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     822  0 Kommentare Manager-Gehälter auf dem Prüfstand

    Wenn es um die Entlohnung der DAX-Vorstände geht, haben Investment-Profis klare Vorstellungen: Die Höhe kurzfristiger Boni soll sinken. Außerdem fordert eine Mehrheit Obergrenzen für die Gesamtvergütung. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor.

    Martin Schulz, SPD-Kanzlerkandidat und 100-Prozent-Mann, hat für sich und seinen Wahlkampf das Wort „Gerechtigkeit“ neu entdeckt. Eine Forderung, die er derzeit bei jeder Gelegenheit postuliert, ist die Begrenzung von Top-Managergehältern. Schulz trifft damit einen wunden Punkt: Die Vergütungen, die in den Vorstandsetagen einiger Konzerne gezahlt werden, sind mit dem Begriff „Leistungsgerechte Vergütung“ oft kaum noch treffend zu beschreiben. Denn die Gehälter von Top-Managern in Deutschland sind in den vergangenen 20 Jahren exorbitant gestiegen. Noch Mitte der Neunzigerjahre verdiente ein Vorstand eines DAX-Unternehmens laut einer Studie der Berliner Humboldt-Universität (HU) im Schnitt gut 500.000 Euro. Aktuell liegt der Durchschnitt bei über sechs Millionen Euro pro Jahr. Mit anderen Worten: Die Top-Manager der deutschen Wirtschaft verdienen heute im Monat so viel wie ihre Vorgänger im ganzen Jahr.

    Da drängt sich die Frage geradezu auf, ob solche Gehaltszuwächse noch zu rechtfertigen sind. Auch unter Finanzprofis werden die Zahlen diskutiert – nicht zuletzt auch unter den Gesichtspunkten von guter Corporate Governance. Der Berufsverband der Investment Professionals (DVFA) wollte es genauer wissen und gab eine Studie zur Vergütung der CEOs der DAX30-Unternehmen in Auftrag. Die Studie wurde von Professor Dr. Markus Arnold, Universität Bern, und Professor Dr. Martin Artz, Frankfurt School of Finance & Management, im ersten Quartal 2017 durchgeführt. Die Kernaussagen der Studie sprechen eine klare Sprache…

    Zu hohe Boni schaffen Fehlanreize

    Die Befragten fordern einen deutlich höheren Anteil von fixer Vergütung und einen geringeren Anteil kurzfristiger Boni bei der Vergütung von Top-Managern. Als Zielmarke wurde ein durchschnittlicher variabler Anteil von 40,5% an der Gesamtvergütung formuliert. Zum Vergleich: Aktuell beträgt der tatsächliche variable Anteil in der Berichtssaison 2017 fast 60 Prozent.

    Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Höhe der durchschnittlichen und der maximalen Gesamtvergütung von Top-Managern. Die Befragten formulierten hier Grenzen für eine maximal akzeptable Gesamtvergütung von 15,8 Millionen Euro. 27% der Befragten halten die tatsächliche durchschnittliche Gesamtvergütung von 6,15 Millionen Euro implizit für nicht akzeptabel. Zudem glaubten fast alle Befragten, dass CEOs auch für deutliche geringere Summen arbeiten würden, konkret: Die angenommene Summe lag bei durchschnittlich 2,88 Millionen Euro. Das ist weniger als die Hälfte der derzeitigen durchschnittlichen Vergütung von DAX-Vorständen. 

    Auch mehr Verantwortung wird eingefordert: Ein Viertel der Befragten wünscht sich von den CEOs die Bereitschaft, mehr Verantwortung und im Zweifelsfall damit auch negative Boni in Kauf zu nehmen.

    Die Vertrauensfrage

    Wie sehr das Vertrauen in die Konzern-Eliten in den vergangenen Jahren verloren gegangen ist, zeigt die mit höchster Priorität formulierte Forderung zur Gestaltung der variablen Vergütung: Laut Studie sollten Empfänger die Entlohnung nicht manipulieren können. Am zweitwichtigsten war den Befragten eine einfache Strukturierung von Leistungsmaßstäben, Zielgrößen und Vergütungsbestandteilen.

    „Die Ergebnisse der Studie zeigen eindeutig, warum in der anstehenden Hauptversammlungssaison die Vergütung an erster Stelle bei den Themen steht, die Investment Professionals bei Unternehmen ansprechen werden“, sagt Stefan Bielmeier, Vorstandsvorsitzender der DVFA. „Dass das Verhältnis von variablem zu fixem Einkommen von DVFA Mitgliedern sehr kritisch gesehen wird, ist durchaus in Linie mit den Abstimmungsstrategien institutioneller Anleger, die diesen Punkt bei der Vergütung von DAX30 Vorständen in diesem Jahr ansprechen werden“, so Bielmeier.

    Professor Dr. Markus Arnold, Co-Autor der Studie, ergänzt: „Entgegen der landläufigen Meinung, nach der für den Finanzmarkt der variable Anteil an der Vergütung von Vorständen börsennotierter Unternehmen nicht hoch genug sein kann, zeigt die Studie zum dritten Mal in Folge sehr deutlich, dass Investment Professionals vor allem an langfristig ausgelegten Anreizen interessiert sind, kurzfristig orientierte Boni aber nicht gutheißen. Zudem sehen Investment Professionals implizit Governance-Probleme bei vielen DAX30-Unternehmen, die sich in der anstehenden HV-Saison darauf einstellen müssen, sich mit der Kritik von Investoren auseinander zu setzen.“

    Die Studie als PDF-Dokument.

    (MvA)




    Matthias von Arnim
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    Matthias von Arnim befasst sich seit mehr als 20 Jahren journalistisch mit den Themen Geldanlage und Börse. Seit November 2015 schreibt er für €uro-Advisor-Services GmbH auf der Website www.fundresearch.de.
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    Verfasst von Matthias von Arnim
    Manager-Gehälter auf dem Prüfstand Wenn es um die Entlohnung der DAX-Vorstände geht, haben Investment-Profis klare Vorstellungen: Die Höhe kurzfristiger Boni soll sinken. Außerdem fordert eine Mehrheit Obergrenzen für die Gesamtvergütung. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor.

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