'Handelsblatt'
Schäuble und IWF finden Kompromiss im Griechenland- Streit
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Im griechischen Schuldenstreit zeichnet sich laut einem Pressebericht ein Kompromiss zwischen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ab. Über die mögliche Einigung sei bereits beim Treffen der Euro-Finanzminister verhandelt worden, wie das "Handelsblatt" (Mittwochausgabe) am Dienstag vorab berichtet. Das Blatt beruft sich auf "mehrere Insider".
Demnach sei der IWF bereit, ein Rettungsprogramm für Griechenland zu beschließen. In dem Beschluss des IWF-Boards soll es aber die Einschränkung geben, dass der Währungsfonds solange kein Geld auszahlt, bis die Schuldentragfähigkeit Griechenlands gesichert ist.
Der Kompromiss wäre für die Bundesregierung und den IWF gleichermaßen gesichtswahrend. Schäuble könnte darauf verweisen, dass sich der IWF am Hilfsprogramm beteiligt, so wie er es zugesagt hatte. Für den Währungsfonds wäre klar, dass er kein Geld auszahlen muss, bis die von ihm geforderte Schuldentragfähigkeit erreicht ist. Durch einen solchen Deal wäre Zeit gewonnen. Der Euro-Rettungsfonds ESM könnte die nächste Hilfstranche auszahlen, um eine Pleite Griechenlands abzuwenden.
In den kommenden Monaten würden Europäer und IWF dann versuchen, ihren Streit um mögliche Schuldenmaßnahmen beizulegen, so dass der IWF ebenfalls Hilfskredite auszahlen kann. Noch liegen die Positionen laut "Handelsblatt" in dieser Frage allerdings weit auseinander. So gingen die Finanzminister der Eurozone für Griechenland von einem merklich günstigeren wirtschaftlichen Szenario aus als der IWF. Laut "Handelsblatt" könnte ein Szenario, dass zwischen den beiden liegt, ein Kompromiss sein.
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Griechenland muss nach dem jüngsten Euro-Finanzministertreffen trotz Sparanstrengungen weiter auf eine feste Zusage für einen neuen Kredit warten. Die Vereinbarung solle nun beim nächsten Treffen am 15. Juni geschlossen werden, hatte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem gesagt. Man sei einer Lösung bereits "sehr nahe". In der Nacht zum Dienstag hatten sich die Finanzminister der Euro-Staaten und der Internationale Währungsfonds (IWF) zunächst nicht darauf einigen können, in welcher Art und Weise dem Land Schuldenerleichterungen in Aussicht gestellt werden sollen./jsl/jkr/he