Bayer erhöht vor Monsanto-Kauf Prognose - Covestro sorgt für Schwung
LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Bayer hat vor der geplanten Rekordübernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto die Prognose erhöht. Der Umsatz dürfte inklusive der vor mehr als einem Jahr an die Börse gebrachten Kunststofftochter Covestro nun "deutlich" auf etwa 51 Milliarden Euro klettern, sagte Bayer-Chef Werner Baumann am Donnerstag laut Mitteilung. Grund sei das starke Geschäft der Kunststofftochter Covestro . Auch der operative Gewinn dürfte nun "signifikant" zulegen. Im ersten Quartal sorgten kräftige Zuwächse bei Covestro und ein robustes Pharmageschäft für Schwung. Umsatz und Gewinn legten bei Bayer überraschend kräftig zu.
Von Januar bis März legte der Umsatz um 11,7 Prozent auf 13,24 Milliarden Euro zu. Aus eigener Kraft - als ohne Wechselkursschwankungen und Zu- und Verkäufe - hätte das Plus 9,4 Prozent betragen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonderposten erhöhte sich noch kräftiger um 14,9 Prozent auf 3,89 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 2,08 Milliarden Euro - 37,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Analysten hatten bei Bayer insgesamt weniger erwartet. Covestro verzeichnete einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisschub.
AKTIE REAGIERT SEHR POSITIV
An der Börse kamen die Zahlen sehr gut an: Titel von Bayer lagen mit fast drei Prozent an der Spitz des Dax. Bernstein-Analyst Jeremy Redenius sprach von einem durch die Bank starken Quartal.
"Besonders erfolgreich waren wir erneut mit unseren Hauptwachstumsprodukten", sagte Bayer-Chef Baumann mit Blick auf das Pharmageschäft. Diese hätten sich "sehr gut" entwickelt. Der Blutverdünner Xarelto, das Augenmittel Eylea, die Krebsmittel Xofigo und Stivarga sowie das Lungenhochdruckmittel Adempas sorgten für Schub. Ihr Umsatz schnellte auf 1,45 (Vorjahr: 1,19) Milliarden Euro in die Höhe. Für 2017 peilt Bayer laut früheren Angaben für diese Mittel mehr als 6 Milliarden an. Im September hatte Baumann die Ziele für die Spitzenumsätze auf über 10 Milliarden Euro angehoben.
OPTIMISTISCH FÜRS GESAMTJAHR
Rückläufig war hingegen das Geschäft mit dem Blutermittel Kogenate und dem Multiple-Sklerose-Mittel Betaferon im ersten Quartal. Insgesamt erhöhte sich der Umsatz im Pharmageschäft in den ersten drei Monaten um fast 10 Prozent auf knapp 4,3 Milliarden Euro. Das deutlich kleinere Geschäft mit rezeptfreien Mitteln verzeichnete nach der Stagnation im vergangenen Jahr nun ein Wachstum von mehr als 5 Prozent. Im Agrargeschäft baute der Konzern sein Geschäft in Nordamerika aus, während das Geschäft in Lateinamerika weiter nachgab.
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Für das Gesamtjahr ist Bayer dank des kräftigen Wachstums von Covestro nun deutlich optimistischer. Der Umsatz dürfte nun um Währungseinflüsse und Zu- und Verkäufe bereinigt im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich zulegen. Zuvor hatte Baumann, der nun fast genau ein Jahr im Amt ist, eine Steigerung im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich auf mehr als 49 Milliarden Euro veranschlagt. Den operativen Gewinn (Ebitda vor Sonderposten) will er nun im unteren Zehner-Prozentbereich steigern. Das bereinigte Ergebnis je Aktie dürfte im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich zulegen. Bisher waren für beide Kennzahlen Zuwächse im mittleren einstelligen Prozentbereich angepeilt worden. Die Prognose ohne Covestro behielt Bayer bei.
VERSCHULDUNG DRÜCKEN
Die Verschuldung des Gesamtkonzerns will Finanzchef Johannes Dietsch nun bis Ende 2017 ohne Sondermaßnahmen auf etwa 8 Milliarden Euro drücken. Bisher waren etwa 10 Milliarden Euro angepeilt worden. Bayer hatte seinen Anteil an Covestro zuletzt durch Aktienverkäufe deutlich auf 53 Prozent reduziert.
Der Vertrag von Dietsch wurde am Donnerstag bis Ende Mai 2018 verlängert, danach wird er hingegen auf eigenen Wunsch hin das Unternehmen verlassen. Die Nachfolge ist noch offen.
MONSANTO-ÜBERNAHME SOLL 2017 ABGESCHLOSSEN WERDEN
Zum Thema Monsanto-Übernahme gab es bei Vorlage des Quartalsberichts keine Neuigkeiten. Der Zeitplan für die Mega-Übernahme wurde mit keinem Wort erwähnt. Ein Sprecher erklärte aber auf Nachfrage, dass sich keine Änderungen ergeben hätten. Es sei weiterhin Ende 2017 mit einem Abschluss der Rekordübernahme des US-Saatgutkonzerns zu rechnen.
Die Übernahme dürfte auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns an diesem Freitag in Bonn breiten Raum einnehmen. Der 66 Milliarden US-Dollar schwere Mega-Deal würde Bayer mit einem Schlag zur weltweiten Nummer eins bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln machen. Es ist der größte Zukauf eines Konzerns aus Deutschland. Die Behörden rund um den Globus müssen aber noch zustimmen.
In der Chemiebranche ist momentan viel in Bewegung. Vor mehr als einem Jahr hatten die US-Großkonzerne Dow Chemical und Dupont ihre Fusionspläne öffentlich gemacht. Mit der neuen DowDupont soll der weltgrößte Chemiekonzern noch vor dem alten Spitzenreiter BASF entstehen. Aber auch der schweizerische Agrochemiekonzern Syngenta und der chinesische Staatskonzern ChemChina wollen zusammengehen. Während sich die Übernahme von Syngenta durch ChemChina im Schlussspurt befindet, stehen bei der Fusion von Dow Chemical und Dupont nach der Billigung durch die EU-Kommission noch weitere Hürden an./jha/men/fbr