ROUNDUP 2
Stada will im Übernahmepoker mit Wachtsumsoffensive punkten
(neu: Aussagen aus der Bilanzpressekonferenz)
BAD VILBEL (dpa-AFX) - Der von Finanzinvestoren umworbene Pharmakonzern Stada setzt im Poker mit den Bietern auf künftige Größe. Nach einem Jahr des Umbaus peilt der Hersteller von Generika (Nachahmerprodukten) und rezeptfreien Markenprodukten wie Grippostad und Mobilat nun höhere Ziele an. Stada plane eine Produktoffensive in beiden Sparten sowie neue Optimierungsmaßnahmen und wolle dabei zum "Besten seiner Klasse" werden, sagte Vorstandschef Matthias Wiedenfels am Mittwoch. "Unsere Generika-Pipeline ist gut gefüllt. Es seien 2017 mindestens 35 neue Produkte geplant. Zudem werde Stada fünf neue Markenprodukte in Deutschland herausbringen, dazu zwei in Frankreich und eines in Spanien.
Im neuen Jahr peilt der MDax -Konzern weiter 2,28 bis 2,35 Milliarden Umsatz Euro und 195 bis 205 Millionen Euro Gewinn an. "Wir sind überzeugt, dass Stada auf einem guten Weg ist", sagte Finanzvorstand Helmut Kraft. Der Jahresstart sei bereits vielversprechend verlaufen, und es sei mit einem guten ersten Quartal zu rechnen.
Der Konzern bestätigte ferner die erst kürzlich angehobenen Ziele für 2019. Bis dahin will Stada 2,65 bis 2,7 Milliarden Euro Umsatz und 250 bis 270 Millionen Euro Gewinn erzielen. Dafür hat die Konzern-Führung zahlreiche Verbesserungspotenziale ausgemacht: Neuen Schub geben sollen ein stärkerer Vertrieb und zusätzliche Einsparungen, etwa in Produktion und Einkauf. Standortschließungen werde es durch den aktuellen Portfolioumbau aber nicht geben, sagte Wiedenfells. Zudem will Stada bis 2019 vier große Biosimilars - Nachahmerprodukte für biotechnologisch hergestellte Arzneien - herausbringen. Obendrein will der Hersteller mindestens sieben neue Markenprodukte in die internationale Märkte drücken.
Mit seinen ambitionierten Zielen stärkt sich Stada in den Gesprächen mit den Bieterkonsortien um die Finanzinvestoren Permira und Advent sowie Bain und Cinven. Sie sollen je 3,6 Milliarden bieten. Der Konzern sei in "guten und intakten Gesprächen", sagte Wiedenfels, äußerte sich aber weder zum Stand der Verhandlungen noch zu einem konkreten Zeitplan. Zuletzt verzögerten sich die Gespräche, da Stada einen höheren Kaufpreis verlangt hatte.
Es gehe nicht um das schnellste Ergebnis, sondern um das beste Ergebnis für das Unternehmen und seine Stakeholder, betonte Wiedenfels. "Wir werden Werte für die Aktionäre schaffen." Spekulationen, dass Vorstand und Aufsichtsrat womöglich im Bieterprozess nicht an einem Strang zögen, versuchte der Konzernchef zu entkräftigen. Beide hätten "100-prozentig" dasselbe Ziel. Zu den zuletzt bekannt gewordenen Spitzelaktionen in seinem Dienstwagen im vergangenen Jahr hielt sich Wiedenfels bedeckt. Die Abhöraktionen hätten nichts mit dem Bieterprozess zu tun und seien eine "Kuriosität" der Vergangenheit.
Im vergangenen Jahr konnte Stada allerdings nicht mit Resultaten glänzen, denn der Konzernumbau schlug sich mächtig in der Bilanz nieder. Zwar stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 1 Prozent auf 2,139 Milliarden Euro, doch unter dem Strich blieben nur 85,9 Millionen Euro hängen nach 110,4 Millionen Euro im Vorjahr - ein Einbruch von mehr als einem Fünftel. Damit fielen die Zahlen noch etwas schlechter aus, als ursprünglich Anfang März mit den Eckdaten in Aussicht gestellt. Grund ist die Neubewertung einer unbekannten Transaktion. Der Aktienkurs fiel zur Wochenmitte bis zum Mittag um 0,81 Prozent auf 56,64 Euro. Vor der Bekanntgabe des Übernahmeinteresses im Februar hatte die Aktien weniger als 50 Euro gekostet. In der Spitze waren sie anschließend bis auf fast 59 Euro nach oben geklettert.
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Stada will seinen Aktionären trotz des Gewinnrückangs eine um 2 Cent auf 72 Cent erhöhte Dividende zahlen und strebt auch für die kommenden Jahre höhere Ausschüttungen für die Aktionäre an, wie Finanzvorstand Kraft sagte.
Stada hatte 2016 auch unter den Wirtschaftssanktionen gegen Russland gelitten. Der Umsatz dort fiel daher um gut ein Viertel. Zudem belasteten Währungseffekte etwa in Großbritannien, wo das britische Pfund nach dem Brexit-Votum abgestürzt ist. Stada hatte überdies das Brasilien-Geschäft eingestellt und sich aus Ägypten zurückgezogen./als/DP/tav/mis