
    Hinweis darauf, dass mit forschen Zinsanpassungen nach oben erst
    einmal nicht gerechnet werden sollte. Yellen ergänzte zunächst, dass
    ein zu langes Warten später ein womöglich höheres Tempo bei
    Zinserhöhungen erfordern würde. Doch dann schränkte sie wieder ein,
    dass der neutrale Leitzins in den USA aller Voraussicht nach unter
    den Niveaus der vergangenen Dekaden liegen würde. Und das war schon
    ein deutlicher Hinweis, auf was sich die Märkte einstellen sollten.
    Eine Fed Funds Rate von vier, fünf oder gar sechs Prozent, wie sie
    sich mancher Marktakteur vielleicht noch erträumt, sollte man
    wirklich vergangenen Zeiten zuschreiben und wirklich nur noch diesen.
    Solche Leitzinsen wird man in USA wohl kaum noch wiedersehen. Und
    nicht nur in den USA, auch für die Eurozone darf das aus heutiger
    Sicht getrost ins Reich des Unmöglichen verbannt werden.

    Das Umfeld ist derzeit auch alles andere als so klar ausgestaltet,
    dass die Fed nun bei jeder Zinssitzung noch mal nachlegen kann. Es
    sind die bekannten Unsicherheiten hinsichtlich der Konjunktur- und
    Inflationsentwicklung, die die Fed immer mal wieder vorsichtig
    taktieren lassen werden. Auch die Schwellenländer werden ins Kalkül
    der US-Zinspolitik eingehen. Kommt es den USA zu weiteren
    Zinssteigerungen, droht den aufstrebenden Volkswirtschaften Ungemach
    infolge von unter Umständen recht beträchtlichen Kapitalabflüssen.
    Solche unangenehmen Entwicklungen wird die Fed vermeiden wollen. Das
    tat sie auch schon in der Vergangenheit. Die große Unbekannte in der
    Zinspolitik der Fed ist aber immer noch US-Präsident Donald Trump und
    die Ausgestaltung seiner fiskalpolitischen Maßnahmen. Yellen widmete
    sich diesem Aspekt auf der Pressekonferenz sehr eingehend, was
    untermauert, welchen Stellenwert die Fed der Fiskalpolitik von Trump
    beimisst.

    Druck nimmt ab

    Vor diesem Hintergrund nahm denn auch der Anpassungsdruck nach
    oben bei den US-Staatsanleiherenditen deutlich ab. Das wiederum sorgt
    auch in der Eurozone für Entspannung. Denn wenn sich der US-Markt
    wieder in ruhigeres Fahrwasser begibt und der Aufwärtsdruck bei den
    Renditen gemildert wird, dämpft das auch den Renditeauftrieb in der
    Eurozone.

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