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     1951  0 Kommentare „Europa muss seine Erwartungen zurückschrauben“

    Präsident Trump, der Brexit, die Schuldenkrise in der Eurozone – die Gefahren für Wirtschaft und Kapitalmärkte sind vielfältig. FundResearch sprach mit Professor Clemens Fuest, dem Leiter des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, darüber, wo Europa und Deutschland heute stehen.

     

    FR: Kaum ein Tag vergeht, an dem der neue US-Präsident nicht durch neue provokante Aussagen zu Handel und Wirtschaft auf sich aufmerksam macht. Was müssen wir wirklich erwarten von der Regierung Trump?

     Fuest: Im Wesentlichen müssen wir mit Veränderungen in vier Bereichen rechnen: Zum einen erwarten wir eine steigende US-Staatsverschuldung in Folge von Infrastruktur-Investitionen und Steuersenkungen. Letzteres könnte tatsächlich einen Konjunkturschub in den USA auslösen.

    Dann kündigt Trump eine Abkehr von den Klimaschutzzielen an, um gleichzeitig die fossilen Brennstoffe zu fördern. Das sollten wir jedoch nicht überbewerten, da die Transformation hin zu grüner Technologie weltweit schon erheblich vorangeschritten ist und sich auch nicht mehr aufhalten lässt, wenn sie auch kaum so schnell verlaufen wird, dass die Klimaschutzziele erreicht werden.

    Dann sind da Trumps Bestrebungen, die Militärausgaben massiv zu erhöhen; das passt natürlich nicht zu der Aussage, die Europäer sollten sich jetzt gefälligst selbst verteidigen. Wenn das amerikanische Militärpotenzial steigt, ist es unglaubwürdig, zu sagen, das werde nicht für die NATO eingesetzt.

    Das für uns wichtigste Thema ist aber der Protektionismus. Hier kommt eine Idee zum Tragen, die eigentlich im Elfenbeinturm entwickelt wurde: die Bestimmungsland-basierte Unternehmensgewinnsteuer. Dabei handelt es sich um eine Ertragsteuer mit Eigenschaften, die an die Umsatzsteuer erinnern. Im Kern geht es darum, die Unternehmen dort zu besteuern, wo ihre Konsumenten sind. Das bedeutet, dass Exporte von Ertragsbesteuerung freigestellt werden und Importe stärker besteuert werden. Trump möchte dadurch das Handelsbilanzdefizit abbauen.

    FR: Wie würde sich das auf die deutsche Exportwirtschaft auswirken?

    Fuest: Die USA sind unser wichtigster Exportmarkt. Diese Art der Besteuerung wirkt im Grunde wie ein Zoll – mit erheblichen Auswirkungen für die deutschen Exporte.

    FR: Wie wahrscheinlich ist denn ein Handelskrieg mit den USA?

     Fuest:  Wir wissen nicht, ob uns ein Handelskrieg mit den USA droht. Trump hat ja schon von einer Erhöhung der Handelskosten für Mexiko und Deutschland um 35 Prozent gesprochen. Wenn die USA diese Maßnahmen unilateral einführen, sinken die deutschen Exporte um 30 Prozent. Das Interessante ist aber, dass die gesamten Exporte Deutschlands nach Berechnungen des ifo Instituts nur um zwei Prozent zurückgehen würden. Das liegt daran, dass aufgrund der Diversifizierung unserer Handelsbeziehungen nur etwa neun Prozent der gesamten Exporte in die USA gehen. Deshalb sind die Auswirkungen auf Deutschland begrenzt.

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    Verfasst von Thomas Gräf
    „Europa muss seine Erwartungen zurückschrauben“ Präsident Trump, der Brexit, die Schuldenkrise in der Eurozone – die Gefahren für Wirtschaft und Kapitalmärkte sind vielfältig. FundResearch sprach mit Professor Clemens Fuest, dem Leiter des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, darüber, wo Europa und Deutschland heute stehen.

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