Grüner Fisher
Die wahren Trends der Zukunft
Üble Langzeitprognosen vernebeln den Blick
Die Aussichten für die nahe Zukunft fallen trotz konjunktureller Stärke selten rosig aus. Im startenden Bundestagswahlkampf zeichnet SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ein negatives Zerrbild der
Realität. Die Angst vor dem Abstieg der „Mitte“ wird zum Thema. Über Europa schwebt der Brexit wie ein Damoklesschwert, die europäische Einigkeit steht durch wichtige Parlamentswahlen auf dem
Prüfstand. Der Euro, unsere Gemeinschaftswährung, sei ohnehin eine fehlerhafte Konstruktion.
Nicht nur Europa blickt einer ungewissen Zukunft entgegen, auch in den USA sollen die langfristigen Aussichten düster sein. Der von den Börsen positiv aufgenommene „Trump-Effekt“ wird oftmals als
Strohfeuer bezeichnet. Donald Trump wird die eigene Politik irgendwann auf die Füße fallen und die Märkte werden - evtl. gemeinsam mit ihm selbst - vom hohen Ross abstürzen. Aktuell ist das Niveau
sowieso viel zu hoch und eine kräftige Korrektur oder ein Ende des laufenden Bullenmarkts somit nur eine Frage der Zeit. Nachhaltiger Optimismus ist auch im achten Jahr des laufenden Bullenmarkts
kaum vorhanden. Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Stärke werden langfristig positive Trends aufgrund der skeptischen Marktstimmung weiterhin kaum beachtet. Ist wirklich alles so übel?
Nein!
Ein brutal positiver Faktor: Niedrige Zinsen
Niedrige Zinsen verschaffen den Aktienmärkten nicht nur eine relative Attraktivität von historischem Ausmaß, sie nehmen dem Thema „Staatsverschuldung“ auch die Brisanz. Während Skeptiker mutmaßen,
dass bereits ein Zinsanstieg von nur einem Prozentpunkt die Schuldenlast der Länder empfindlich erhöhen würde (anhand des beliebten Beispiels Italien spricht man von einer Mehrbelastung von 20
Milliarden Euro bei einer Staatsverschuldung von 2 Billionen Euro) sieht es in der Realität ganz anders aus. Der Effekt niedriger Zinsen ist noch lange nicht in vollem Umfang in den
Schuldenportfolios der einzelnen Länder angekommen. Über Jahre hinweg können Staaten ihre gesamte Zinsbelastung nach unten drücken, durch den Effekt, dass neu aufgenommene Schulden weitaus bessere
Konditionen ausweisen als die Anleihen, die in den nächsten Jahren auslaufen und aus dem Schuldenportfolio verschwinden. Über sämtliche Laufzeiten hinweg ist eine
„günstigere“ Neuverschuldung möglich, selbst wenn die Zinsen einen Prozentpunkt oder mehr zulegen. Die Zinsstrukturkurven sprechen für sich.
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