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    Börsen-Zeitung  434  0 Kommentare Läuft der Trump-Effekt aus? - Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Trump-Euphorie, Trump-Mania, Trump-Rally oder
    einfach nur der Trump-Effekt - die Märkte haben seit der
    überraschenden Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November
    2016 fast nur noch eine Karte gespielt, und zwar die Karte Trump. Mit
    Trump geht es mit der Wirtschaft nach oben. Er wird umfangreiche
    Konjunkturprogramme ins Leben rufen, die der Wirtschaft einen
    Auftragsboom bescheren. Dazu gesellen sich Infrastrukturinvestitionen
    und Steuersenkungen für Unternehmen und Haushalte. Prosperität in den
    USA und mit ihnen in der ganzen Welt, könnte man überspitzt
    formulieren. Es geht schlichtweg überall nur noch nach oben.

    Kehrseite bei den Bonds

    Vor diesem Hintergrund der Aussicht auf wirtschaftliche Stärke
    haben die US-Aktienmärkte seit der Wahl deutlich zugelegt. Die
    Kehrseite - wenn auch nicht mit einer katastrophalen Entwicklung -
    war an den Rentenmärkten zu spüren. Denn wenn Trump die
    wirtschaftliche Aktivität so heftig beleben wird, also die Nachfrage
    nach oben schießt, dann reagieren schließlich auch die Preise, d.h.
    die Inflation springt wieder an. Von der großen Reflationierung der
    Wirtschaft, auf die alle bislang vergeblich gewartet hatten, war die
    Rede. Das ruft schließlich die US-Notenbank Fed auf den Plan, die mit
    Zinssteigerungen auf die Trump'sche Wirtschaftspolitik reagieren,
    d.h. gegensteuern muss. Das bedeutet für die Rentenmärkte höhere
    Renditen und damit fallende Kursnotierungen. Der Dollar wird in einem
    Umfeld wirtschaftlicher Aufwärtsbewegung und höherer Zinsen nach oben
    tendieren, also gegenüber den wichtigsten Währungen aufwerten. Diese
    Einschätzung herrschte nun knapp fünf Monate an den Märkten vor.

    Doch seit einigen Tagen wird an den Märkten eine andere Karte
    gespielt, auf die die eine oder andere Analystenstimme sehr wohl
    schon mal hingewiesen hat, was aber bei der Euphorie an den Märkten
    immer wieder in den Hintergrund trat. Das Gezerre um Obamacare hat
    den Märkten etwas vor Augen geführt, was vielleicht in nächster Zeit
    den Trend vorgeben könnte. Man sollte vielleicht besser abwarten, wie
    viel Trump von seinen Versprechungen - und auch Drohungen - überhaupt
    umsetzen kann. Wie stark wird der US-Präsident in den eigenen Reihen
    ausgebremst? Was bleibt von seinen Plänen am Ende des Tages überhaupt
    noch übrig? Und wie stark werden die Wirkungen der womöglich heftig
    zurechtgestutzten Wirtschaftsprogramme überhaupt noch sein? Dann kann
    man auch abschätzen, wie stark die Fed gegensteuern muss und wie weit
    die Renditen von Bonds noch steigen müssen. Sind sie vielleicht schon
    zu weit gestiegen? Zusammenfassend: War die Trump-Euphorie
    übertrieben?

    Pilar Gomez-Bravo, Portfoliomanagerin bei der britischen MFS
    Investment Management, weist völlig zu Recht darauf hin, dass der
    US-Konjunkturzyklus schon sehr lange läuft und wir uns damit sehr
    spät im Zyklus befinden. Abzulesen sei das zum Beispiel an der
    niedrigen Arbeitslosenquote, aber auch an anderen Aspekten wie eben
    den Autoverkäufen, die ihrer Meinung nach den Zenit schon
    überschritten haben könnten. In einem Kapitalmarktausblick wirft sie
    die Frage auf, ob dieser Zeitpunkt wirklich so gut ist, um
    wirtschaftliche Stimulation loszutreten. In diesem Zusammenhang weist
    Gomez-Bravo auch auf das Risiko Fed hin. Sollte die Fed tatsächlich
    einen längeren Straffungszyklus durchziehen, dann spüren das nicht
    nur die USA, sondern verständlicherweise auch China, und zwar über
    die mit den Zinssteigerungen verbundenen Kapitalabflüsse. Gomez-Bravo
    sieht denn auch größere Risiken, dass die von vielen erhoffte
    Reflationierung nicht in diesem Ausmaß die Wirtschaft vorantreiben
    wird.

    Chance für Neuorientierung

    Somit besteht durchaus das Risiko, dass der Trump-Effekt auslaufen
    wird oder zumindest mal eine Auszeit nimmt und die Märkte in eine
    Phase der Neuorientierung treten. Das könnte mit niedrigeren
    Aktienkursen in den USA verbunden sein, was auch in Europa als
    Belastungsfaktor wirken würde. Der Dollar hat sich im März von seinen
    Hochs gegenüber dem Euro abgesetzt. Er könnte weiter zur Schwäche
    neigen. Und die Bondmarktrenditen diesseits und jenseits des
    Atlantiks würden sich dann wieder auf den Rückzug von den jüngsten
    Anstiegen begeben. Portfoliomanagerin Gomez-Bravo ist sich indes
    sicher, dass die Bondrenditen noch länger niedrig bleiben werden,
    wenngleich die Zinsvolatilität zugenommen habe. Die derzeit
    bestehenden Unsicherheiten werden den Bemühungen, die Geldpolitik zu
    normalisieren, weiter zu schaffen machen.

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