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Credit-Suisse-Chefs bekommen Denkzettel auf Hauptversammlung
ZÜRICH (dpa-AFX) - Ungewöhnlich knapp haben die Aktionäre der zweitgrößten Schweizer Bank Credit Suisse die Millionenvergütung für die Chefetage nach einem Milliardenverlust abgesegnet. Bei der Hauptversammlung am Freitag in Zürich stimmten 58 Prozent für den Vergütungsbericht. Für die Bank war das eine Ohrfeige - Zustimmungen unter 80 Prozent gelten als schwach.
Mit einem Streit über die Boni hatten die Bankchefs nach den schon geäußerten Protesten einflussreicher Stimmrechtsberater gerechnet. Aber dann waren es Umweltaktivisten, die das Prozedere im Hallenstadion vor 1600 Aktionären zunächst störten. Greenpeace-Mitarbeiter seilten sich von der Hallendecke ab und entrollten ein Transparent, mit dem sie gegen die Finanzierung einer umstrittenen Öl-Pipeline in den USA protestierten.
Greenpeace wirft der Bank vor, zu den größten Geldgebern des Pipeline-Projekts in einem Sioux-Gebiet in North Dakota zu gehören. Die Bank sagt, sie sei an der Projektfinanzierung nicht beteiligt. Konzernchef Tidjane Thiam musste seine Präsentation kurz unterbrechen, als das Transparent sich von der Hallendecke aus entrollte. Er sei aber für die freie Meinungsäußerung, sagte er und machte anschließend weiter.
Weniger souverän fanden viele Anleger in den vergangenen Wochen seinen Umgang mit den Boni. Thiam bekommt für 2016 gut 10 Millionen Franken (gut 9 Mio Euro) Festgehalt und Boni. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank ist nach Bilanzsumme fast doppelt so groß wie die Credit Suisse. Ihr Chef John Cryan bekam für das vergangene Jahr 3,8 Millionen Euro, weil er nach einem Milliardenverlust der Frankfurter auf sämtliche Boni verzichtet hatte.
Er habe gute Leistung gebracht, argumentierte Thiam. "Der Milliardenverlust, der im Vorjahr angefallen ist und den ich bedauere, geht nicht auf die Arbeit des derzeitigen Managements zurück", sagte er in einem Fernsehinterview vor der Hauptversammlung. "Der Vergütungsausschuss des CS-Verwaltungsrates stellt sich auf den Standpunkt, der auch in der Zivilgesellschaft gilt: Es ist nicht fair, Leute für Fehler anderer zu bestrafen."
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Die Credit Suisse hatte 2016 auch wegen teurer Rechtsstreitigkeiten in den USA einen Verlust von 2,7 Milliarden Franken eingefahren. Sie resultieren aus Aktivitäten vor mehr als zehn Jahren./oe/DP/tos