Marktkommentar
Igor de Maack (DNCA): Wöchentlicher Kommentar zu den Märkten (17. März 2017)
Nach Spanien, Italien und Österreich war es nun an den Niederlanden, dem Extremismus die Stirn zu bieten. Igor de Maack kommentiert.
Wie bereits 2016 blicken die Finanzmärkte auch im Superwahljahr 2017 mit Argusaugen auf die politischen Stichtage, deren Auswirkungen jedoch womöglich überschätzt werden. Nach Spanien, Italien und Österreich war es nun an den Niederlanden, der Versuchung des politischen und wirtschaftlichen Extremismus die Stirn zu bieten. Und tatsächlich ist es den niederländischen Liberalen gelungen, die Wahl für sich zu entscheiden und eine Koalition bilden zu können.
Obwohl der holländische Urnengang von den Märkten mit relativem Gleichmut registriert wurde, zeigt er doch, dass die antieuropäischen Thesen längst nicht von einer Mehrheit geteilt werden. Niemand
bestreitet, dass die Europäische Union an einer gewissen Ineffizienz leidet, wie uns die Engländer mit ihrem Brexit-Referendum wieder ins Bewusstsein gerufen haben. Auch die Ungereimtheiten eines
Währungsraums (der Eurozone) aus Volkswirtschaften, deren inhärente Flexibilitätsgrade voneinander abweichen, stehen außer Frage. Dennoch weisen alle wirtschaftlichen Zeiger des Euroraums in die
richtige Richtung (Geschäftsklima, Verbrauchervertrauen, Arbeitslosenzahlen, Kreditvergabe, Rückkehr der Inflation, leichte Aufwärtskorrekturen der Unternehmensgewinne), und seit drei Jahren
entwickelt sich sein BIP besser als das langfristige Potenzial von rund 1 %.
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Nachdem der Euroraum seit 2011 wiederholt Schauplatz beängstigender Systemschocks war, könnte er heute wieder ein attraktives Anlageziel abgeben ... sofern auch die letzte politische Hürde ohne allzu große Mühen genommen wird. So steht vorerst nur noch die französische Präsidentschaftswahl im Brennpunkt der Entwicklung der Finanzmärkte. Derzeit lassen die Umfragen, soweit man ihnen Glauben schenken darf, keine hohe Wahrscheinlichkeit eines Siegs für eine extremistische Partei erkennen, und für die Parlamentswahlen im Juni zeichnet sich erst recht keine extremistische Mehrheit ab. Das europäische, aber auch weltweite Wirtschaftswachstum setzt sich fort, und zumindest in den Vereinigten Staaten normalisiert sich auch das geldpolitische Umfeld. Trotz des unerhörten populistischen und medialen Drucks auf die Demokratien ist es also noch zu früh, das Testament der Eurozone zu schreiben und den globalen Kapitalismus zu begraben.