checkAd

    Börsen-Zeitung  549  0 Kommentare Entspannte Investoren, Marktkommentar zu Gold von Dieter Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Seit dem aus Sicht der Marktteilnehmer
    vorteilhaften Ausgang der ersten Runde der französischen
    Präsidentschaftswahlen hat der Goldpreis ein wenig nachgegeben.
    Kletterte er vorher bis auf rund 1290 Dollar, steht er momentan bei
    1264 Dollar. Er befindet sich damit wieder auf dem Niveau, das er vor
    dem Bekanntwerden von Wahlprognosen hatte, gemäß denen sich in der
    ersten Runde der Wahlen mit Jean-Luc Mélenchon und Marine Le Pen zwei
    Vertreter von den Rändern des politischen Spektrums hätten
    durchsetzen können und marktliberale Kräfte in der zweiten Runde
    damit ausschalten.

    In diesem Zusammenhang fällt eine interessante Dissonanz zwischen
    den Reaktionen der Goldanleger und denen politischer Kommentatoren
    auf: Sahen Letztere für den befürchteten Ausgang der ersten Wahlrunde
    schon das Ende der europäischen Gemeinschaftswährung und
    möglicherweise gar der Europäischen Union kommen, wurden die Gefahren
    von Anlegern angesichts der vergleichsweise geringen
    Goldpreisveränderung mit einem gewissen Achselzucken quittiert.
    Investoren sehen aktuell keinen rechten Anlass, sich verstärkt der
    Rolle des gelben Metalls als sicherer Hafen in Krisenzeiten zu
    besinnen. Womit sich die Frage stellt, welche Einflussfaktoren
    derzeit den Goldpreis bewegen und was dies für die kurz- und
    mittelfristige Perspektive des Goldpreises bedeutet.

    Im Vergleich zu anderen Anlageklassen ist Gold ein ungewöhnliches
    Anlageobjekt. Es hat Eigenschaften einer Währung, da es häufig und
    kräftig auf Bewegungen des Dollar reagiert. Mit ihren Goldkäufen und
    -verkäufen haben die Notenbanken einen größeren und vor allem
    direkteren Einfluss als auf andere Assets. Gold lässt sich aber auch
    als ein Industriemetall auffassen, da es vor allem in der
    Elektronikbranche eine wichtige Rolle spielt.

    Die physische Nachfrage wird zudem vor allem in Ländern wie Indien
    und China durch den Bedarf als Schmuck deutlich beeinflusst. Nicht zu
    unterschätzen ist mit dem Siegeszug der auf Gold spezialisierten
    Exchange Traded Funds (ETF) auch die Nachfrage durch Investoren - und
    zwar nicht nur mit Blick auf die Wertsicherungsfunktion des Goldes in
    Zeiten politischer Krisen und hoher Inflation. Ins Kalkül fließt auch
    ein, dass Gold keine Verzinsung aufweist und die Goldanlage daher
    wegen der zu berücksichtigenden Opportunitätskosten auf Veränderungen
    des Zinsniveaus reagiert. Diese einzelnen Faktoren wechseln sich als
    wichtigste Treiber des Goldpreises im Zeitverlauf ab.

    Im Gefolge der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten war es
    eindeutig der starke Dollar, der für einen deutlichen Rückgang des
    Goldpreises von 1305,69 Dollar am Freitag vor der Trump-Wahl bis auf
    ein Tief von weniger als 1130 Dollar per Mitte Dezember sorgte. Zudem
    waren mit Blick auf die Trump-Rally Assetklassen wie Aktien
    wesentlich attraktiver als Gold. Nach dem Auslaufen der Trump-Rally
    war es dann neben der einsetzenden leichten Dollarschwäche das wieder
    erwachte Interesse der Investoren, das die Erholung des Goldpreises
    herbeiführte. So verzeichneten die ETF Mittelzuflüsse. Außerdem sind
    spekulative Investoren an den US-Terminbörsen seit längerem stark mit
    Netto-Long-Positionen engagiert.

    Ausgehend vom aktuellen Niveau ist zunächst aber kaum mit einem
    weiteren Anstieg zu rechnen. Die Analysten von Goldman Sachs halten
    es sogar für möglich, dass der Goldpreis binnen drei Monaten auf 1200
    Dollar fällt. Sie verweisen auf das solide US-Wirtschaftswachstum,
    das es der Notenbank Fed ermöglicht, den Leitzins weiter anzuheben -
    was angesichts der Abwesenheit von Inflation die Realzinsen nach oben
    treiben wird. Politische Krisen dürften als Stützfaktor keine große
    Rolle spielen, da ein endgültiger Wahlsieg des französischen
    Börsenlieblings Emmanuel Macron absehbar ist und da im Fall Nordkorea
    keines der beiden beteiligten Länder ein Interesse an einem heißen
    Krieg hat. Andererseits wird ein möglicher Rückgang des Goldpreises
    aber nicht allzu ausgeprägt sein, da das Edelmetall mit Blick auf die
    überall immer noch sehr niedrigen Zinsen gut unterstützt erscheint.

    Längerfristig sieht es nach einem steigenden Goldpreis aus. Trumps
    Pläne umfangreicher Steuersenkungen bei einem gleichzeitigen
    Aufdrehen der Geldhähne für die Rüstung werden längerfristig für eine
    starke Ausweitung des US-Haushaltsdefizits sorgen und die Inflation
    nach oben treiben. Inflationserwartungen sind schon immer neben dem
    Dollar-Kurs der wichtigste Einflussfaktor auf den Goldpreis gewesen.

    OTS: Börsen-Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

    Pressekontakt:
    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de



    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von news aktuell
    Börsen-Zeitung Entspannte Investoren, Marktkommentar zu Gold von Dieter Kuckelkorn Seit dem aus Sicht der Marktteilnehmer vorteilhaften Ausgang der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen hat der Goldpreis ein wenig nachgegeben. Kletterte er vorher bis auf rund 1290 Dollar, steht er momentan bei 1264 Dollar. Er …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer