@Kater schrieb am 13.05.24 Beitrag Nr. 16.939
Antwort auf Beitrag Nr.: 75.766.482 von Schmuckldchen am 10.05.24
Mein wertgeschätzter Busenfreund,
wenn du das Segment Frankreich würdigst im von dir zitierten Geschäftsbericht 2023 der Bijou Brigitte......was deine Subsumtion?
Meine = Es ist krass mies.....man schrieb operativ erneut rote Zahlen......und als Marc Gabriel Geschenk an uns Eigentümer (= der Finanzvorstand ja als einziger Vorstand KEIN Miteigentümer) zahlte man auf dieses operative Minus sogar noch FETTE Ertragssteuern......
Hallo?
Gut, wer die Erwerbsbiografie des Marc Gabriel kennt.......der wird wissen, er hat keine fundierte Ausbildung im Bereich Internationales Steuerrecht......und er ist wohl auch unwillig, Experten hierfür heranzuziehen?
Ländermarkt Frankreich verbrennt Gewinne anderer Ländermärkte......und was wäre, wenn man diese knapp 100 Filialen stattdessen im Bereich Osteuropa oder Balkan hätte.......wir hätten um die 2 - 3 Mio € mehr Gewinn gehabt, statt diese ca 2,5 Mio € Verlust.....ergo ca 5 Mio mehr Gewinn nach Steuern......
Und damit auch mehr Dividenden und einen höheren Aktienkurs.....
Sohn Werner und Vater Werner sollten sich fragen, ob man "Frankreich" können will oder nicht.....falls nicht.....Stecker ziehen........denn Umsatz machen, der zu Verlusten führt.....irre......
Andere Retailer machen dort fette Gewinne......dies wieder des Pudelns Kern...warum Werners es in vielen Ländermärkten nicht leisten können......GEWINNE...hieraus ja auch das Expansionsversagen der Vergangenheit.....die Liste ist lang.......
Aber gerne, mein universeller, lieber alter Busenfreund Kater.
Weil Du so sympathisch auf meinen Beitrag geantwortet hast, will ich Dir und der #bbfamily meine Conclusio in Sachen Frankreich & Co. nicht weiter vorenthalten, weil das kostet ja nichts…
Ich hatte bereits in meinem Beitrag 16.204 vom 8.10.23 eine erste Einschätzung abgeliefert:
(5) Das Segment Frankreich bleibt ein Problemkind. Kein Umsatzzuwachs und das EBT ist nach 2022 wieder in die roten Zahlen gerutscht. Das 2HJ dürfte den Verlust nicht auffangen. Die EBT-Marge war in Frankreich schon immer unter ferner liefen.
Nachfolgend mein Update zur Segmentübersicht für die Zeiträume 1HJ, 2HJe und GJe, GJ-IST für 2023 sowie die Vergleichsjahre 2022 (*angepasst) und 2019:
Quelle: Geschäftsberichte, HJ-Finanzbericht und eigene Berechnungen
*) Anmerkungen
(1) Besonders wichtig ist der Heimatmarkt, mehr als die Hälfte (51,1%) der Erlöse kommt aus
Deutschland. Beim EBT steuert das Segment sogar 57,1% zu. Die deutschen Standorte (414) machen aber nur 46,2% am Filialnetz aus. Unterm Strich bin ich insgesamt mit dem Ergebnis zufrieden. Aber nicht vergessen, wie es bereits @
Kater auf den Punkt brachte: „Der Gesamterfolg der Bijou Brigitte steht und fällt aber mit dem "Klumpenrisiko Deutschland".
(2) Enttäuscht bin von
Spanien. Das Segment verbucht gegenüber 2022 zwar einen leichten Umsatzrückgang von 1,7% aber weist beim EBT einen unbegreiflichen Absturz von 31,8% aus. Seltsam, während die privaten Konsumausgaben in Deutschland um 0,8% gegenüber 2022 zurückgingen, legten sie in Spanien immerhin um 1,5% zu. Was ist da schief gelaufen? Ist die Anzahl der Filialen stärker gesunken und unter 100 Standorte gefallen? Warum fehlen im Geschäftsbericht für die Segmente die entsprechenden Angaben? Da hat wohl auch der Abschlussprüfer im Konzernanhang Tomaten auf den Augen gehabt, denn BB schreibt im Lagebericht: „Bedeutsamste nichtfinanzielle Steuerungsgröße ist die Anzahl der Filialen.“ Immerhin liefert Spanien ein positives Finanzergebnis. Da ist offensichtlich noch (zu viel) Geld in der Kasse?
Am 19.8.24 feiert die spanische Tochter ihr 25. Jubiläum. Ich erwarte das BB im lfd. GJ im diesem Ländermarkt wieder besser abschneiden. Aber die Spitzenwerte aus vergangenen Jahren (2007 Umsatz 104,9 Mio. EUR und Ergebnis nach Steuern 25,2 Mio. EUR) sowie (2009 Anzahl Filialen 276) sind für immer passé.
(3) Auch im Segment
Italien kommt keine Begeisterung auf. Trotz einer Umsatzsteigerung von 6,8% gegenüber dem Vorjahr auf 33,6 Mio. EUR, geht das EBT um 36,7% (1,9 Mio. EUR) zurück. Auch hier besteht Klärungsbedarf!
(4) Der Ländermarkt
Portugal trägt nur 2,6% zum Gesamtumsatz bei, hat jedoch bei EBT einen Anteil von 4,2%. Gegenüber Spanien (102e) hat Portugal (25e) nur ein Viertel an Filialen, aber im Vergleich bei EBT (Spanien 4.609 TEUR) erzielt Portugal (1.516 TEUR) ein Drittel. Das schlägt sich in der deutlich besseren EBT-Marge von 17,6% (Spanien 12,6%) nieder! Weshalb die iberische Halbinsel so unterschiedliche Ergebnisse liefern, ist mir unverständlich und wirft Fragen auf!
(5) Ein Totalausfall zeigt der viertgrößte Ländermarkt
Frankreich und schreibt nach dem Ausnahmejahr 2022 wiederholt rote Zahlen! Nach dem schlechten Ergebnis im 1HJ hatte ich für im 2HJ mit einem EBT von rund 1,0 Mio. EUR gerechnet. Es sind gerade einmal 100 TEUR geworden!
Die ganze Misere wird bei der Betrachtung im direkten Vergleich der wichtigen Wettbewerber deutlich:
Quelle: rubypayeur.com und eigene Berechnungen
Erläuterungen:
Während bei BB die Anzahl der Standorte kontinuierlich fällt, bauen Lovisa und der Platzhirsch Claire’s ihr Filialnetz weiter aus. Insbesondere Claire’s hat sich mit Concessions ein echtes zweites Standbein geschaffen. Dafür gönnt sich BB neben der BB SAS (Muttergesellschaft) und dem „Ufo“ BB SCI weitere 17 Bijou Rubin Töchter (SARL). Das dürfte BB mittlerweile bereut haben und ist aber angeblich irreversibel. Die regionale Zersplitterung war offensichtlich vorrangig dem französischen Arbeitsrecht (Gewerkschaften, Betriebsrat, etc.) geschuldet, hat jedoch letzten Endes kaum etwas gebracht. Auf jeden Fall, das Steuerbüro und der Abschlussprüfer profitieren davon!
*) Bei Lovisa ist zu beachten: Neben der Lovisa France besteht noch die Lovisa Retail France (ehemalige beeline Retail France). Durch die Übernahme in 2021 (22 Filialen) erhöht sich die Anzahl der Filialen per 30.06.2023 von 48 um 20 auf insgesamt 68 Filialen. Per 31.12.2023 (1HJ24) weist Lovisa für Frankreich 80 Filialen aus. Allerdings sind für diese Tochterges. seit 2020 keine Jahresabschlüsse mehr einsehbar. Dennoch gehe ich bei Lovisa mittlerweile von einem Gesamtumsatz > 30 Mio. EUR und einem Ergebnis nach Steuern von ca. 3,0 Mio. EUR aus. Abgesehen davon erwirtschaftet eine Lovisa-Filiale im Vergleich durchschnittlich > 100 TEUR mehr Umsatz! Und das gilt nicht nur für das Segment Frankreich.
Kurzes Fazit: In Frankreich kann BB m.E. keinen Blumentopf mehr gewinnen. Das Segment ist geprägt von einer stupenden Kontinuität des Misserfolgs, die darauf beruht das BB offensichtlich die potenzielle Kundschaft nicht ausreichend erreicht (unternehmerisches Versagen). Droht hier analog UK (langjähriges Siechtum) ein zweites Waterloo? BB kennt sich in Frankreich ja mit Niederlagen aus. Denn bereits beim ersten Versuch 1990 ist BB mit lediglich 4 Filialen schnell gescheitert.
(6) Erfreuliche Kennzahlen liefert das Segment
Übrige Länder. Mit 7,7% Umsatzzuwachs gegenüber 2022, einem leichten Anstieg im Filialnetz und einem um 900 TEUR, höher als von mir erwarteten EBT, schneiden die eingeschlossenen, restlichen 12 Ländermärkte durch die Bank (überwiegend) sehr erfolgreich ab. Neben der Slowakei (vgl. #16679 vom 18.03.24) darf ich heute die Zahlen (G+V) aus Polen abbilden:
Quelle: ALEO.com und eigene Berechnungen
Das ist schon bemerkenswert: mit lediglich 27 Filialen, umgerechnet ca. 7,3 Mio. EUR Umsatz (im ⌀ 270 TEUR/Fil.) erzielt dieser Ländermarkt einen Jahresüberschuss von 1,2 Mio. EUR. Dagegen kommt Frankreich mit drei Mal so viel Filialen und 26,8 Mio. Umsatz auf keinen grünen Zweig!
Aus dem Lagebericht der polnischen Tochter:
„…Das Unternehmen nahm seine Tätigkeit am 15.09.1999 auf. In den folgenden Jahren wurden 71 Geschäfte eröffnet und 44 geschlossen. Im Jahr 2023 wurden keine Geschäfte eröffnet und keine geschlossen...
...Während des Jahres beschäftigte das Unternehmen im Durchschnitt 83 Mitarbeiter (auf Vollzeitbasis).
...In den kommenden Jahren ist nur eine geringe Ausweitung des Einzelhandelsnetzes geplant. 1 Geschäft wird voraussichtlich im Jahr 2024 geschlossen.
…Das Unternehmen schloss das Geschäftsjahr 2023 mit einem positiven Ergebnis ab. Wir erwarten, dass sich dieser Trend in der ersten Hälfte des Jahres 2024 fortsetzen wird. Im zweiten Halbjahr 2024 rechnen wir derzeit mit einem Umsatz, der leicht über dem Niveau von 2023 liegt. Für das Jahr 2025 rechnen wir mit einer Fortsetzung der positiven Umsatzentwicklung. Trotz des starken Kostenanstiegs erwarten wir auch für die Folgejahre positive Ergebnisse…“
Im 25. Geschäfts- und Jubiläumsjahr (Gründung Warschau 23.07.1999) wünsche ich mir noch bessere Zahlen. Das BB offensichtlich keine deutliche Erweiterung bei Filialnetz plant, ist enttäuschend. Polen hätte m.E. mindestens für 50 – 60 Standorte Platz. Dafür ist Lovisa Poland bereits mit 19 Filialen vertreten und BBB „dicht“ auf den Fersen!
Aktuell: die Galeria Północna stärkt ihre Position auf dem Markt der Warschauer Shopping-Center. Allein seit Anfang dieses Jahres haben nicht weniger als 9 Langzeitmieter dieser Mall ihre Mietverträge mit dem Vermieter verlängert. BB gehört dazu!
Zum Abschluss noch eine faustdicke Überraschung:
BB eröffnet demnächst eine erste Filiale in Skopje,
Nordmadezonien
Quelle: Mallbetreiber:
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Soon opening at East Gate Mall“.
Wir freuen uns und begrüßen den neuen Ländermarkt! Wir wünschen viel Erfolg und erwarten noch weitere Eröffnungen auf dem Balkan!
Damit ist meine Replik zur Segmentberichterstattung im Allgemeinen und für Frankreich im Speziellen wohl hinreichend erfüllt. Die Einladung zur Präsenz-HV habe ich zur Kenntnis genommen. Hinsichtlich der Abstimmung zu den TOPs und evtl. Gegenanträgen habe ich noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Entsprechende Mitteilung und Äußerungen behalte ich mir bei passender Gelegenheit vor…
@Kater, hast Du denn schon Deine Reise in die „Hitzehölle“ HWK und insofern die umfangreichen Erfrischungs- und Sicherheits-Maßnahmen geplant?
mfg
Weltenbummler
Ps.: Dieser Beitrag stellt ausdrücklich
keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung für die BB-Aktie dar. Der Autor ist lediglich Inhaber von BB-Aktien.
Nachtrag 1: Zur Aktie. Da haben die Börsenblättchen doch tatsächlich – ohne irgendwelche Feierlichkeiten -. eine kleine Rallye beim Kurs ausgelöst. 44,70 EUR im Xetra-Handel sind schon eine Nummer, aber eben auch nur nominal. Real, also inflationsbereinigt, wird die Freude schon etwas kleiner. Doch wie nachhaltig ist diese Rallye...geht ihr bereits die Puste aus? Fakt ist: seit 9.05. notiert BB wieder über der 40ziger Marke und die 200-Tage-Linie wurde signifikant überschritten. Dennoch, so erfreulich die Kursentwicklung auch ist, das Angebot überwiegt (bei Weitem) die Nachfrage. Denn viele Aktionäre haben von BB schon lange die Nase gestrichen voll…so gesehen hat
@GAP-Minder bisher nichts falsch gemacht!
Nachtrag 2: Entdeckt und Interesse geweckt:
Quelle: Social Media
@Kater, ist das die Marke und der Laden Deiner besseren Hälfte? Hauptsache, mein Busenfreund bleibt in Sachen BB maximal positiv!